
Foto: Aktion Mensch
Bonn (kobinet) Vor zwei Wochen hat sich die Aktion Mensch mit einem dringenden Appell gegen das Hamstern von Desifektionsmitteln an die Öffentlichkeit gewandt. Heute appelliert diese, dass Informationen zu Corona-Virus alle erreichen müssen und präsentiert eine neue Webseite mit barrierefreien Online-Informationen. Da Assistenznutzer*innen und Assistenzdienste durch steigende Infektionszahlen gefährdet sind, appelliert die Aktion Mensch zudem, besonders verletzliche Gruppen zu schützen.
„Um sich selbst und andere zu schützen, müssen Informationen zum Corona-Virus allen Menschen gleichermaßen zugänglich gemacht werden. Viele Menschen mit Behinderung sind auf barrierefreie Informationen angewiesen. Aber wo findet man diese? Die Aktion Mensch bietet ab sofort eine neue Webseite, die barrierefreie Informationsangebote bündelt“, heißt es in einer Presseinformation der Aktion Mensch. Unter www.aktion-mensch.de/corona-infoseite finden nun Menschen, die aufgrund von Einschränkungen beim Sehen, Hören oder Verstehen auf eine besondere Aufbereitung der derzeitigen Ereignisse angewiesen sind, eine Übersicht über barrierefreie Informationsangebote zum Corona-Virus und den lebensnotwendigen Sicherheitsmaßnahmen, die damit verbunden sind. Die Informationsübersicht werde fortlaufend aktualisiert.
Gleichzeitig weist die Aktion Mensch darauf hin, dass das Wohlergehen vieler Menschen aufgrund chronischer Erkrankungen, Alter oder Behinderungen von der Unterstützung ihrer Mitmenschen abhängig ist. „Viele von ihnen sind auf Assistenz angewiesen. Wenn hier viele Menschen erkranken, ist für einige Menschen mit Behinderung der Alltag nicht mehr zu organisieren. Wir appellieren daher an jeden Einzelnen, sich seine Verantwortung gegenüber risikobehafteten Menschen bewusst zu machen und das eigene Verhalten zu überprüfen“, schreibt die Aktion Mensch.
Petra Strack könne das beispielsweise sehr anschaulich schildern: Sie ist persönlich und beruflich von der aktuellen Ausnahmesituation betroffen. Die Personalmanagerin lebt seit 2003 mit persönlicher Assistenz und gründete vor vier Jahren den bundesweiten Assistenzdienst Deine AssistenzWelt, um auch anderen Menschen mit Behinderung dieses Gefühl von Unabhängigkeit weiterzugeben. Auf die Unterstützung durch Assistenz-Kräfte sind insbesondere Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung angewiesen, die wichtige Bewegungsabläufe oder Alltagsaufgaben nicht ohne Hilfe ausüben können. Dies kann beispielsweise bei Menschen mit einer fortgeschrittenen Muskelerkrankung, einer Querschnittslähmung oder einer Sehbehinderung der Fall sein. Die 35-jährige Petra Strack ist aufgrund ihrer Behinderung, Spinale Muskelatrophie, selbst einem erhöhten Risiko durch das Corona-Virus ausgesetzt und möchte dafür sensibilisieren, sich gemeinsam noch stärker gegen eine unkontrollierte Ausbreitung der Virusinfektion einzusetzen, heißt es in der Presseinformation der Aktion Mensch. „Unsere Kunden sind auf Unterstützung durch Assistenz im Alltag angewiesen. Neben meiner eigenen Gesundheit bereitet mir daher noch eine ganz andere Frage Sorgen: Was passiert eigentlich, wenn sich einer unserer Kunden mit Covid19 infiziert – müssen wir unseren Assistenz-Service dann komplett einstellen? Und noch wichtiger: Müssen unsere Kunden dann im Krankenhaus notversorgt werden, was bereits heute nicht zu bewältigen wäre? Egal an wen wir uns wenden, diese beängstigende Frage kann uns derzeit leider niemand beantworten. Daher lautet mein Appell an alle: Unbedingt zu Hause bleiben, um sich selbst und andere zu schützen“, bringt es Petra Strack auf den Punkt.