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Lehrkräfte sind für Inklusion, sehen aber viele Hindernisse

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Foto: Deutschlandfunk

Köln (kobinet) "Lehrkräfte wünschen sich Inklusion, sehen aber viele Hindernisse", so titelt der Deutschlandfunk einen Bericht über eine aktuelle Umfrage zur Inklusion unter Lehrkräften in Deutschland. "Obwohl eine Mehrzahl der Lehrkräfte in Deutschland Inklusion für wünschenswert hält, glaubt nur eine Minderheit, dass sie derzeit auch praktisch umsetzbar ist. Das ist das Ergebnis einer Forsa-Umfrage, die von der Gewerkschaft Verband Bildung und Erziehung in Auftrag gegeben worden war", heißt es dazu im Deutschlandfunk-Bericht.

Dem Bericht zufolge unterstützen 62 Prozent der Lehrkräfte Inklusion an Schulen. Das sind sechs Prozentpunkte mehr als vor fünf Jahren. Allerdings halten laut VBE nur 28 Prozent der Befragten einen gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung auch praktisch für sinnvoll. Das ist ein Prozentpunkt mehr als bei der vorherigen Befragung 2020.

Link zum vollständigen Bericht im Deutschlandfunk

Lesermeinungen

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3 Lesermeinungen
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Martin
05.06.2025 06:58

Im Abgeordnetenhaus von Berlin findet im zuständigen Bildungsausschuss heute eine öffentliche Anhörung zum Thema schulische Inklusion statt. Ich selbst bin dort als Sachverständiger nominiert von den Grünen geladen, und werde hoffentlich sehr deutliche Worte zu den auch hier leider zu verzeichnen den deutlichen Rückschritten finden. Die Sitzung beginnt ab 14 Uhr und wird im livestream auf dem Youtube-Kanal des Abgeordnetenhauses live übertragen. Später kann man sich die Sitzung auch als Aufzeichnung anhören. Vor dem Parlament findet eine Demonstration des Bündnisses für Inklusion statt.

Solidarische Grüße von Martin Theben

Ralph Milewski
04.06.2025 15:58

„Lehrkräfte wünschen sich Inklusion, sehen aber viele Hindernisse“ – so betitelt der Deutschlandfunk seine aktuelle Berichterstattung zur Forsa-Umfrage im Bildungsbereich. Was nach einem Fortschritt klingt, ist bei genauer Betrachtung vor allem eines: ein wohlklingendes Framing, das mit der Realität nicht übereinstimmt.

Denn was die Zahlen tatsächlich zeigen, ist ernüchternd: Nur 28 % bundesweit – und in Niedersachsen sogar nur rund 20 % – halten den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung für sinnvoll und praktisch umsetzbar. Der überwiegende Rest hält zwar die Idee für „wünschenswert“, bevorzugt aber weiterhin Förderschulen oder verweist auf fehlende Mittel. Das ist keine Unterstützung für Inklusion – das ist ein Rückzug ins alte Denken bei gleichzeitiger Fortschrittsrhetorik.

Dass Lehrkräfte sich unter schlechten Bedingungen überfordert fühlen, ist nachvollziehbar. Aber das rechtfertigt nicht, aus einem „Ja“ ein „Ja, aber“ zu machen. Wer Inklusion nur dann befürwortet, wenn sie folgenlos bleibt, trägt nicht zur Lösung bei – sondern zur Verhinderung.

Die wiederholte Bezugnahme auf den Begriff „sonderpädagogischer Förderbedarf“ verschärft das Problem: Er umfasst längst auch temporäre Krisenfälle und wird statistisch so gedehnt, dass die Zahl der „inklusiv beschulten“ Kinder höher wirkt als sie inhaltlich ist. So verschwinden Kinder mit Behinderung in einer Sammelkategorie, die Inklusion verspricht, aber Separation weiter praktiziert.

Die UN-Behindertenrechtskonvention fordert gleichberechtigte Teilhabe – nicht symbolische Anwesenheit, nicht Integration nach Gutdünken, sondern strukturelle Veränderung. Davon sind wir weit entfernt. Und solange Medienberichte so tun, als sei die Mehrheit der Lehrkräfte auf dem richtigen Weg, obwohl sie faktisch gegen den inklusiven Unterricht steht, wird sich daran nichts ändern.

Uwe Heineker
Antwort auf  Ralph Milewski
04.06.2025 22:59

wie immer – eine tolle Analyse und möchte dem hinzufügen: Es sei daran erinnert, dass bereits 1973 (!!!) der Deutsche Bildungsrat den integrativen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung empfohlen hat – somit erstmals das Dogma einer bloß an Sonderschulen orientierten sonderpädagogischen Förderung gebrochen wurde, das davon ausging, dass behinderten Kindern und Jugendlichen mit besonderen Maßnahmen in abgeschirmten Einrichtungen am besten geholfen werden könne. Seitdem versäumten alle (!!!) bisherigen Regierungen, diese Empfehlung flächendeckend umzusetzen – statt dessen wurden aussondernde Schulen stetig ausgebaut, wofür Deutschland von der UN im Rahmen ihrer Staatenprüfungen zur Umsetzung des UN-Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderung sowohl 2015 als auch 2023 aufs Schärfste gerügt wurde – die nächste Prüfung steht 2031 an ….!