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Große Betroffenheit und Trauer über den Tod von Stephanie Aeffner

Portraitfoto Stephanie Aeffner, eine junge Frau mit langen blonden Haaren
Stephanie Aeffner
Foto: Stephanie Aeffner

Berlin (kobinet) Die Nachricht vom Tod von Stephanie Aeffner hat große Betroffenheit bei der Behindertenbewegung und bei vielen Akteur*innen, die mit der grünen Bundestagsabgeordneten zusammengearbeitet haben ausgelöst. Zudem hat die Nachricht vom Tod der Bundestagsabgeordneten der Grünen einen großen Widerhall in den Medien gefunden. Bei den kobient-nachrichten sind vielfältige  Rückmeldungen und Presseinformationen zum Tod der 48Jährigen eingegangen, die neben vielen anderen Aktivitäten als erste Frau, die einen Rollstuhl nutzt, im Bundestag vertreten war.

„Uns hat die Nachricht vom Tod unserer Kollegin und Weggefährtin Stephanie Aeffner erreicht. Ihr plötzlicher Tod trifft uns tief. Wir sind traurig und erschüttert. Wir verlieren eine sehr geschätzte Abgeordnete, die mit Leidenschaft, großer Überzeugung und Expertise für ihre und unsere Anliegen gekämpft hat. Stephanie Aeffner stellte die Rechte und Chancen eines jeden Menschen in den Mittelpunkt ihres Handelns. Sie hat sich ihr ganzes politisches Leben lang für den sozialen Zusammenhalt, für mehr Gerechtigkeit und die Teilhabe aller Menschen eingesetzt“, heißt es beispielsweise vonseiten der Fraktionsvorsitzenden der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Katharina Dröge und Britta Haßelmann.

Die LIGA Selbstvertretung, mit der Stephanie Aeffner immer wieder eng zusammengearbeitet hatte, betonte: „Für die Behindertenbewegung ist der Tod von Stephanie Aeffner ein herber Schlag. Nicht nur aus ihrer Zeit im Zentrum für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen (ZsL) in Baden-Württemberg und als Landesbehindertenbeauftragte von Baden-Württemberg ist Stephanie Aeffner mit ihrem Engagement und ihrer klaren Haltung gut bekannt. Auch in den letzten drei Jahren als Bundestagsabgeordnete der Grünen hat sie immer wieder gezeigt, dass ihr Platz an der Seite der Behindertenbewegung ist. Leider konnte sie eines ihrer Kernziele, nämlich die Verpflichtung privater Anbieter von Dienstleistungen und Produkten zur Barrierefreiheit nicht mehr erreichen. Viele behindertenpolitische Maßnahmen, die sie mit viel Mühe in den Koalitionsvertrag der Ampelregierung mit hinein verhandelt hatte, wurden blockiert oder so lange aufgeschoben, dass der Bruch der Ampelregierung deren Umsetzung verhinderte. Stephanie Aeffner hätte es verdient gehabt, dass sie noch einige Erfolge in Sachen Selbstvertretung, Barrierefreiheit und Selbstbestimmung behinderter Menschen hätte ernten können und noch viel mehr Zeit in ihrem Leben gehabt hätte.“

Link zum Bericht der kobinet-nachrichten vom 15. Januar 2025

„Steffi ist tot …, ich kann es kaum glauben“, schreibt Britta Schade vom Zentrum Selbstbestimmt Leben Stuttgart (ZsL), wo Stephanie Aeffner einige Jahre aktiv war und gearbeitet hat, in einem Nachruf. „Sie, die so gerne gelebt, gekämpft, gestritten und sich für die Menschen mit Behinderung eingesetzt hat. Mit offenen Augen und warmem Herzen ist sie durch die Welt gefahren. Früher in Stuttgart, als meine und unsere Kollegin im Zentrum Selbstbestimmt Leben (ZSL) und mir herzensnaher Mensch mit allen Stärken und Schwächen – gemeinsam für die Selbstvertretung der Menschen mit Behinderung kämpfend und auch dafür, dass in Baden-Württemberg ein Mensch mit Behinderung beauftragt wird, diese zu vertreten. Ich sehe sie vor mir, vorne ihre große Aktentasche hinten ihren Rollkoffer, durch Stuttgart rasend – immer auf Achse – mit Zug und Rollstuhl. Sie war später die erste Behindertenbeauftragte in Baden-Württemberg, die mit Behinderung lebte und sich mit viel Einsatz und Wissen für die Umsetzung des Bundesteilhabegesetz stark machte. Als Kollegin war sie für mich ein wandelndes Lexikon des SGB IX. Einig in der Sache konnten wir Stunden diskutieren, konnten streiten, uns aufregen, lachen und auch manchmal weinen. Wir haben Demos organisiert und lautstark für die Mitbestimmung und Rechte der Menschen mit Behinderung gekämpft. Sie war ein Mensch mit warmen, weichen und mitfühlenden Herzen und sie war ehrgeizig und zielstrebig, wenn sie was erreichen wollte, im Leben und der Politik. Sie wird fehlen als Mensch, als Politikerin, als Selbstvertreterin mit ihrer Lebendigkeit und allem was sie gelebt hat.

Hier noch ein paar Filmchen zu den Demos in Stuttgart

https://www.youtube.com/watch?v=OtD70Tj7CRc

https://www.youtube.com/watch?v=scM9FtPR0As

https://www.youtube.com/watch?v=eAc6Ms91cak

Zum Tod der ehemaligen Beauftragten der Landesregierung Baden-Württemberg für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Stephanie Aeffner, äußert sich auch Simone Fischer, ihre Nachfolgerin und aktuelle Beauftragte der Landesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, wie folgt: „Mit großer Trauer und Bestürzung habe ich vom plötzlichen Tod meiner Vorgängerin Stephanie Aeffner erfahren. Sie hat sich über viele Jahre hinweg unermüdlich für die Rechte von Menschen mit Behinderungen eingesetzt, in Baden-Württemberg und darüber hinaus. Als Landes-Beauftragte mit sichtbarer Behinderung kämpfte sie für eine inklusive Gesellschaft und den Abbau von Barrieren in allen Lebensbereichen. Sie setzte sich beständig dafür ein, dass Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt und selbstbestimmt leben, arbeiten und ihre Freizeit gestalten können. Ihr Engagement führte zu zahlreichen Verbesserungen für Menschen mit Behinderungen, nicht zuletzt durch ihren Einsatz für die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) in Baden-Württemberg. Ich verliere aber auch eine herzliche Kollegin, die ihre Arbeit leidenschaftlich, tatkräftig, kreativ und beharrlich geprägt hat und eine große Lücke hinterlässt. Mein Team und ich werden ihr ein ehrendes Andenken bewahren. Unsere Anteilnahme gilt ihren Angehörigen und Freund*innen.“

Der baden-württembergische Sozial- und Gesundheitsminister Manne Lucha, mit dem Stephanie Aeffner lange zusammengearbeitet hatte, verbreitete folgende Nachricht: „Mit großer Trauer und Betroffenheit haben wir vom plötzlichen Tod unserer früheren Landesbehindertenbeauftragten Stephanie Aeffner erfahren. Frau Aeffner war von 2016 bis zu ihrer Wahl in den Deutschen Bundestag 2021 Beauftragte der Landesregierung Baden-Württemberg für die Belange von Menschen mit Behinderungen. Sie kämpfte mit großem Engagement und all ihrer Kraft dafür, dass unsere Gesellschaft vorhandene Barrieren abbaut und dass keine neuen Hürden errichtet werden. Sie setzte sich leidenschaftlich dafür ein, dass auch Menschen mit Behinderungen in Freiheit und Würde leben und gleichberechtigt an unsere Gesellschaft teilhaben können. Als Landesbehindertenbeauftragte hat sie sich große Verdienste um das Land Baden-Württemberg und seine Menschen erworben. Wir werden Stephanie Aeffner ein ehrendes Andenken bewahren und sprechen ihren Hinterbliebenen unser tief empfundenes Beileid aus.“

Berichte über den Tod, aber auch über das Wirken von Stephanie Aeffner wurden in vielen Medien veröffentlicht. So beispielsweise in der tagesschau, auf ntv, im SPIEGEL, in SWR aktuell, auf RTL, etc. Auch in vielen Beiträgen in den Sozialen Medien wurde die Trauer über den Tod von Stephanie Aeffner zum Ausdruck gebracht. Diejenigen, die Grünen-Politikerin gut kannten, teilen wahrscheinlich die Ansicht, dass ihr eine solch umfassende Berichterstattung zum Thema Barrierefreiheit bzw. über entsprechende Gesetze für mehr Barrierefreiheit lieber gewesen wäre.

Stephanie Aeffner wurde am 29. April 1976 in Donaueschingen geboten und ist am 15. Januar 2025 verstorben. Sie war eine deutsche Politikerin (Bündnis 90/Die Grünen). Von 2021 bis zu ihrem Tod war sie Mitglied des Deutschen Bundestages, heißt es auf Wikipedia. Und weiter heißt es dort u.a.: „Nach dem Abitur 1995 am Friedrich-Dessauer-Gymnasium in Frankfurt am Main begann Aeffner ein Studium der Humanmedizin, das sie jedoch nach vier Jahren aus gesundheitlichen Gründen abbrechen musste. Ab 1999 war sie wegen einer Muskelerkrankung auf einen Rollstuhl angewiesen.[1][2] 2000 nahm sie ein Studium der Sozialpädagogik an der Fachhochschule Heidelberg auf, das sie 2006 als Diplom-Sozialpädagogin/-Sozialarbeiterin (FH) abschloss.[3] Nach Tätigkeiten als Aushilfe in der ambulanten Krankenpflege arbeitete sie von 2006 bis 2009 als Qualitätsmanagerin[4] in der Klinik für Chirurgie des Universitätsklinikums Mannheim. 2010 bildete sie sich zur Qualitätsbeauftragten/Qualitätsmanagerin im Sozial- und Gesundheitswesen bei der Rhein-Main-Neckar gGmbH, Akademie für Wirtschafts- und Sozialmanagement fort. Bis 2012 arbeitete Aeffner in der „Projektgruppe Integration“ in der Stadt Eppelheim mit. Ab 2012 engagierte sie sich in der „LAG Behindert in Baden-Württemberg“. Ab Mai 2012 war sie für das „Zentrum selbstbestimmt Leben Stuttgart e. V.“ tätig, eine Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung. Dort führte sie Beratungen für Menschen mit Behinderungen und deren Angehörige durch. Zudem war sie für die Entwicklung und Durchführung von Inklusionsprojekten zuständig, wofür sie in verschiedenen städtischen und Landesgremien wie dem Inklusionsbeirat Stuttgart mitarbeitete.[5]

Von 2016 bis 2021 war sie ehrenamtliche Beauftragte der Landesregierung Baden-Württemberg für die Belange von Menschen mit Behinderungen (Landes-Behindertenbeauftragte).[6][7]

Zu ihren politischen Aktivitäten heißt es weiter auf Wikipedia: „Aeffner war langjähriges Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen. Sie war Mitglied im Ortsvorstand der Grünen Eppelheim und im Vorstand des Kreisverbandes Kurpfalz-Hardt sowie Mitglied des Landesvorstandes von Bündnis 90/Die Grünen Baden-Württemberg. Mit ihrer Berufung zur Landes-Behindertenbeauftragten legte sie aus Neutralitätsgründen alle parteipolitischen Ämter nieder.[10] Sie wirkte in mehreren baden-württembergischen Landesarbeitsgemeinschaften der Grünen (LAG Wirtschaft, Finanzen und Soziales, LAG Behindertenpolitik, LAG Bildung) und in der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Behindertenpolitik mit.[11] Des Weiteren gehörte sie der Facharbeitsgruppe zum Landtagswahlprogramm und zum grün-schwarzen Koalitionsvertrag 2021 in Baden-Württemberg an. Bei der Bundestagswahl 2021 kandidierte Aeffner für das Direktmandat im Wahlkreis Pforzheim,[12] wo sie 12,7 % der Erststimmen erhielt und damit nicht direkt gewählt wurde. Jedoch zog sie über Platz 15 der Landesliste der Grünen in den Deutschen Bundestag ein.[13] Aeffner verhandelte den Koalitionsvertrag der Ampel-Fraktionen in der Arbeitsgruppe Sozialstaat, Grundsicherung, Rente.[14][15] Im Bundestag war sie ordentliches Mitglied im Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung[16] und im Ausschuss für Arbeit und Soziales. Zudem war sie stellvertretendes Mitglied im Rechtsausschuss, Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung sowie im Ausschuss für Gesundheit. In ihrer Fraktion war sie Berichterstatterin für Sozialpolitik.[17] Am 3. Juni 2022 stimmte sie als eine von vier Abgeordneten der Grünen-Fraktion im Deutschen Bundestag gegen das Sondervermögen Bundeswehr.[18] Für die Bundestagswahl 2025 wurde sie als Direktkandidatin im Wahlkreis Pforzheim und auf Platz 15 der Landesliste Baden-Württemberg der Grünen nominiert.[19] Sie starb jedoch vor der Wahl.[20]

Link zum Wikipedia-Eintrag zu Stephanie Aeffner