STUTTGART / LEONBERG (kobinet) Anlässlich des gestrigen Internationalen Tages für die Beseitigung der Armut und am Beginn der neuen Wochen zu Ende gehenden Aktionswoche „Armut bedroht alle“ ziehen der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg und Waldhaus Jugendhilfe eine positive Zwischenbilanz. Mit ihren landesweiten Projekten „SILKY und SILKYplus - Social Inclusion Labs für Kids und Youngsters“ konnten sie 500 betroffene Kinder und Jugendliche erreichen. Mit diesen Projekten sorgt der Paritätischen Wohlfahrtsverband dieses Bundeslandes für bessere materielle Bedingungen, Bildung und auch soziale Teilhabe von armutsgefährdeten jungen Menschen zwischen 10 und 25 Jahren.
Dabei wird nicht übersehen, dass in Baden-Württemberg zirka 500.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren armutsgefährdet sind. Das ist fast jedes fünfte Kind. Um die Folgen von Kinderarmut gezielt zu bekämpfen, fördert das Land Baden-Württemberg mit zusätzlichen Mitteln des Europäischen Sozialfonds Projekte gegen Kinder- und Jugendarmut.
Projektleiterin Sabine Wild erklärt dazu: „Armut ist auf den ersten Blick oft unsichtbar, grenzt aus, macht krank und ist schambesetzt. Die Auswirkungen von Armut schaden Kindern unmittelbar und vor allem unverschuldet – beengter, oft mangelhafter Wohnraum, keine Rückzugsmöglichkeiten oder Platz zum Lernen, kaum Teilhabemöglichkeiten, gesundheitliche Folgen, fehlende Bildungsgerechtigkeit und damit geringere berufliche Perspektiven. Kinderarmut ist aber vor allem Eines: Familienarmut. Ziel muss es also sein, die soziale Vererbbarkeit von Armut zu stoppen. Hier setzt das Projekt SILKY/SILKYplus an. Mit niederschwelligen und bedarfsgerechten Angeboten wie Einzelberatung, Gruppenangeboten, Lerntandems, Zugang zu gesundem Mittagessen, Erlernen des Umgangs mit Geld, Vermittlung von finanziellen und weitergehenden Hilfen soll jungen Menschen eine gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe und faire Chancen auf eine lebenswerte Zukunft ermöglicht werden. Dabei spielen Vertrauensaufbau, eine intensive Betreuung und Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse, aber auch die Familiensituation eine zentrale Rolle. Es geht darum, die soziale Inklusion zu stärken und gemeinsam als Gesellschaft Kindern und Jugendlichen den Weg für eine chancengerechte Zukunft zu ebnen. In der Landesarmutspolitik sehen wir mit den Präventionsnetzwerken gegen Kinderarmut und Projekten im Rahmen „Starke Kinder chancenreich“ eine positive strukturelle und längerfristige Weichenstellungen, die jedoch unbedingt ausgebaut und finanziell auskömmlich gesichert sein muss. Familien und deren Kinder brauchen dringend qualitativ guten und bezahlbaren Wohnraum, in dem sie sich sicher fühlen und gleichberechtigt entwickeln können. Auch eine kostenfreie Grundversorgung mit gesunder Ernährung im Rahmen der Gemeinschaftsverpflegung in Kitas, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen muss flächendeckend gewährleistet sein. Zudem bedarf es einer wirksamen und bedarfsgerechten Familienförderstrategie des Landes, die auch niederschwellige Beratungsmöglichkeiten zu Leistungen der Bildung und Teilhabe sowie Hilfen und Angeboten für Familien mit wenig Einkommen schafft.“