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Programm Inklusionsscheck geht 2025 weiter: Förderung könnten beantrag werden

Portraitfoto des Ministers
NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann
Foto: Pressestelle des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales

Düsseldorf (kobinet) Das nordrhein-westfälische Programm "Inklusionsscheck NRW" wird auch im Jahr 2025 fortgeführt: Das Land unterstützt mit insgesamt 500.000 Euro Maßnahmen zur Stärkung der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in Nordrhein-Westfalen. Für das seit 2020 bestehende Programm können Vereine und Initiativen ab sofort wieder eine Förderung in Höhe von 2.000 Euro beantragen, zum Beispiel für Veranstaltungen, Fortbildungen oder barrierefreie Kommunikation. Landesweit können in diesem Jahr insgesamt 250 Projekte finanziell gefördert werden, wie das nordrhein-westfälische Sozialministerium mitteilte.

Der nordrhein-westfälische Sozialminister Karl-Josef Laumann erklärte dazu: „2024 war ein Rekordjahr für den Inklusionsscheck: 376 Vereine und Organisationen haben mitgemacht. Wie beliebt die Förderung ist, zeigt auch, dass sich in den letzten Wochen viele Initiativen bei uns im Ministerium nach der Fortführung 2025 erkundigt haben. Das freut mich sehr und zeigt, dass wir mit der Förderung auf dem richtigen Weg sind und immer mehr Vereine und Initiativen vor Ort Inklusion umsetzen und Barrieren abbauen wollen. Ich bin gespannt auf die vielen wie immer sehr kreativen und innovativen Maßnahmen, die wir fördern werden.“

Ob bei einer Sportveranstaltung für Menschen mit und ohne Behinderung oder bei einem inklusiven Kulturprojekt – beim Inklusionsscheck geht es darum, Ideen umzusetzen, die das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderungen voranbringen. Die Maßnahmen müssen grundsätzlich dazu dienen, Barrierefreiheit herzustellen, sodass alle Menschen unabhängig von einer möglichen Behinderung an den Angeboten teilnehmen können. Auch die Anschaffung von technischen Hilfen oder personelle Unterstützung zur barrierefreien Kommunikation, beispielsweise über Gebärdendolmetscher, ist daher förderfähig. Voraussetzung für eine Bewilligung der Förderung ist, dass sich die Aktivitäten an einen möglichst großen Personenkreis richten und die finanzielle Unterstützung gezielt für die inklusive Ausgestaltung des Angebots eingesetzt wird. Außerdem müssen die Maßnahmen in Nordrhein-Westfalen stattfinden und noch in diesem Jahr durchgeführt werden.

Der Inklusionsscheck kann ab sofort in einem unkomplizierten Verfahren über die Internet-Seite http://www.inklusionsscheck.nrw.de beantragt werden. Dort ist auch alles Wissenswerte rund um das Programm zu finden.

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Ralph Milewski
31.03.2025 13:42

Zwischen Scheck und System – Inklusion bleibt ein Sonderfall

Zwei Beiträge innerhalb weniger Tage, beide auf kobinet – und doch zwei Welten. Hier die Fortsetzung des Inklusionsschecks NRW, dort das Interview mit Hubert Hüppe über die Rückkehr der „Ideologie der Aussonderung“. Was auf den ersten Blick gegensätzlich erscheint, ist in Wahrheit Ausdruck derselben Entwicklung: Inklusion wird zur Sondermaßnahme – flankiert von Projektförderung, begleitet von symbolischen Gesten, aber strukturell nicht verankert.

Ich habe am 28.12.2024 unter dem Titel „Inklusionsscheck oder Inklusionsschreck?“ dargelegt, warum Programme wie dieser keine nachhaltige Inklusion schaffen, sondern punktuelle Maßnahmen fördern, die das eigentliche Problem unangetastet lassen: die institutionelle Trägheit und die fehlende Bereitschaft, Inklusion als gesellschaftliche Normalität zu begreifen – nicht als Ausnahmefall.

Hüppes Analyse, dass Sonderschulen wieder gebaut und Werkstätten rhetorisch zu Bestandteilen eines „inklusiven Arbeitsmarktes“ umgedeutet werden, ist bezeichnend. Sie zeigt, dass sich der Diskurs zwar verändert hat – die Strukturen aber nicht. Was früher offen exkludiert hat, nennt sich heute inklusiv – bleibt aber funktional dasselbe.

Der Inklusionsscheck reiht sich nahtlos in dieses Muster ein. Gefördert wird, was sich als „inklusiv“ labeln lässt – nicht was Strukturen dauerhaft verändert. Ein Theaterprojekt, ein Sportevent, ein Podcast: all das ist nicht per se falsch, aber es ersetzt keine inklusive Schulreform, keine zugänglichen Arbeitsplätze, keine barrierefreie Stadtentwicklung.

Wer glaubt, dass solche Projekte Inklusion fördern, sollte sich darüber im Klaren sein: Es handelt sich um Sonderprojekte – und genau das ist das Problem.

Sie sind das Gegenteil von Normalität. Sie bestätigen die Regel, dass Teilhabe nicht selbstverständlich ist. Sie markieren Orte, an denen Inklusion ermöglicht wird – nicht dort, wo sie gesetzt ist.

Was hier als Inklusion gefeiert wird, ist in Wahrheit ein kontrollierter Ausnahmezustand. Und damit faktisch: Exklusion – nur mit freundlich klingendem Etikett.

Ich schreibe das nicht, weil ich auf eine Antwort warte. Ich rechne weder mit Reaktion noch mit Einbeziehung. Aber es muss benannt werden. Noch einmal. Und wieder. Bis man nicht mehr so tut, als sei Inklusion etwas, das man gewähren kann – statt etwas, das niemandem verweigert werden darf.