
Foto: Bundesvereinigung Lebenshilfe
BERLIN (kobinet) In Briefen an die Spitzen von Union und SPD fordert die Bundesvereinigung Lebenshilfe, dass bei den Koalitionsverhandlungen die Schwächsten der Gesellschaft nicht an den Rand gedrängt werden dürfen. Ulla Schmidt, Bundesvorsitzende der Lebenshilfe, appelliert deshalb an die künftige Regierung, mehr Teilhabe im Koalitionsvertrag zu verankern. So müssten die geplanten Milliarden für die Infrastruktur auch angemessen in Barrierefreiheit investiert werden.
Ulla Schmidt betont: „Als Lebenshilfe-Vorsitzende liegen mir die Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung besonders am Herzen. Sie und ihre Familien sind völlig unverschuldet häufig ein Leben lang auf Unterstützung angewiesen, und viele der Probleme in unserem Land, sei es eine schwache oft nicht barrierefreie Infrastruktur, sei es der Mangel an bezahlbarem Wohnraum, der Fachkräftemangel oder auch Schwächen im Gesundheits- und Bildungssystem treffen sie besonders hart.“
Die Lebenshilfe spricht in ihren Schreiben weitere wichtige Punkten an: Menschen mit Behinderung brauchen bedarfsgerechte Leistungen. Das bereits vor acht Jahren eingeführte Bundesteilhabegesetz muss daher endlich konsequent umgesetzt und weiterentwickelt werden. Darüber hinaus gilt es, den allgemeinen Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung zugänglicher zu machen sowie die Kinder- und Jugendhilfe endlich inklusiv zu gestalten.
Hier ein weiteres Beispiel für den „Masterplan Selbstvertretung“ der Lebenshilfe (danke an Uwe Heineker für den Hinweis). Seine Beschreibung als „Marionettentheater der Lebenshilfe-Funktionäre“ trifft den Kern sehr genau.
Unter dem Deckmantel der Selbstvertretung entsteht lediglich der Anschein von Partizipation, während tatsächlich weiterhin Funktionäre und Mitarbeiter die Kontrolle behalten. Menschen mit Behinderung werden als vermeintliche Selbstvertreter eingebunden, doch ihre Rolle bleibt weitgehend beratend, ohne wirkliche Entscheidungsbefugnis.
Die groß angekündigten Ziele wie Vernetzung, Austausch und Mitbestimmung ändern nichts an den bestehenden Machtverhältnissen. Tatsächlich dient der Masterplan vor allem dazu, das etablierte System der Lebenshilfe und ihre finanziellen Ressourcen zu sichern. Echte Selbstvertretung würde bedeuten, Macht konsequent abzugeben und Sonderstrukturen abzubauen.
Besonders kritisch hervorzuheben sind:
Damit bleibt der „Masterplan Selbstvertretung“ letztlich genau das, was Uwe Heineker kritisch benannt hat: ein geschickt inszeniertes Marionettentheater, das die Strukturen der Lebenshilfe sichert und echte Selbstvertretung verhindert.
Im Kern ist es institutionalisierte Heuchelei. Die Lebenshilfe fordert öffentlich Teilhabe, Inklusion und den Zugang zum Arbeitsmarkt – aber nur in einem Maße, das ihr eigenes System nicht gefährdet. Sie lebt davon, dass Menschen mit Behinderung nicht in regulären Strukturen ankommen, sondern lebenslang auf ihre „Hilfe“ angewiesen bleiben.
Das perfide daran:
Wenn es der Lebenshilfe tatsächlich um echte Teilhabe ginge, müsste sie fordern:
Aber das wäre das Ende ihres Geschäftsmodells. Also bleibt es bei schönen Worten und halbgaren Forderungen, die letztlich nur ihre eigene Existenz sichern.