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Differenzierte Betrachtung statt Stigmatisierung psychisch kranker Menschen gefordert

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Foto: ht

Neuss (kobinet) Der Bundesverband Burnout und Depression (BBuD) hat mit großer Besorgnis die Ergebnisse der Gesundheitsministerkonferenz vom 12. Juni 2025 in Weimar zur Kenntnis genommen. Die dort geforderte "stärkere Vernetzung von Betreuungsstrukturen und mehr Zusammenarbeit zwischen Gesundheits- und Sicherheitsbehörden" zum Schutz vor Gewalttaten psychisch kranker Menschen bedarf nach Ansicht des Verbands einer differenzierten Betrachtung, wie es in einer Stellungnahme des Verbands heißt. "Als bundesweite Selbsthilfeorganisation mit über zehn Jahren Erfahrung wissen wir: Die überwiegende Mehrheit der Menschen mit psychischen Erkrankungen stellt keine Gefahr für die Gesellschaft dar. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen klar, dass deutlich mehr Gewalttaten von Menschen ohne psychische Erkrankungen begangen werden. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) betont: 'Psychisch kranke Menschen sind als Gesamtgruppe nicht gewalttätiger als Menschen ohne psychische Erkrankungen.'"

Konkrete Zahlen belegen nach Informationen des Verbands: „Während etwa zwei Prozent der Allgemeinbevölkerung zu Gewalttaten neigen, liegt dieser Wert bei Menschen mit psychischen Erkrankungen bei vier Prozent. Das bedeutet: 96 Prozent aller Menschen mit psychischen Erkrankungen leben gewaltfrei. Angesichts der Tatsache, dass jährlich etwa ein Drittel der Bevölkerung von einer psychischen Störung betroffen ist, wird deutlich, dass die absolute Zahl der von psychisch gesunden Menschen verübten Gewalttaten weit höher ist.“

Konstruktive Lösungen statt Stigmatisierung

Der BBuD lehnt die Einrichtung eines Registers für psychisch kranke Menschen, wie aktuell diskutiert, entschieden ab. Ein solches Register wäre nicht nur stigmatisierend, sondern auch kontraproduktiv für die Gewaltprävention. Vielmehr brauche es frühzeitige, koordinierte und intensive Hilfen für Menschen mit psychischen Erkrankungen, wie es auch die DGPPN empfiehlt. Der Vorsitzende Thomas Kölblin-Herzig betonte: „Wir erinnern uns als Selbsthilfeverband an Zeiten, in denen Menschen mit psychischen Erkrankungen ausgegrenzt und stigmatisiert wurden. Die Vorstellung, dass sensible Daten in falsche Hände geraten könnten, ist erschreckend. Gerade mit Blick auf aktuelle politische Entwicklungen weltweit dürfen wir solche Fehler nicht wiederholen.“

Der BBuD fordert daher:

• Ausbau niedrigschwelliger Präventionsangebote, wie sie bereits in einigen Bundesländern existieren
• Verbesserung der ambulanten Versorgungsstrukturen
• Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen, um Behandlungsbarrieren abzubauen
• Differenzierte mediale Berichterstattung ohne vorschnelle Zuschreibungen

„Wir stehen für eine Gesellschaft, in der Menschen mit psychischen Erkrankungen unterstützt und nicht ausgegrenzt werden“, so die klare Ansage des Verbands.

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