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Nachgehakt: BR-Radltour und Barrierefreiheit – Schweigen statt Standards

Ein Mann in einen Anzug und Zylinder aus dem Letzte Jahrhundert stzeht bei seinem Hoch-Rad. Schwarz Weiß Foto
35 Jahre BR-Radltour – und immer noch mit Denkweisen von vorgestern!
Foto: Ralph Milewski

Fladungen (kobinet) Am 9. April 2025 veröffentlichte ich auf kobinet einen Beitrag über die fehlenden Standards zur Barrierefreiheit bei der BR-Radltour – einer der größten und traditionsreichsten Veranstaltungen des Bayerischen Rundfunks. Der Text hat öffentlich gemacht, was seit Jahrzehnten übersehen oder ignoriert wird: Dass es bis heute keine klaren Strukturen, keine transparente Informationspolitik und keine verbindlichen Mindestanforderungen gibt, was die barrierefreie Gestaltung und vor allem deren Kommunikation betrifft.

Die Reaktionen darauf? Zurückhaltend bis nicht existent. Der Bayerische Rundfunk selbst hat sich bislang weder öffentlich noch organisatorisch in der Pflicht gesehen, auch nur eine minimal transparente Erklärung auf seiner Website zu veröffentlichen. Kein Hinweis, dass Informationen zur Barrierefreiheit noch folgen. Kein Eingeständnis des Versäumnisses. Keine spürbare Bewegung. Das ist besonders deshalb bemerkenswert, weil die Radltour in wenigen Monaten startet – am 3. August in Bad Neustadt – und sich potenzielle Teilnehmende mit Behinderungen weiterhin selbst zusammenreimen müssen, ob sie vor Ort überhaupt teilnehmen können.

Auch die Rückmeldung der Geschäftsstelle des Bayerischen Landesbeauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderung blieb vorsichtig. Zwar wurde anerkannt, dass die Informationslage unzureichend ist. Doch man wolle „die weiteren Planungen abwarten“ – als wäre es 2023 oder das erste Jahr einer neuen Idee. Dass eine öffentlich finanzierte Großveranstaltung nach 35 Jahren immer noch keine Routine im Umgang mit barrierefreier Kommunikation entwickelt hat, wird nicht als strukturelles Problem benannt, sondern als offenes Prozessfenster zur „Beobachtung“ erklärt.

Was sagt das aus? Dass die Verantwortung weiterhin verwässert wird – zwischen dem Veranstalter, den Etappenorten, dem Sender, der Redaktion, der Politik. Und genau das ist das Problem: Barrierefreiheit bleibt freiwillige Zusatzleistung statt verpflichtendes Kriterium. Wer keine Standards schafft, muss auch keine Standards einhalten. Und wer keine verbindlichen Informationen veröffentlicht, kann sich jederzeit darauf berufen, dass „noch geplant“ wird.

Inklusion braucht aber keine Beobachtung. Sie braucht Handlung. Und vor allem braucht sie Verbindlichkeit.

Ich bin es gewohnt, mit anderen Stellen über Teilhabe und Barrierefreiheit diskutieren zu müssen – leider oft gegen Widerstände. Von einer offiziellen Stelle wie der des Landesbeauftragten hätte ich jedoch mehr erwartet als bloßes Abwarten. Als Beauftragter der Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung reicht es aus meiner Sicht nicht aus, offensichtliche Missstände lediglich zu beobachten. Es braucht sichtbares Engagement und klare Signale – gerade gegenüber öffentlich-rechtlichen Institutionen wie dem Bayerischen Rundfunk, wenn grundlegende Informationspflichten über Jahre hinweg systematisch versäumt wurden.

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