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Berlin/Halle (kobinet) Zum dritten Jahrestag des Inkrafttretens des Cannabis-als-Medizin-Gesetzes macht Kirsten Kappert-Gonther, Sprecherin für Drogenpolitik der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen deutlich, dass es hier noch einiges zu tun gibt und für die Betroffenen noch viele Probleme bestehen. Für die Inklusionsbotschafterin Jennifer Sonntag hat sich damit auf jeden Fall einiges zum Besseren verändert.
„Der Beschluss des Bundestags zur Verordnung von Cannabis als Medizin war ein Meilenstein mit Vorbildfunktion in der Europäischen Union. Leider hat die Bundesregierung aber offensichtlich Angst vor der eigenen Courage. Bei der Umsetzung hapert es auch drei Jahre nach dem Inkrafttreten gewaltig. Patientinnen und Patienten stehen vor großen Hürden bei der Kostenübernahme durch die Krankenkassen und bei der Versorgung mit Medizinalcannabis. Die ausgeschriebene Menge für den Anbau ist zu gering. Die harte Deckelung des Anbaus von Cannabis in Deutschland war ein Fehler, den die Bundesregierung korrigieren sollte. Mindestens eine Verdoppelung des Anbaus ist notwendig, um die Versorgung der Patientinnen und Patienten sicherzustellen. Zudem muss es mehr Freiheiten bei der Sortenvielfalt geben, denn je nach THC- und CBD-Gehalt kann Cannabis für unterschiedliche Beschwerden eingesetzt werden. Kleine und regionale Unternehmen sollten gerechte Chancen bekommen, an dem Anbau partizipieren zu können“, erklärte Kirsten Kappert-Gonther .
Der Genehmigungsvorbehalt der Krankenkassen hat sich nach ihrer Ansicht nicht bewährt und sollte abgeschafft werden. Sogar Patientinnen und Patienten, die vorher über eine Ausnahmeerlaubnis verfügten, bekämen jetzt zum Teil keine Kostenerstattung. Der bürokratische Aufwand für die Ärztinnen und Ärzte sei immens. Viel zu oft werde bei bestimmten Indikationen eine Kostenübernahme verwehrt, obwohl das nicht im Sinne des Gesetzgebers ist. Zudem mache die im Gesetz verankerte Begleitstudie nach Ansicht der Grünen-Politikerein keinen Sinn, wenn die Kassen über die Köpfe von Ärztin und Patient hinweg eine Auswahl treffen. „Die Patientinnen und Patienten, die auf Cannabis als Medizin angewiesen sind, haben die gleiche Aufmerksamkeit und Versorgungsqualität verdient wie alle anderen“, betont Kirsten Kappert-Gonther.
Die Inklusionsbotschafterin Jennifer Sonntag nutzt aufgrund einer schweren Schmerzerkrankung Medizinalcannabis in Sprayform. „Stärkere Medikamente schränkten meinen Tastsinn stark ein und meine Sinnestätigkeit, was für mich als blinde Patientin sehr problematisch war. Auch halfen sie bei meiner Form der Schmerzerkrankung nicht. Unter ärztlicher Begleitung kann medizinisches Cannabis eine echte Chance und Verbesserung der Lebensqualität sein. Als Patientin möchte ich nicht stigmatisiert werden und hoffe durch mehr Offenheit zum Thema auch auf zukünftig aussagekräftigere Forschungsergebnisse. Entgegen der Medienberichte war der Beantragungsprozess für mich und meinen Neurologen vor der Krankenkasse noch steinig und es war frustrierend als mehrfach beeinträchtigte Frau anfangs einen so erschwerten Zugang zu bekommen“, berichtet Jennifer Sonntag.