
Foto: Axel Nordmeier
Hamburg (kobinet) "Es sollen sich radikale Gruppierungen in Alsterdorf gebildet haben. Neuerdings gibt es einen offenen kritischen Kreis, der Denkanstöße für die Anstaltsleitung hinsichtlich der Unzufriedenheit der Mitarbeiter geben will.“ – so heißt es in einem Protokoll der Konferenz leitender Mitarbeiter*innen der Evangelischen Stiftung Alsterdorf – damals noch "Alsterdorfer Anstalten“ - aus dem Jahr 1980. Nachzulesen ist dieser Protokollauszug in der neuen digitalen Chronik-Alsterdorf. Hunderte Dokumente – von der Pressemitteilung über die Mitarbeiterzeitung bis zur Vorstandsnotiz sind ausgewertet und aufbereitet worden. Ergänzt werden die Dokumente durch Zeitzeugen-Interviews mit ehemaligen Mitarbeiter*innen. So ist ein umfangreicher Blick in ein öffentlich zugängliches digitales Archiv möglich. Es lädt ein zum Stöbern und macht es möglich, die bewegte Geschichte der Stiftung nachzuvollziehen.
Seit Beginn der 1980er Jahre arbeitet die Evangelische Stiftung Alsterdorf (ESA) konsequent an der Abschaffung der Sonderwelten in der Eingliederungshilfe: stationäre Heimstrukturen wurden aufgelöst, auf dem ehemaligen „Anstaltsgelände“ in Alsterdorf entstanden im Laufe der Zeit räumlich offene Strukturen, moderne Wohn- und Arbeitsangebote für Klient*innen. Das Stiftungsgelände wurde modellhaft zu einem inklusiven Modellprojekt weiterentwickelt, der heutige Alsterdorfer Markt mit seinen vielfältige Einkaufs- und Kulturangeboten erhielt sein Gesicht. Geprägt und gestaltet wurde der Weg der Öffnung insbesondere durch die Veränderungsbereitschaft und den Ideenreichtum der Mitarbeitenden der ESA, die sich aktiv in den Transformationsprozess mit einbrachten, heißt es in einer Presseinformation der Evangelischen Stiftung Alsterdorf.
Damit das Wissen und die Erfahrungen aus vier Jahrzehnten dokumentiert, bewahrt und eingeordnet werden können, hat die Evangelische Stiftung Alsterdorf deshalb unter dem Titel „Aufgeschlossen“ eine digitale Chronik der Jahre 1980 bis 2019 aufgelegt. Sie widmet sich detailliert der Art und Weise, wie die früheren „Alsterdorfer Anstalten“ und die dort tätigen Menschen den Wandel gestaltet haben. Idee und Umsetzung stammen von Hanne Stiefvater, Vorständin der Stiftung von 2014-2024, und Reinhard Schulz, langjähriger Geschäftsführer der „alsterarbeit“, einer Tochtergesellschaft der Stiftung. Ingo Siegmund, ebenfalls langjähriger Mitarbeiter, hat die Dokumente digital aufbereitet.
Mit vielen Bild- und Textdokumenten, Zeitzeug*innen-Interviews in Videos und einem umfangreichen Glossar legt die Stiftung ein Fundament für weitere Bewertungen und Forschungen zur Eingliederungshilfe. Der Wissensschatz von „Aufgeschlossen“ steht allen Interessierten unter www.chronik-alsterdorf.de zum Entdecken, Nachlesen und zur Recherche zur Verfügung.