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Dennis Sonne: Für eine vielfältige Gesellschaft in den Landtag

Dennis Sonne mit Grünem-T-Shirt mit Robert Habeck
Dennis Sonne mit Grünem-T-Shirt mit Robert Habeck
Foto: privat

Lüdinghausen (kobinet) Dennis Sonne setzt sich bereits seit vielen Jahren kommunalpolitisch für Inklusion und Vielfalt ein. Am kommenden Wochenende tritt der engagierte Rollstuhlnutzer bei der Listenaufstellung von Bündnis 90/Die Grünen zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen an, um den Einzug in den Landtag zu schaffen. Dort will er sich besonders für eine vielfältige Gesellschaft stark machen, wie er kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul im Interview erklärte.

kobinet-nachrichten: Sie sind ja schon politisch aktiv. Was machen Sie bereits?

Dennis Sonne: Ich bin seit zehn Jahren Parteimitglied bei Bündnis 90/Die Grünen. Einer der Gründe für meine Parteimitgliedschaft war der Wunsch nach mehr Inklusion, denn wer kann sich für dieses Thema besser einsetzen als ein Mensch, der selbst mit Behinderungen lebt? Auf kommunalpolitischer Ebene habe ich durch mein Stadtratsmandat auch einiges in Richtung Inklusion bewegen können, allerdings stößt man als Kommunalpolitiker oft an seine Grenzen. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass gesetzliche Grundlagen zur Forderung und Förderung von Inklusion nicht ausreichend sind, um auf kommunalpolitischer Ebene effektive Veränderungen im Hinblick auf Inklusion zu bewirken. Dazu braucht es Menschen, die motiviert für die Umsetzung bestehender gesetzlicher Grundlagen eintreten und ebenso die Weiterentwicklung und Schaffung von Gesetzen vorantreiben.

In vielen Parlamenten fehlen genau diese Menschen. Menschen mit Behinderungen sind selten im politischen Sektor zu finden, dabei sind sie es, die genau wissen, wofür sie sich einsetzen, da sie aus der Perspektive der Betroffenen sprechen und die daraus ein hohes Maß an Motivation und Energie speisen. Einer dieser Menschen, die dieses Maß an Weitblick und Motivation mitbringen, möchte ich im kommenden Jahr im Landtag von Nordrhein-Westfalen sein.

kobinet-nachrichten: Nun steht die Listenaufstellung für die nächste Landtagswahl am kommenden Wochenende bei den nordrhein-westfälischen Grünen an. Was hat Sie genau bewogen, zum Sprung in den Landtag anzusetzen?

Dennis Sonne: Seit ich politisch aktiv bin, verfolge ich das Ziel Bürgerbeteiligung zu stärken und setze mich stark für Partizipation von Expert*innen ein. Politische Umsetzung bzw. Realisierung von Ideen wird umso besser, wenn ein breiter Querschnitt der Gesellschaft beteiligt ist. Umso verwunderlicher erscheint mir die momentane Zusammensetzung der Parlamente. Unter den Landtagsabgeordneten des Landes Nordrhein-Westfalen gibt es keinen Menschen mit sichtbarer Behinderung, obwohl hier im „best case“ unsere bunte Gesellschaft wiedergespiegelt werden sollte. Dieser Umstand hat mich sehr beschäftigt, sodass ich am Ende den Schritt gewagt habe, mich aufstellen zu lassen.

Nun versuche ich viele Parteimitglieder von mir als Person sowie von meiner Vorstellung eines vielfältigen und kompetenten Landtags zu überzeugen. Ziel ist es, neben meiner Aufstellung als Direktkandidat in meinem Wahlkreis, einen aussichtsreichen Listenplatz auf der kommenden Landesdelegiertenkonferenz zu erhalten. Mit mir als Mensch mit einer offensichtlichen Behinderung hat der Landtag einen authentischen, motivierten und engagierten Menschen, der Inklusion lebt.

kobinet-nachrichten: Welche Chancen rechnen Sie sich aus, einen aussichtsreichen Listenplatz für die Landtagswahl zu bekommen?

Dennis Sonne: Das ist eine schwierig zu beantwortende Frage. Der Begriff „aussichtsreich“ ist zudem sehr dehnbar. Neben meinem eigenen Engagement in den letzten Wochen, haben sich auch viele weitere Menschen für mich eingesetzt und stark gemacht. Ich weiß, dass ich eine Bereicherung für den Landtag darstellen würde und hoffe natürlich, dass diese Meinung durch andere bestätigt und durch einen aussichtsreichen Listenplatz bekräftigt wird.

kobinet-nachrichten: Wenn es denn klappen sollte, dass Sie den Sprung in den Landtag schaffen, was wären dann Ihre Ziele, bzw. was möchten Sie konkret erreichen?

Dennis Sonne: Ich werde mich stark machen für die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Ich will Inklusion und Barrierefreiheit vorantreiben. Ich will gegen Vorurteile von Inklusion vorgehen. Und ich will mich für die Rechte von Werkstattmitarbeiter*innen einsetzen. Wir haben uns mit der UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet das exklusive System einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen zu verändern! Dabei geht es zum einen um eine angemessene und wertschätzende Entlohnung, zum anderen aber auch um Perspektiven. Werkstattmitarbeiter*innen haben kaum bis keinerlei Perspektiven. Schulische Inklusion und Schaffung von barrierefreiem (Wohn-)Raum sind ebenfalls Herzensthemen, da sie am Kern der bestehenden Probleme ansetzen.

kobinet-nachrichten: Als Rollstuhlnutzer stoßen Sie ja immer wieder auf Barrieren, welche sind dabei die vorrangigsten, die es zu beseitigen gilt?

Dennis Sonne: Als Rollstuhlfahrer kenne ich eine Palette von Problemen, die angegangen werden müssen. Adhoc fällt mir der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ein. Insbesondere im ländlichen Raum ist dieser kaum ausgebaut und vor allem in den meisten Fällen nicht barrierefrei umgesetzt, scheinbar nicht einmal barriefrei gedacht. Menschen mit Behinderungen sind im ländlichen Raum stark abgeschnitten, da ihnen nicht die Möglichkeit gegeben wird, spontan mit öffentlichen Verkehrsmitteln ihren Wohnort zu verlassen. Dieser Umstand schränkt in allen Lebensbereichen, privat wie auch beruflich, ungemein ein.

kobinet-nachrichten: Wenn Sie zwei Wünsche für die Zukunft frei hätten, welche wären das?

Dennis Sonne: Wenn ich zwei Wünsche frei hätte, dann teile ich diese beiden auf. Einen Wunsch habe ich für unsere Gesellschaft, einen für mich persönlich. Für die Gesellschaft würde ich mir wünschen, dass wirklich alle den Vorteil einer bunten, vielfältigen Gesellschaft erkennen und sich die Gesellschaft auch dahingehend entwickelt diese Vielfältigkeit zu respektieren, zu unterstützen und zu leben. Mein persönlicher Wunsch wäre es, eines Tages Vater zu sein. Egal ob ein eigenes, ein adoptiertes oder ein Pflegekind. Ich möchte gerne meinen Namen und meine Werte an ein Sonnenkind weitergeben. Und wenn ich das richtig mache, dann hat die Gesellschaft vielleicht eines Tages auch etwas von meinem persönlichen Wunsch.

kobinet-nachrichten: Vielen Dank für das Interview.

Dennis Sonne: Ich habe zu danken und wünsche Ihnen und der gesamten kobinet-Redaktion eine schöne und besinnliche Adventszeit.

Link zu einem Interview mit Dennis Sonne über einen erfolgreichen Beteiligungsprozess

Link zum WDR-Fernsehbericht vom 12. November 2021

Link zur Facebook-Seite von Dennis Sonne