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Berlin (kobinet) Da erfahre ich dies und lese woanders das über die Überwachungsstelle BFIT-Bund, besonders über die Führungsqualitäten des Leiters, dessen Kompetenz und den zielgerichteten Konzepten dieser Bundeseinrichtung. Warum bekomme ich dabei immer einen Schluckauf?
Eine Glosse, die keine ist.
Schluckauf Nummer 1: Datenformate
Auf der Webseite Publikationen der Überwachungsstelle sind Veröffentlichungen von Dokumenten gelistet. Jede Publikation hat eine eigene Seite. Der EU-Bericht ist unter der Rubrik „Berichten“ zu finden. Die Dokumente haben die Datenformate Webseite (HTML), PDF, MS Word DOCX, ePub. Und nun kommt noch etwas neues hinzu: die ersten beiden veröffentlichten Handreichungen werden als Webseiten auf einem Unterserver (Subdomain https://handreichungen.bfit-bund.de) einer Gitlab-Ausgabe angeboten (also auch HTML mit Blättern der Abschnitte).
Was sagt mir das? Da ist keine Linie, keine Konzeption, keine Veröffentlichungsplanung dahinter. Einfach konzeptionslos die Inhalte anbieten. Macht sich da keiner redaktionelle Gedanken?
Es spiegelt die generelle Konzeptionslosigkeit der Überwachungsstelle wieder. Hick.
Schluckauf Nummer 2: Wo steht denn der Subdomain-Server für die Handreichungen?
Die IP-Adresse zu handreichungen.bfit-bund.de ist einfach zu ermitteln 141.62.1.133. Und mit der Abfrage whois 141.62.1.133 erfährt man, wessen Server das ist und wer ihn verwaltet.
Fakt ist, bfit-bund.de, also die Haupt-Website der Überwachungsstelle des Bundes steht in einem Rechenzentrum der KBS (Knappschaft Bahn See), wo auch der Server der Bundesfachstelle Barrierefreiheit und der KBS selbst sich befinden. Gehört demnach der IT dieser KBS.
Wo steht denn nun aber der Server mit den Handreichungen?
Der Standort ist die Hochschule der Medien Stuttgart, wie der Screenshot vom 12.06.2022 zeigt.

Screenshot der Whois-Abfrage nach der IP-Adresse 141.62.1.133
6 weitere Server verbergen sich hinter der IP-Adresse, auch der Server gitlab.bf-hdm.de (Siehe auch meinen Artikel zu der Datenscutzproblematik).
Die Handreichungen sind inhaltlich echt gut, gute Arbeit.
Hat BFIT-Bund eine Erlaubnis? Bekommt das die IT der BFIT-Bund nicht hin, eigene Dokumente auf eigenen Servern zu platzieren? Hat sich der Leiter der BFIT-Bund Herr Michael Wahl so beschwatzen lassen, dass er seine Verantwortung und behördliche Unabhängigkeit vergisst? Oder gibt es einen Vertrag mit monetären Komponenten mit der HDM in Stuttgart. Kennen die Dienstherren der Überwachungsstelle diesen Deal? Hat Herr Wahl kein IT-Konzept?
Und auch, wenn alles von „oben“ abgesegnet sein sollte – ein Geschmäckle hat es doch. Hick.
Schluckauf Nummer 3: Schleichwerbung
Da las ich doch in der Handreichung „Mobile Anwendungen“, dass ausdrücklich die Firma T-Systems in Dresden, Frau Nebe als Autorin dieses Abschnittes ist T-Systems-Vertreterin, zu empfehlen sei (siehe https://handreichungen.bfit-bund.de/ag03/1.1/pruefverfahren/bitv-audit.html unten). Vor einiger Zeit versuchte ich ein Interview mit T-Systems, sie lehnten ab.

Screenshot aus der Handreichung „Mobile Anwendungen“

Screenshot aus Handreichung „Mobile Anwendungen“
Aber auch eine weitere Firma hat sich eingebracht (siehe https://handreichungen.bfit-bund.de/ag03/1.1/pruefverfahren/bik-bitv-test.html unten), die DIAS GmbH.
Geschmäckle nur?
Vorstellbar ist eine Sammlung von Dienstleistern und Firmen, die das leisten können, wobei die Liste neutral von BFIT-Bund zusammen gestellt werden sollte und deutlich mehr als 2 Einträge enthält. Hat da BFIT-Bund einen Plan? wäre wunderbar.
Hick.
Schluckauf Nummer 4: Kostenpflichtige Prüfsoftware oder Open Source?
In den Handreichungen werden den Lesern Hinweise gegeben, die hilfreich beim Testen sind. Nach Aussage des Leiters der BFIT-Bund ist kostenlose Software nicht Technologie neutral. Na was denn, Open Source Software Werkzeuge haben in Sachen Barrierefreiheit Testen von Webseiten eine über 20jährige Tradition, jeder kann am Quellcode sehen, was da wie getestet wird. Open Source wird ständig ohne Kosten für die Nutzer weiterentwickelt. Etwas Besseres kann man doch gar nicht bekommen. Und dann soll ich zum Testen die kostenpflichtige Software von T-Systems verwenden, deren Erfahrungen gar nicht so ausgereift sind, wie die Webentwickler in 20 Jahren die Werkzeuge aufgebaut haben. So etwas muss man beim Namen nennen: Der Leiter der BFIT-Bund ist mehr als inkompetent.
Es gibt auch sehr leistungsfähige Tools und Verfahren, die tausende Webseiten in relativ kurzer Zeit technisch abprüfen können. Ein Interview mit T-Systems wurde abgelehnt.
Warum wurden von BFIT-Bund die Gespräche mit Siteimprove 2019/2020 abgebrochen?
Leute, nutzt Open Source. Siehe Link1, Link2, Link3, Link4 usw. (einfach beliebig gesucht). Hick.
Schluckauf Nummer 5: Wer überwacht die Überwachungsstelle?
Ja, das frage ich mich auch.
Cringe.
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Zu Punkt 3: Die unheilige Verbindung zwischen einigen Firmen mit diesen Einrichtungen ist altbekannt. Man schaue sich einmal die ReferentInnen an, die auf deren Veranstaltungen auftauchen. Zwei Namen findet man immer: Nebel und Zimmermann.
Es spricht denke ich auch für sich, dass der BITV-Test so stark propagiert wird, obwohl er von einer Privat-Firma – DIAS – entwickelt wird, überwieend ohne große Beteiligung von Behinderten-Verbänden, siehe dazu auch https://www.netz-barrierefrei.de/wordpress/warum-der-bitv-test-einen-relaunch-braucht/.
Die haben sich da ein schönes Monopol geschaffen.