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Schwur von Buchenwald

Foto zeigt Boris Romantschenko in Buchenwald
Boris Romantschenko in Buchenwald
Foto: Imago/Imago

Berlin (kobinet) An diesem Wochenende wird an die Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald vor 77 Jahren erinnert. Der Schwur der Überlebenden des Nazi-Terrors ist aktuell wie nie zuvor. Der verbrecherische russische Angriffskrieg auf die Ukraine muss aufhören. Bei einem Luftangriff auf die ukrainische Stadt Charkiw starb Boris Romantschenko, der Buchenwald überlebt hat.

Das Foto zeigt ihn im April 2015 auf dem ehemaligen Appellplatz in Buchenwald. „Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ideal“, liest Romantschenko auf Russisch vor. Der Satz gehört zum Schwur, für den Häftlinge von Buchenwald 1945 die Hand erhoben haben. Viele von ihnen sind mittlerweile tot.

Zu ihrem 11. Treffen kommen die Nachkommen der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora am Sonntag in der Gedenkstätte auf dem Ettersberg zusammen. Sie wollen alles in ihren Kräften Stehende tun, den Krieg in der Ukraine zu beenden. Die Lagerarbeitsgemeinschaft ist für junge Menschen offen, die bei der antifaschistischen Arbeit mitzunehmen sind.

In einer Erklärung erinnern die Nachkommen an den Schwur von Buchenwald: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Dies schulden wir unseren ermordeten Kameraden und ihren Familien.“

Sie rufen alle politisch Verantwortlichen in der Welt, Demokraten und Bürger auf, ihre Stimme gegen jede Form von Rechtsradikalismus, Neonazismus, Antisemitismus und Ausgrenzung, Kriegstreiberei und –hetze zu erheben. Alle Regierenden in der Welt erinnern sie an Willy Brandt, der sagte: „Frieden ist nicht alles – aber ohne Frieden ist alles nichts!“

Das Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda setzt heute seine Gedenkaktion „1000 Buchen“ in der Gemeinde Lehnstedt fort. Zur Erinnerung an die Todesmärsche und die Opfer des „Euthanasie“-Mordprogramms der Nazis werden Bäume gepflanzt. Die Patenschaften übernehmen Angehörige und Freunde ehemaliger Häftlinge.

Am 7. April 1945 begann die SS die Lager zu räumen. Zehntausende Gefangene wurden auf Todesmärsche geschickt. Etwa jeder dritte Häftling starb unterwegs an Entkräftung oder wurde von der SS, dem Volkssturm oder der Hitlerjugend ermordet. Ein Todesmarsch führte auch durch Lehnstedt. Ein Gedenkstein am Ortsausgang erinnert an 16 unbekannte Häftlinge aus Buchenwald, die hier ums Leben kamen.

Buchenwald war eines der größten Konzentrationslager auf deutschem Boden. Es wurde zwischen Juli 1937 und April 1945 auf dem Ettersberg bei Weimar als Haftstätte zur Zwangsarbeit betrieben. Etwa 266.000 Menschen aus allen Ländern Europas haben die Nazis hier eingekerkert.

Russische, belarussische und ukrainische Häftlinge machten zusammen etwa 30 Prozent der Gefangenen aus. Eine junge Ukrainerin und eine junge Russin werden am Sonntag in ihren Sprachen jenen Part des Schwurs von Buchenwald verlesen, den Boris Romantschenko 2015 vorgetragen hatte.