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Gemeinsam stark – Landesarbeitsgemeinschaft Frauenbeauftragte Rheinland-Pfalz gegründet

Bild vom Treffen der Frauenbeauftragten in Einrichtungen in RLP
Bild vom Treffen der Frauenbeauftragten in Einrichtungen in RLP
Foto: ZsL Mainz

Vallendar (kobinet) Mit viel Energie und einer klaren Mission trafen sich am 8. April 2025 rund 60 Frauenbeauftragte aus Werkstätten und besonderen Wohnformen für Menschen mit Behinderungen sowie ihre Unterstützerinnen im Tagungszentrum Marienland in Vallendar. Der Anlass war ein historischer Meilenstein: die feierliche Gründung der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Frauenbeauftragte Rheinland-Pfalz. Eingeladen hatte das Projekt KOBRA – die Koordinations- und Beratungsstelle für Frauen und Mädchen mit Behinderungen in Rheinland-Pfalz. KOBRA begleitet und unterstützt die Gründungsfrauen – also jene Frauenbeauftragte, die seit der ersten Vernetzungstagung im Oktober 2023 aktiv an der Gründung mitgewirkt haben – auf dem Weg zu einer starken Interessenvertretung. Das Ziel: Selbstvertretung stärken, Vernetzung ausbauen und den Schutz vor Gewalt verbessern, heißt es im Bericht über die Veranstaltung.

„Wir sind sehr glücklich darüber, dass sich die Arbeit der Gründungsfrauen und von KOBRA ausgezahlt haben“, sagte Nina Becker, Mitarbeiterin im Projekt. Projektleiterin Olga Hübner ergänzte: „Bis hierher war es ein langer Weg. Die Gründungsfrauen haben seit der ersten Vernetzungstagung im Oktober 2023 großartige Arbeit geleistet und viele Hindernisse überwunden.“ Milena Turnacker, aktive Gründungsfrau, betonte: „Es ist längst überfällig, dass die Frauenbeauftragten eine eigene LAG haben. Nur so können wir bei gesellschaftlichen und politischen Themen unsere Stimme erheben und gehört werden.“ Eine starke Interessenvertretung ist dringend nötig, denn Frauen mit Behinderungen erleben zwei- bis dreimal häufiger Gewalt als Frauen ohne Behinderungen. Besonders betroffen sind Frauen, die in Werkstätten arbeiten oder in besonderen Wohnformen leben. In vielen Einrichtungen begünstigen strukturelle Bedingungen die Entstehung von Gewalt. Zwar gibt es gesetzliche Verpflichtungen zum Gewaltschutz – jedoch werden Frauenbeauftragte bislang nur selten in Schutzkonzepte einbezogen.

„Frauenbeauftragte in Werkstätten und besonderen Wohnformen leisten wichtige Arbeit. Sie stärken andere Frauen mit Behinderungen und sind eine erste, niedrigschwellige Anlaufstelle auf Augenhöhe – bei Problemen, Diskriminierung und Gewalt“, sagte Ellen Kubica, Landesbeauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen in Rheinland-Pfalz. „Ich unterstütze dieses bedeutende Engagement auch weiterhin. Wichtig ist, dass Frauenbeauftragte Rückhalt durch ihre Einrichtungsleitungen erhalten und Teil starker Netzwerke sind. Die neue Landesarbeitsgemeinschaft ist dafür eine wichtige Grundlage“, so Kubica weiter.

Im Zentrum der Tagung standen die feierliche Gründung der LAG Frauenbeauftragten Rheinland-Pfalz, die Wahl verantwortlicher Frauenbeauftragter sowie der Austausch zum Thema Gewaltschutz. Lisa Graf, ebenfalls aktive Gründungsfrau, berichtete: „Für den Anfang haben wir uns entschieden, uns der LAG Selbsthilfe RLP anzuschließen. Dort ist auch die entstehende Interessenvertretung der Bewohnerbeiräte angesiedelt. Diese Trägerschaft gibt uns zunächst Sicherheit und Unterstützung – vielleicht werden wir später ein eigenständiger Verein.“ Mit der Gründung der LAG Frauenbeauftragte RLP erhalten die Frauenbeauftragten endlich eine landesweite Selbstvertretung, ähnlich wie sie bei den Werkstatträten schon seit vielen Jahren besteht. Unterstützerin Christiane Rebmann-Cordsen stellte klar: „Wir hoffen, dass die Frauenbeauftragten in den Einrichtungen durch die LAG künftig ernster genommen werden. Bisher werden sie leider oft noch als die ‚kleine Schwester‘ des Werkstattrats angesehen.“

Besonders erfreulich für die Veranstalterinnen: Nadine Lukas, Geschäftsführerin der LAG Werkstatträte, sicherte zu, künftig Hand in Hand arbeiten zu wollen und sich gegenseitig bei der Vertretung der Interessen gegenüber Gesellschaft und Politik auf Augenhöhe zu unterstützen. Der Dank der Frauenbeauftragten und auch von KOBRA ging vor allem an das Frauenministerium Rheinland-Pfalz (MFFKI), das Sozialministerium Rheinland-Pfalz (MASTD) sowie die Aktion Mensch, die KOBRA finanziell und ideell unterstützen und die Tagung erst möglich gemacht haben.

Wie weit verbreitet die Gewalt gegen behinderte Menschen in Werkstätten und Wohneinrichtungen ist, darüber berichtete das Fernsehmagazin des NDR Panorama 3 am 8. April 2025. Der knapp 9minütige Beitrag kann in der Mediathek angeschaut werden. Dort gibt es auch weitere Hintergrundinformationen.

Link zum Beitrag von Panorama 3 vom 8. April 2025 mit dem Titel „Wenn Schutz fehlt: Gewalt gegen Menschen mit Behinderung“

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