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Christian Judith will in den schleswig-holsteinischen Landtag

Grünen-Plakat mit Christian Judith für die Kanidatur auf Listenplatz 12
Grünen-Plakat mit Christian Judith für die Kanidatur auf Listenplatz 12
Foto: privat

Brarupholz (kobinet) Vor kurzem war der langjährige Aktivist der Behindertenbewegung, Christian Judith, als Mitglied des Kreisvorstands der Grünen im Kreis Schleswig-Flensburg noch im Bundestagswahlkmapf aktiv. Am kommenden Wochenende will er es nun selbst wissen und tritt am 11. Dezember auf dem aussichtsreichen Listenplatz 12 für die Landtagswahl am 8. Mai 2022 bei der Listenplatzaufstellung der schleswig-holsteinischen Grünen an. kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul führte mit Christian Judith folgendes Interview und fragte ihn u.a., was ihn bewogen hat, für den Landtag zu kandidieren.

kobinet-nachrichten: Seit wie vielen Jahren engagierst du dich nun in der Behindertenbewegung und was war dir dabei besonders wichtig?

Christian Judith: Das ist schon eine lange Zeit her, als ich einstieg in die Behindertenbewegung. Das war in Kassel und mit dir zusammen – 1986 würde ich sagen, also 35 Jahre ist das her.

Am Anfang ging es um Studienbedingungen für Menschen mit Behinderung. Aber schnell kam die Auseinandersetzung um die ethischen Fragen am Lebensanfang und am Lebensende. In Erinnerung ist mir ganz stark die Auseinandersetzung mit dem unsäglichen Peter Singer, der hatte sich eine Philosophie ausgedacht, in der er das Lebensrecht von Menschen mit Behinderung in Frage stellte. Klar da kamen dann ganz schnell die Vergleiche zur „Euthanasie“-Propaganda der Nazis hoch. Und mir wurde wieder einmal klar, dass Menschen mit Behinderung immer noch um ihr Lebensrecht fürchten müssen.

kobinet-nachrichten: Und nun treibt es dich in die Politik? Was hast du genau vor?

Christian Judith: Naja politisch aktiv bin ich ja quasi schon immer gewesen. Jetzt treibt es mich in eine Partei, natürlich dann gleich zu der Besten. Nämlich zu Bündnis90/ Die Grünen. Ich möchte die Inklusion vorantreiben, möchte das Menschen mit Behinderung im Parlament eine Stimme haben. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass wir vorkommen in der Politik.

Und als zweites Bündnis90/Die Grünen haben sich ein Vielfaltstatut gegeben. Das heißt, die Partei möchte, dass die Vielfalt der Gesellschaft sich auch in der Partei widerspiegelt und nicht nur das. Das meint auch, dass die Gremien der Partei und auch die Ämter innerhalb der Partei vielfältig besetzt werden. Dabei möchte ich gerne helfen.

kobinet-nachrichten: Du bist ja bei den Grünen schon aktiv, was machst du da bereits?

Christian Judith: Nun, ich habe zwei Ämter übernommen. Einmal bin ich im Kreisvorstand der Grünen im Kreis Schleswig-Flensburg und zum anderen bin ich Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Inklusion in Schleswig Holstein.

Als Kreisvorstand war ich beteiligt im Wahlkampf zur Bundestagswahl. Das war eine tolle und aufregende Zeit. Wir hier oben sind der Wahlkreis 1 bei der Bundestagswahl. Und unser Direktkandidat war Robert Habeck. Es ist wirklich ein tolles Erlebnis gewesen, dass wir diesen Wahlkreis gewonnen haben und Robert so sein Direktmandat für den Bundestag erhielt.

Die LAG Inklusion versucht dafür zu sorgen, dass der anstehende Landtagswahlkampf bei uns barrierefrei wird. Und das ist keine leichte Aufgabe. Aber wir sind ganz zuversichtlich, dass wir dies hinbekommen.

kobinet-nachrichten: Wie rechnest du dir die Chancen aus, einen guten Listenplatz bei der Wahl der Landesliste von Bündnis 90/Die Grünen in Schleswig-Holstein am Samstag, den 11. Dezember, zu bekommen?

Christian Judith: Das ist eine schwere Frage. Es gibt viele gute und wunderbare Kandidat*innen. Mein Haupt-Thema das ich besetze, die Inklusion, wird auch von anderen Menschen aufgerufen. Doch ich weiß, dass ich in diesem Feld eine riesige Kompetenz habe und das liegt nicht nur an meiner Behinderung, das liegt zum wesentlichen an den 35 Jahren „Berufserfahrung“ in der Behindertenbewegung. Und wenn den Delegierten das Thema Inklusion auch wichtig ist, werde ich auf einen sicheren Listenplatz gewählt.

kobinet-nachrichten: Wenn es mit der Listenaufstellung und letztendlich mit der Landtagswahl am 8. Mai 2022 klappt, welche Aspekte würdest du gerne in den nächsten schleswig-holsteinischen Landtag einbringen?

Christian Judith: Die Inklusion ist ein Thema, das in fast alle Bereiche hineinspielt, vom Katastrophenschutz (siehe Ahrtal), Wohnungsbau, Bildungswesen, über Arbeit bis hin zu der Frage wie können wir mit Menschenwürde alt werden. Wie setzen wir die UN-Behindertenrechtskonvention um und wann haben wir endlich die freie Ärzt*innenwahl und müssen nicht mehr die Frage stellen: „komm ich als Mensch im Rollstuhl in die Praxis und kann dort behandelt werden?“

Konkret würde ich mich dafür einsetzen, dass der Kostenvorbehalt bei der inklusiven Bildung verschwindet. Das können wir im Land bestimmen. Und weiter: wir haben in Schleswig Holstein zur Zeit einen Fonds für Barrierefreiheit. Ich werde mich dafür einsetzen, dass dieser auch in Zukunft besteht und aufgestockt wird. Mit diesem Fonds können Projekte zur Umsetzung der Barrierefreiheit finanziert werden.

kobinet-nachrichten: Wenn du zwei Wünsche frei hättest, welche wären dies?

Christian Judith: Wünsche sind Wünsche. Einer wäre es, bei der Wahl mit Abstand die stärkst Kraft zu werden. Und der zweite, damit verbundene, wäre persönlich, in den Landtag gewählt zu werden.

kobinet-nachrichten: Danke für das Interview.