
Foto: Kopie: H. Smikac
LEIPZIG (kobinet) Über ein Leben mit Behinderung gibt es viele Veröffentlichungen und Erfahrungsberichte. In ihnen berichten die von Behinderungen Betroffenen über ihr Leben, ihren Lebensweg und über jene Barrieren, die ihnen dabei das Leben schwieriger machten. Für einen Überblick zur Geschichte eines Lebens mit Behinderung in Deutschland lohnt es sich, das Buch "Inklusion statt 'Sorgenkind' - Schwerbehinderte in der DDR, mit Vergleichen zur BRD" zur Hand zu nehmen. Autor dieses Buches ist Dr. Werner Wolff.
Werner Wolff wurde 1947 in einem kleinen Dorf zwischen Schwedt und Küstrin auf der polnischen Seite der Oder geboren, kam dann jedoch sehr bald nach Storkow (Mark), das zu seiner Heimat wurde. Im Alter von zwei Jahren erkrankte er an einer schweren Tuberkulose und musste in der Orthopädischen Heilstätte in Birkenwerder stationär behandelt werden. Dank der den Heilstätten angegliederten Sonderschule konnte er dort jedoch eingeschult und im Krankenbett die ersten beiden Schuljahre vollwertig unterrichtet werden. Die Zeit von der dritten bis zur achten Klasse konnte Werner Wolff in der Oberschule in seinem Heimatort absolvieren. Wegen der restriktiven Auswahlkriterien bei der Zulassung zur erweiterten Oberschule, nutze er die Möglichkeit, an die Sonderschule der Heilstätte Birkenwerder zurückzugehen. Unter Krankenhausbedingungen wurde Werner Wolff hier zum Abitur geführt.
Sein weiterer Lebensweg führt Werner Wolff dann über ein Physikstudium an der damaligen Karl-Marx-Universität Leipzig, die Alma Mater lipsiensis, über ein Forschungsstudium mit Promotionsabschluss zu einer vierjährigen Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent am Physikalischen Institut sowie einem Wechsel in die Abteilung Histophysik des Instituts für Anatomie im Universitätsklinikums.
Dann kam das Jahr 1991 mit den Veränderungen des Beitritts zum Grundgesetz der Bundesrepublik sowie die geänderte Rechtslage mit der Forderung, eine Schwerbehindertenvertretung zu wählen. Motiviert durch Dekan und Personalrat entschied sich Werner Wolff dazu und wurde so vier Wahlperioden, also 16 Jahre lang, Interessenvertreter für etwa 230 Schwerbehinderte des Universitätsklinikums. Zudem war er in drei Wahlperioden als Stellvertreter der Hauptschwerbehindertenvertretung am Ministerium für Wissenschaft und Kultur in Sachsen tätig.
In dieser Zeit wurde Werner Wolff mit vielen Meinungen und Veröffentlichungen konfrontiert, die nicht seinen Lebenserfahrungen entsprachen und, vor allem westdeutscher Autoren, von sehr viel Unwissen über das Leben von Menschen mit Behinderungen in der früheren DDR zeugten. Seine Absicht, mit Briefen wie an die „taz“ hilfreiche Klarstellungen zu geben, scheiterten, weil diese Medien nicht auf Leserzuschriften reagierten. Mit der Zeit sammelten sich so immer mehr Faktenmaterial, Positionierungen und Stoff aus Erinnerungsgesprächen an. So entstand bei Werner Wolff ein eigenes Archiv mit Zeitungsartikeln, Bestimmungen, Fördervarianten sowie Bilddokumenten zum Leben von Schwerbehinderten in der früheren DDR. Immer deutlicher trat dabei das Fehlen einer geschlossenen Darstellung zum Leben in der DDR als grundlegendes Problem hervor. Mit immer weiteren Zeitungsartikeln, Erfahrungsberichten und Statistiken entwickelte sich bei Werner Wolff schließlich die Entscheidung sein gesamtes Material in einem Buch zusammenzufassen. Der Entschluss, das Fachbuch „Inklusion statt ‚Sorgenkind‘ – Schwerbehinderte in der DDR, mit Vergleichen zur BRD“ zu schreiben war gefasst und das Buch nahm Schritt für Schritt Gestalt an. Nach viel weiterer Arbeit erschien es beim Nora Verlag / BEBUG und ist zum Preis von 18,00 Euro im Buchhandel unter der ISBN 987-3-86557-499-2 zu erhalten.