
Foto: AbilityWatch
Hameln (kobinet) Mitarbeitende einer Einrichtung der Lebenshilfe in Mönchengladbach entdeckten am Morgen des 27. Mai 2024 einen Ziegelstein mit der Aufschrift “Euthanasie ist die Lösung” neben einer beschädigten Tür, die mit einem Stein beschädigt wurde. Dieser Anschlag erinnert nach Ansicht von AbilityWatch an die Verbrechen der “Aktion T4”, die Teil des NS-Euthanasieprogramms war, wie es auf deren Internetseite heißt. AbilityWatch erinntert daran: "Zwischen 1939 und 1945 wurden unter dem Deckmantel der 'Euthanasie' Tausende Menschen mit körperlichen und sogenannten intellektuellen Beeinträchtigungen, als auch psychischen Erkrankungen systematisch ermordet. Die Nationalsozialisten rechtfertigten ihre Verbrechen mit der menschenverachtenden Ideologie, dass das Leben von behinderten Personen weniger wert oder schlichtweg lebensunwert sei, als das von nicht behinderten Menschen."
„Die Parallelen im Motiv zwischen den historischen Verbrechen und der aktuellen Gewalt in Mönchengladbach unterstreichen erneut, wie dringend wir gemeinsam und entschlossen gegen Ableismus vorgehen müssen. ‚Historisch gesehen haben faschistische Regime oft bei den marginalisierten Menschen begonnen. Wenn wir jetzt nicht handeln, nehmen wir billigend in Kauf, dass sich die Geschichte wiederholt”, betonte Heiko Kunert, Aktivist und Mitglied von AbilityWatch. „Es reicht nicht, nur zuzusehen und betroffen zu sein – wir müssen aktiv werden Ableismus tötet! Dieser Anschlag zeigt deutlich, dass die Rechte von Menschen mit Behinderungen massiv bedroht sind. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der Hass weiter ausbreitet. Jetzt ist die Zeit gekommen, um laut zu werden, für Solidarität einzustehen und entschlossen gegen Diskriminierung und Gewalt zu kämpfen.”
Ableismus – die Diskriminierung gegenüber Menschen mit Behinderungen – ist nach Ansicht von AbilityWatch tief in unserer Gesellschaft verankert. Solche Anschläge seien nicht nur einzelne Vorfälle, sondern Ausdruck eines strukturellen Problems. Obwohl Gewalt für Menschen mit Behinderung alltäglich sei, hätten die Debatten der letzten Jahre über Themen wie Triage oder das konstante Abtun von Morden an behinderten Menschen als “Einzelfälle” wiederholt verdeutlicht, dass der Wert behinderter Personen in Teilen der Gesellschaft in Frage gestellt werde.
„2021: vier tote behinderte Menschen im Oberlinhaus, kurz darauf 12 Ertrunkene in Ahrweiler; 2023: ein ans Bett gefesselter behinderter Mann in Essen; und heute ein rechtsradikaler Anschlag in Mönchengladbach. Die Gewalttat in Mönchengladbach ist ein weiterer Beleg dafür, dass Ableismus nicht nur diskriminierend, sondern auch lebensgefährlich ist. #AbleismusTötet! Was kommt als Nächstes?“ heißt es im Beitrag auf der Seite von AbilityWatch. „Bislang blieb die Gewalt gegen Menschen mit Behinderung oft verdeckt. Sie leben ausgeschlossen von der Gesellschaft in Einrichtungen, aus denen wenig nach außen dringt. Der Anschlag in Mönchengladbach hat das ganz offensichtlich geändert. Er zeigt, dass Menschen mit Behinderungen stärker in den Fokus rechter Gewalt gerückt sind. Nach einem Stein folgt ein weiterer, sie werden größer und immer mehr und am Ende steht die systematische Ermordung. Deshalb heißt es jetzt Kante zeigen und Haltung beweisen“, fügte Anne Gersdorff von AbiltyWatch hinzu. AbilityWatch ruft daher alle Bürger*innen, Politik und Medien dazu auf, nicht wegzusehen, sondern aktiv gegen Diskriminierung und Gewalt vorzugehen. „Unsere Solidarität gilt den Betroffenen dieses schrecklichen Anschlags. Die Gesellschaft muss entschlossen handeln, um ein Zeichen gegen Hass und für die Rechte und Würde von Menschen mit Behinderung zu setzen“, heißt es vonseiten von AbilityWatch.
Link zum Beitrag auf der Seite von AbilityWatch
Link zum Beitrag des WDR vom 28. Mai 2024 über den Anschlag in Mönchengladbach