Berlin (kobinet)
Das Peer Counseling wird 30 Jahre alt.
Peer Counseling bedeutet: Menschen mit Behinderung beraten andere Menschen mit Behinderung.
Das ist ein wichtiger Erfolg für das bifos.
Das bifos ist das Bildungs- und Forschungs-institut zum selbst-bestimmten Leben Behinderter.
Bei bifos können Menschen mit Behinderung lernen, wie sie selbstständig leben können.
Dort wird auch untersucht, was Menschen mit Behinderung für ein selbstbestimmtes Leben brauchen.
Ottmar Miles-Paul hat mit 2 Frauen gesprochen.
Mit Barbara Vieweg und Jenny Bießmann.
Barbara Vieweg kennt das Peer Counseling schon sehr lange.
Jenny Bießmann hat seit Anfang 2025 die Leitung übernommen.
Die beiden Frauen erzählen:
Peer Counseling ist ein sehr erfolgreiches Angebot für Menschen mit Behinderungen.
Beim Peer Counseling beraten Menschen mit Behinderungen andere Menschen mit Behinderungen.
Das bifos bildet diese Beraterinnen und Berater aus.
Früher gab es wenig Arbeits-plätze für die Peer Counselor.
Das hat sich geändert.
Heute können die Beraterinnen und Berater bei der EUTB arbeiten.
EUTB heißt Ergänzende Unabhängige Teilhabe-beratung.
Die EUTB ist ein Angebot in ganz Deutschland.
Dort bekommen Menschen mit Behinderung kostenlose Beratung.
Diese Beratung ist unabhängig, das heißt: Die Berater sind nicht an bestimmte Ämter gebunden.
Jenny Bießmann ist seit Januar 2025 für die Weiter-bildung zuständig.
Weiterbildung bedeutet: Menschen lernen etwas Neues für ihren Beruf.
Jenny Bießmann hat die Weiter-bildung selbst gemacht.
Sie möchte, dass es mehr Beraterinnen und Berater mit Behinderung gibt.
Die Zukunft des Peer Counseling:
Es ist wichtig, dass viele Menschen mit verschiedenen Behinderungen die Weiter-bildung machen.
Die Berater können an vielen Orten arbeiten.
Zum Beispiel in Kranken-häusern und an Hoch-schulen.
Hochschulen sind Orte, wo Menschen studieren können, zum Beispiel Universitäten.
Jenny Bießmann wünscht sich:
Alle Beraterinnen und Berater in den EUTB-Stellen sollten die Ausbildung machen.
Barbara Vieweg hofft:
Die Agentur für Arbeit soll Menschen mit Behinderungen bei der Weiter-bildung mehr unterstützen.
Die Agentur für Arbeit ist eine Behörde, die Menschen bei der Suche nach Arbeit hilft.
Sie kann auch Geld für Weiterbildungen geben.
Denn Peer Counseling ist ein guter Beruf mit vielen Arbeits-möglichkeiten.
Das Peer Counseling ist heute bekannter als früher.
Es hilft Menschen mit Behinderungen dabei, selbst-bestimmt zu leben.
Selbstbestimmt leben bedeutet: Menschen entscheiden selbst über ihr Leben.
Immer mehr Menschen mit Behinderungen suchen Beratung bei Peer Counselorn.
Weil diese ihre Lebens-situation besser verstehen können.
Jenny Bießmann wünscht sich für die Zukunft:
- Mehr Menschen sollen die Weiter-bildung machen
- Mehr Angebote für aus-gebildete Peer Counselor
- Bessere digitale Lern-möglichkeiten
Digitale Lernmöglichkeiten sind Wege, um mit dem Computer oder Internet zu lernen.
Barbara Vieweg sagt:
Beim Peer Counseling geht es nicht nur um Gesetze.
Es geht auch um die Einstellung: "Du hast Rechte".
Wer mehr wissen will, kann sich ein Video anschauen: Peer-Counseling-Weiterbildung ISL
Das bifos lädt am 20. und 21. Juni 2025 zum Peer Counseling Refresh ein.
Beim Peer Counseling Refresh können Menschen ihr Wissen zum Peer Counseling auffrischen und erneuern.
Das ist für alle, die früher die Weiter-bildung gemacht haben.
Wer Peer Counselor werden möchte:
Man kann sich bis zum 31. Juli 2025 für die nächste Weiter-bildung bewerben.
Mehr Infos gibt es hier: Peer-Counseling-Weiterbildung

Foto: bifos
Berlin (kobinet) Das Peer Counseling feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum – ein bedeutender Meilenstein für das Bildungs- und Forschungsinstitut zum selbstbestimmten Leben Behinderter (bifos) und für die Selbstbestimmt-Leben-Bewegung insgesamt. kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul sprach mit Barbara Vieweg, langjährige Wegbereiterin des Programms, sowie mit Jenny Bießmann, die seit Anfang 2025 die Koordination übernommen hat, über die Entwicklung der Weiterbildung, neue Herausforderungen und die Zukunft des Peer Counseling.
kobinet-nachrichten: Frau Vieweg, das Peer Counseling feiert in diesem Jahr in Deutschland sein 30-jähriges Bestehen. Was bedeutet dieses Jubiläum für das bifos?
Barbara Vieweg: Das Peer Counseling-Weiterbildungsprogramm ist das erfolgreichste Angebot für Menschen mit Behinderungen beim bifos. Bereits zum 27. Mal qualifizieren wir Expert*innen in eigener Sache und haben damit Standards gesetzt. Während vor 30 Jahren noch Fragen zur korrekten Schreibweise von Peer Counseling aufkamen, ist der Begriff heute so etabliert, dass er auch manchmal ungenau verwendet wird. Nach unserem Verständnis bedeutet Peer Counseling die Beratung von Menschen mit Behinderungen durch Menschen mit Behinderungen. Dabei ist uns die behinderungsübergreifende Arbeit besonders wichtig. Die gemeinsamen Erfahrungen aus einem Leben mit Behinderung, aus Begegnungen mit Diskriminierungen und aus dem erfolgreichen Kampf für Selbstbestimmung bilden die Basis für die Beziehung zwischen Beratenden und Ratsuchenden.
In den ersten Jahren gab es für ausgebildete Peer Counselor*innen nur wenige Einsatzmöglichkeiten außerhalb der Zentren für selbstbestimmtes Leben. Dies hat sich – insbesondere durch die Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) – verändert, da die Beratung in den EUTB vor allem durch die Methode des Peer Counseling erfolgen soll.
kobinet-nachrichten: Nun gibt es auch personelle Veränderungen – die Koordination des Programms ist neu besetzt. Frau Bießmann, Sie haben diese Rolle übernommen. Wie ist es dazu gekommen und was hat Sie an der Aufgabe gereizt?
Jenny Bießmann: Ja, genau, ich bin seit dem 1. Januar 2025 die neue Koordinatorin der Peer Counseling Weiterbildung ISL des bifos. Meine Vorgängerin, Kerstin Blochberger, hat ein neues großes Projekt übernommen und fragte mich im Sommer 2024, ob ich mir vorstellen könnte, ihre Rolle zu übernehmen. Ich musste nicht lange überlegen und sagte sofort zu.
Es ist mir unglaublich wichtig, dass es mehr Berater*innen mit Behinderung auf einer professionellen Ebene gibt, insbesondere im Bereich des Peer Counselings. Ich habe diese Weiterbildung selbst 2016 erfolgreich abgeschlossen und fühlte mich dadurch noch gestärkter in dem, was ich bereits seit vielen Jahren tue: die Beratung von Menschen mit Behinderung.
Besonders gereizt hat mich die Möglichkeit, auch etwas an dieser Weiterbildung verändern und weiterentwickeln zu dürfen.
kobinet-nachrichten: Wie sieht die Zukunft des Peer Counseling aus?
Jenny Bießmann: Es ist wichtig, dass die Weiterbildung von vielen Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen in verschiedenen Arbeitskontexten absolviert wird, beispielsweise in Krankenhäusern, wo Menschen möglicherweise gerade eine Behinderung neu erworben haben, oder in Studierendenwerken, wo Menschen mit Behinderungen Beratung suchen, um zu erfahren, wie es anderen ergeht oder ergangen ist während des Studiums
Ein ganz persönlicher Wunsch von mir ist es, dass in einigen Jahren alle Berater*innen in den EUTBs diese Weiterbildung absolviert haben. Das würde bedeuten, dass ausschließlich Peer Counselor*innen in diesem Bereich tätig sind, was die Qualität und Authentizität der Unterstützung weiter steigern würde.
In der Zukunft haben wir die Möglichkeit, diese Weiterbildung dauerhaft gut zu finanzieren, um die Trainer*innen angemessen zu bezahlen und ihnen auch Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten. Darüber hinaus könnten wir kostengünstige Aufbauseminare anbieten und alle fünf Jahre ein großes Alumni-Treffen organisieren, um den Austausch und die Vernetzung zu fördern.
Barbara Vieweg: Wichtig ist auch, dass die Agenturen für Arbeit Menschen mit Behinderungen eine Förderung für die Weiterbildung gewähren können, denn die berufliche Tätigkeit als Peer Counselor*in bietet vielfältige Einsatzmöglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Eine Förderung der Weiterbildung sollte auch über die Eingliederungshilfe möglich sein.
Aus 30 Jahren liegen umfangreiche Erfahrungen und wichtige Erkenntnisse vor, eine wissenschaftliche Untersuchung wäre ein wichtiger Beitrag zur Weiterentwicklung des Peer Counseling. Es gibt bei den Disability Studies Forscher*innen, die diese Untersuchung sehr gut übernehmen können.
kobinet-nachrichten: Wie hat sich das Verständnis von Peer Counseling in den letzten 30 Jahren verändert?
Jenny Bießmann: Zunächst denke ich, dass Peer Counseling zunehmend als wertvoller Ansatz zur Förderung von Selbstbestimmung und Empowerment angesehen wird. In den letzten 30 Jahren haben immer mehr Menschen mit Behinderungen durch diese professionelle Beratungsmethode die Möglichkeit gefunden, auf dem ersten Arbeitsmarkt, beispielsweise in einem Zentrum für selbstbestimmtes Leben, eine Anstellung zu finden.
Barbara Vieweg: Ja, denn ein weiterer Erfolg der bifos Weiterbildung ist eben auch, dass Peer Counseling eine anerkannte Methode der Beratung ist und nicht mehr als ehrenamtliche Ergänzung in der Beratungspraxis gesehen wird.
Jenny Bießmann: Und immer mehr Menschen mit Behinderungen erkennen, dass es äußerst vorteilhaft ist, genau diese Berater*innen aufzusuchen, da sie die eigene Lebensrealität besser nachvollziehen können. Besonders in den letzten Jahren, auch bedingt durch die Corona-Pandemie, hat sich herausgestellt, dass diese Beratungsmethode für die Berater*innen selbst eine wichtige Möglichkeit bietet, sich regelmäßig zu reflektieren und zu prüfen, ob ihre eigenen Lebensumstände und Herausforderungen mit der Beratungstätigkeit so noch vereinbar sind.
Dies führt gerade in den letzten Jahren immer häufiger dazu, dass sich Berater*innen frühzeitig Grenzen setzen und sich selbst schützen, sei es in der direkten Beratung, wenn rassistische oder frauenfeindliche Aussagen vom Gegenüber getroffen werden, oder auch einfach, indem sie sich besser um ihre eigene Gesundheit kümmern.
kobinet-nachrichten: Was wünschen Sie sich persönlich für die nächsten Jahre?
Jenny Bießmann: Ich wünsche mir persönlich für die kommenden Jahre, dass die Weiterbildung im Peer Counseling ISL des bifos noch breiter anerkannt wird und dass noch mehr Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen diese Weiterbildung in Anspruch nehmen. Selbstverständlich ist es mir auch wichtig, dass wir die Weiterbildung kontinuierlich weiterentwickeln und kleine Aufbauseminare anbieten können, um die Qualität zu steigern.
Zudem sollten wir die Digitalisierung nicht ignorieren und unsere Lernplattformen entsprechend modernisieren, um den Bedürfnissen der Teilnehmenden gerecht zu werden.
Barbara Vieweg: Zudem ist wichtig, dass es bei der Durchsetzung von Rechtsansprüchen auf gleichberechtigte Teilhabe nicht allein um die gute Kenntnis der Gesetze geht, sondern auch um die Haltung „Du hast Rechte“. Hier kann Peer Counseling in Zukunft noch stärker die Haltung der Beratenden und Ratsuchenden stärken.
Ein herzliches Dankeschön an Barbara Vieweg und Jenny Bießmann für das interessante Gespräch. Wer sich selbst einen lebendigen Eindruck davon verschaffen möchte, dem sei das neue Image-Video ans Herz gelegt:
Hier geht’s zum Video: Peer-Counseling-Weiterbildung ISL
Zudem lädt das bifos am 20. und 21. Juni 2025 zum Peer Counseling Refresh ein – eine Veranstaltung für ehemalige Teilnehmerinnen der Weiterbildung, die sich weiter vernetzen und austauschen möchten.
Weitere Informationen zum Peer Counseling Refresh: Peer Counseling Refresh: – Peer-Counseling
Wer selbst Peer Counselorin werden möchte: Die Bewerbungsphase für den nächsten Weiterbildungsgang im Jahr 2026 läuft bereits – eine Bewerbung ist noch bis zum 31. Juli 2025 möglich.
Weitere Informationen zur Weiterbildung und zum Bewerbungsverfahren gibt es auf dieser Webseite: Peer-Counseling-Weiterbildung (PCW) – Peer-Counseling

Foto: bifos
Berlin (kobinet) Das Peer Counseling feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum – ein bedeutender Meilenstein für das Bildungs- und Forschungsinstitut zum selbstbestimmten Leben Behinderter (bifos) und für die Selbstbestimmt-Leben-Bewegung insgesamt. kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul sprach mit Barbara Vieweg, langjährige Wegbereiterin des Programms, sowie mit Jenny Bießmann, die seit Anfang 2025 die Koordination übernommen hat, über die Entwicklung der Weiterbildung, neue Herausforderungen und die Zukunft des Peer Counseling.
kobinet-nachrichten: Frau Vieweg, das Peer Counseling feiert in diesem Jahr in Deutschland sein 30-jähriges Bestehen. Was bedeutet dieses Jubiläum für das bifos?
Barbara Vieweg: Das Peer Counseling-Weiterbildungsprogramm ist das erfolgreichste Angebot für Menschen mit Behinderungen beim bifos. Bereits zum 27. Mal qualifizieren wir Expert*innen in eigener Sache und haben damit Standards gesetzt. Während vor 30 Jahren noch Fragen zur korrekten Schreibweise von Peer Counseling aufkamen, ist der Begriff heute so etabliert, dass er auch manchmal ungenau verwendet wird. Nach unserem Verständnis bedeutet Peer Counseling die Beratung von Menschen mit Behinderungen durch Menschen mit Behinderungen. Dabei ist uns die behinderungsübergreifende Arbeit besonders wichtig. Die gemeinsamen Erfahrungen aus einem Leben mit Behinderung, aus Begegnungen mit Diskriminierungen und aus dem erfolgreichen Kampf für Selbstbestimmung bilden die Basis für die Beziehung zwischen Beratenden und Ratsuchenden.
In den ersten Jahren gab es für ausgebildete Peer Counselor*innen nur wenige Einsatzmöglichkeiten außerhalb der Zentren für selbstbestimmtes Leben. Dies hat sich – insbesondere durch die Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) – verändert, da die Beratung in den EUTB vor allem durch die Methode des Peer Counseling erfolgen soll.
kobinet-nachrichten: Nun gibt es auch personelle Veränderungen – die Koordination des Programms ist neu besetzt. Frau Bießmann, Sie haben diese Rolle übernommen. Wie ist es dazu gekommen und was hat Sie an der Aufgabe gereizt?
Jenny Bießmann: Ja, genau, ich bin seit dem 1. Januar 2025 die neue Koordinatorin der Peer Counseling Weiterbildung ISL des bifos. Meine Vorgängerin, Kerstin Blochberger, hat ein neues großes Projekt übernommen und fragte mich im Sommer 2024, ob ich mir vorstellen könnte, ihre Rolle zu übernehmen. Ich musste nicht lange überlegen und sagte sofort zu.
Es ist mir unglaublich wichtig, dass es mehr Berater*innen mit Behinderung auf einer professionellen Ebene gibt, insbesondere im Bereich des Peer Counselings. Ich habe diese Weiterbildung selbst 2016 erfolgreich abgeschlossen und fühlte mich dadurch noch gestärkter in dem, was ich bereits seit vielen Jahren tue: die Beratung von Menschen mit Behinderung.
Besonders gereizt hat mich die Möglichkeit, auch etwas an dieser Weiterbildung verändern und weiterentwickeln zu dürfen.
kobinet-nachrichten: Wie sieht die Zukunft des Peer Counseling aus?
Jenny Bießmann: Es ist wichtig, dass die Weiterbildung von vielen Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen in verschiedenen Arbeitskontexten absolviert wird, beispielsweise in Krankenhäusern, wo Menschen möglicherweise gerade eine Behinderung neu erworben haben, oder in Studierendenwerken, wo Menschen mit Behinderungen Beratung suchen, um zu erfahren, wie es anderen ergeht oder ergangen ist während des Studiums
Ein ganz persönlicher Wunsch von mir ist es, dass in einigen Jahren alle Berater*innen in den EUTBs diese Weiterbildung absolviert haben. Das würde bedeuten, dass ausschließlich Peer Counselor*innen in diesem Bereich tätig sind, was die Qualität und Authentizität der Unterstützung weiter steigern würde.
In der Zukunft haben wir die Möglichkeit, diese Weiterbildung dauerhaft gut zu finanzieren, um die Trainer*innen angemessen zu bezahlen und ihnen auch Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten. Darüber hinaus könnten wir kostengünstige Aufbauseminare anbieten und alle fünf Jahre ein großes Alumni-Treffen organisieren, um den Austausch und die Vernetzung zu fördern.
Barbara Vieweg: Wichtig ist auch, dass die Agenturen für Arbeit Menschen mit Behinderungen eine Förderung für die Weiterbildung gewähren können, denn die berufliche Tätigkeit als Peer Counselor*in bietet vielfältige Einsatzmöglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Eine Förderung der Weiterbildung sollte auch über die Eingliederungshilfe möglich sein.
Aus 30 Jahren liegen umfangreiche Erfahrungen und wichtige Erkenntnisse vor, eine wissenschaftliche Untersuchung wäre ein wichtiger Beitrag zur Weiterentwicklung des Peer Counseling. Es gibt bei den Disability Studies Forscher*innen, die diese Untersuchung sehr gut übernehmen können.
kobinet-nachrichten: Wie hat sich das Verständnis von Peer Counseling in den letzten 30 Jahren verändert?
Jenny Bießmann: Zunächst denke ich, dass Peer Counseling zunehmend als wertvoller Ansatz zur Förderung von Selbstbestimmung und Empowerment angesehen wird. In den letzten 30 Jahren haben immer mehr Menschen mit Behinderungen durch diese professionelle Beratungsmethode die Möglichkeit gefunden, auf dem ersten Arbeitsmarkt, beispielsweise in einem Zentrum für selbstbestimmtes Leben, eine Anstellung zu finden.
Barbara Vieweg: Ja, denn ein weiterer Erfolg der bifos Weiterbildung ist eben auch, dass Peer Counseling eine anerkannte Methode der Beratung ist und nicht mehr als ehrenamtliche Ergänzung in der Beratungspraxis gesehen wird.
Jenny Bießmann: Und immer mehr Menschen mit Behinderungen erkennen, dass es äußerst vorteilhaft ist, genau diese Berater*innen aufzusuchen, da sie die eigene Lebensrealität besser nachvollziehen können. Besonders in den letzten Jahren, auch bedingt durch die Corona-Pandemie, hat sich herausgestellt, dass diese Beratungsmethode für die Berater*innen selbst eine wichtige Möglichkeit bietet, sich regelmäßig zu reflektieren und zu prüfen, ob ihre eigenen Lebensumstände und Herausforderungen mit der Beratungstätigkeit so noch vereinbar sind.
Dies führt gerade in den letzten Jahren immer häufiger dazu, dass sich Berater*innen frühzeitig Grenzen setzen und sich selbst schützen, sei es in der direkten Beratung, wenn rassistische oder frauenfeindliche Aussagen vom Gegenüber getroffen werden, oder auch einfach, indem sie sich besser um ihre eigene Gesundheit kümmern.
kobinet-nachrichten: Was wünschen Sie sich persönlich für die nächsten Jahre?
Jenny Bießmann: Ich wünsche mir persönlich für die kommenden Jahre, dass die Weiterbildung im Peer Counseling ISL des bifos noch breiter anerkannt wird und dass noch mehr Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen diese Weiterbildung in Anspruch nehmen. Selbstverständlich ist es mir auch wichtig, dass wir die Weiterbildung kontinuierlich weiterentwickeln und kleine Aufbauseminare anbieten können, um die Qualität zu steigern.
Zudem sollten wir die Digitalisierung nicht ignorieren und unsere Lernplattformen entsprechend modernisieren, um den Bedürfnissen der Teilnehmenden gerecht zu werden.
Barbara Vieweg: Zudem ist wichtig, dass es bei der Durchsetzung von Rechtsansprüchen auf gleichberechtigte Teilhabe nicht allein um die gute Kenntnis der Gesetze geht, sondern auch um die Haltung „Du hast Rechte“. Hier kann Peer Counseling in Zukunft noch stärker die Haltung der Beratenden und Ratsuchenden stärken.
Ein herzliches Dankeschön an Barbara Vieweg und Jenny Bießmann für das interessante Gespräch. Wer sich selbst einen lebendigen Eindruck davon verschaffen möchte, dem sei das neue Image-Video ans Herz gelegt:
Hier geht’s zum Video: Peer-Counseling-Weiterbildung ISL
Zudem lädt das bifos am 20. und 21. Juni 2025 zum Peer Counseling Refresh ein – eine Veranstaltung für ehemalige Teilnehmerinnen der Weiterbildung, die sich weiter vernetzen und austauschen möchten.
Weitere Informationen zum Peer Counseling Refresh: Peer Counseling Refresh: – Peer-Counseling
Wer selbst Peer Counselorin werden möchte: Die Bewerbungsphase für den nächsten Weiterbildungsgang im Jahr 2026 läuft bereits – eine Bewerbung ist noch bis zum 31. Juli 2025 möglich.
Weitere Informationen zur Weiterbildung und zum Bewerbungsverfahren gibt es auf dieser Webseite: Peer-Counseling-Weiterbildung (PCW) – Peer-Counseling