Berlin (kobinet) Bei der Protestaktion der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) am 5. Mai vor dem Brandenburger Tor zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung behinderter Menschen haben Aktivist*innen der Behindertenbewegung aus verschiedenen Regionen Deutschlands deutlich gemacht, dass Diskriminierungen beim Bahnfahren immer noch bitterer Alltag für viele Menschen mit Behinderungen sind. Mit einer Presseinfo und Links zu Berichten blickt die ISL auf die Aktion zurück und bekräftigt ihr Engagement für eine Bahn für alle. Bei einer Veranstaltung auf dem Bad Kreuznacher Kornmarkt geht es heute auch um die Barrierefreiheit im öffentlichen Nah- und Fernverkehr.
Mit kurzen schauspielerischen Darstellungen wurden bei der Aktion vor dem Brandenburger Tor typische Szenen im Reisealltag behinderter Menschen gezeigt: Sei es, dass der Mobilitätsservice trotz Voranmeldung nicht am Bahnsteig erscheint; das Universal-WC defekt ist, welches dann zur Nicht-Mitnahme der Person führt; oder aber ein Hublift am Zug, der sich dann doch nicht mehr ein- oder ausfahren lässt.
So beschrieb die Klimaaktivistin Cécile Lecomte, dass es für sie einfacher sei, einen Strommast zu erklimmen, als mit der Bahn in ihrem Rollstuhl von A nach B zu kommen. Sie fordert endlich ausschließlich stufenlose Züge.
Bahnfahrerin Kathrin aus Norddeutschland erzählte von ihren Erlebnissen: So wurde ihr beispielsweise die Hilfeleistung beim Umsteigen mit Rollstuhl, Handbike und Gepäck wegen des Überziehens des Dienstschlusses des Bahnsteigpersonals von fünf Minuten verwehrt.
Jan Krech vom Deutschen Bahnkundenverband (DBV) zweifelte in seinem Beitrag ganz stark an, aus welchem Grund der Mobilitätsservice der Bahn eigentlich Service heißt, wenn man sich als Fahrgast im Rollstuhl lediglich nur verwaltet fühlt anstatt umfassend über akzeptable alternative Reiserouten informiert zu werden.
Für die Sprecherin der LIGA Selbstvertretung Dr. Sigrid Arnade zeigen die Berichte von betroffenen Bahnreisenden mit Behinderung vor allem eines: dass behinderte Menschen immer noch Fahrgäste zweiter Klasse sind und nicht als gleichberechtige Kund*innen angesehen werden, weder von der Bahn noch von der Bundesregierung.
Die ISL und ihre Verbündeten fordern die Bundesregierung, das Verkehrsministerium und die Deutsche Bahn dazu auf, diese Missstände endlich abzuschalten und Menschen mit Behinderung die volle Gleichberechtigung beim Bahnfahren zu gewährleisten – zu jeder Zeit, an jedem Ort.
Weitere Informationen und Berichterstattung unter:
Protesttag 5 Mai 2022 Barrierefreie Bahn – YouTube (EU-Schwerbehinderung)
rbb24 vom 05.05.2022 um 13 Uhr | ARD Mediathek (ab Minute 05:00)
Bahn-Aktion am Brandenburger Tor | kobinet-nachrichten
Protesttag verdeutlicht fehlende Barrierefreiheit bei der Deutschen Bahn (eu-schwerbehinderung.eu)
jederzeitmitbahn.de – Die Klage auf der Schiene! Das Ziel: Reisen, wann immer Züge fahren
Jederzeit mit Bahn – ISL e.V. – betterplace.org – Spendenaktion für Bahnklage
100.000 – Barrierefreie Bahn – Die 100.000 Euro Bahn Challenge zum Europäischen Protesttag für Menschen mit Behinderung zum 5. Mai 2022