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Selbstvertretung junger Menschen und Eltern mit Behinderung erstmals beim Jugendhilfetag

Selbstvertreter*innen beim Deutschen Jugendhilfetag 2025
Selbstvertreter*innen beim Deutschen Jugendhilfetag 2025
Foto: bbe

Leipzig (kobinet) Beim 18. Deutschen Jugendhilfetag vom 13. bis 15. Mai 2025 in Leipzig waren erstmals die Selbstvertretungsverbände junger Menschen und von Eltern mit Behinderungen mit eigenen Messeständen aktiv dabei. Die Botschaft der Selbstvertretung behinderter Menschen an Politik und Fachverbände von Kinder- Jugend- und Behindertenhilfe war eindeutig: "Nichts mehr ohne uns, sondern mit uns." So waren Mitglieder vom Verein Careleaver gemeinsam mit der bundesweiten Selbstvertretungsgruppe junger Menschen mit Behinderung – jumemb und der jungen Selbsthilfe vom Kindernetzwerk am Messestand vertreten. In einem Fachforum mit Mitarbeitenden der Jugendämter und der stationären Jugendhilfe haben sie ihre Vorstellungen von moderner Kinder- und Jugendhilfe diskutiert. Statt professioneller Distanz sei eine professionelle Nähe zielführender. So könne das Gefühl des Verlustes und der Einsamkeit für viele junge Menschen in Wohngruppen verringert werden.

„Wenn junge Menschen von Beginn an allen Entscheidungen des Jugendamtes, in den Wohngruppen und in den Pflegefamilien beteiligt werden, wären viele langwierige Diskussionen mit den Jugendlichen nicht nötig“, so eine ehrenamtlich engagierte Careleaverin. Inklusiver Kinderschutz könne präventiv verbessert werden, wenn junge Menschen nicht alle 6 Monate bis 2 Jahre wegen dem gleichen Assistenz- oder Hilfebedarf begutachtet würden. Jede wiederholte Untersuchung könne eine Retraumatisierung bedeuten, wenn Kinder- und Jugendliche immer wieder neu ihre Schwierigkeiten in der Kindheit darstellen oder sich wegen eines Assistenzantrages vor fremden Menschen „ausziehen“ müssten. Diese heute immer noch übliche strukturelle Gewalt verhindere die Entwicklung eines positiven Selbstbilds, heißt es vonseiten der Selbstvertreter*innen.

Aus Kindern mit körperlichen, seelischen und kognitiven Beeinträchtigungen werden später Eltern mit Behinderung. Der Selbstvertretungsverband behinderter und chronisch kranker Eltern (bbe) hat auf dem Deutschen Jugendhilfetag gemeinsam mit der Fachstelle unterstützte Elternschaft Sachsen Mitarbeitende der Kinder- und Jugendhilfe über Elternassistenz und Begleitete Elternschaft aufgeklärt. „Wenn Mütter und Väter mit Behinderung und auch mit chronisch psychischen Erkrankungen Assistenz für die Betreuung und Versorgung der Kinder nutzen, können Trennungen von Familien verhindert werden. Gerade Eltern mit nicht sichtbaren Behinderungen oder chronisch Erkrankungen wird dieser Rechtsanspruch oft noch vorenthalten. So führt dieser Unterstützungsmangel unnötig oft zur Trennung von Familien und neuen Generationen von traumatisierten Careleavern“, erklärte Kerstin Blochberger vom Bundesverband behinderter und chronisch kranker Eltern.