Berlin (kobinet) Andrea Schatz hat Dienstaufsichtsbeschwerde bei der Lufthansa erhoben, weil die Fluggesellschaft, ihr trotz gültiger Bordkarte und erteilter Transportgenehmigung ihres Rollstuhls die Beförderung verweigerte.
Die Lufthansa habe sie körperlich-seelischen Gefahren ausgesetzt, sagt die Berlinerin. Über den Vorfall hatte sie, nach ihrer Rückkehr für kobinet berichtet.
Weiterer Bericht von Andrea Schatz
Offensichtlich kannte der Pilot (und vermutlich auch sein Co-Pilot) die Bestimmungen seines Unternehmens nicht, machte keine Anstalten, sie zu überprüfen, traf eine skandalöse Fehlentscheidung und versagte menschlich total.
Deshalb erhob ich am 19. August 2021 beim Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Lufthansa AG, Carsten Spohr, Dienstaufsichtsbeschwerde über den Kapitän des Flugs LH 202. Zugleich bat ich um Auskunft, welche Konsequenzen das Verhalten des Kapitäns hat und wie dies im Unternehmen kommuniziert wird, welche Maßnahmen die Lufthansa ergreifen wird, damit alle Kapitäne, Co-Piloten und relevanten Mitarbeiter*innen über die Transportbedingungen für Rollstuhlbatterien korrekt informiert sind, um folgenschwere Fehlentscheidungen zu verhindern.
Des Weiteren forderte ich eine finanzielle Wiedergutmachung wegen: – unfreiwilliger Nichtbeförderung, – entgangener Betreuungsleistung (keine Verpflegung am Abend des 15.08.2021), – um einen Tag spätere Ankunft (statt am 15.08. 22:25 Uhr am 16.08. 9:55 Uhr) – der erlittenen Demütigung und unzumutbaren Situation, – der dadurch entstandenen körperlichen und psychischen Belastungen – und daraus resultierender Muskel- und Nervenschmerzen sowie posttraumatischen Belastungssymptome (unruhiger Schlaf und Alpträume, Kopfschmerzen, Rauschen im Ohr)
Dabei geht es mir nicht vordergründig ums Geld, sondern vor allem um die Ächtung von Willkür und Diskriminierung. Ich bin 63 Jahre alt, sehr viel unterwegs und schon unzählige Male geflogen. Dabei ist immer wieder mal was schiefgelaufen und ich erlebte auch diskriminierende Situationen. Aber dass eine Fluggesellschaft ihr Versagen so brutal auf dem Rücken von Betroffenen austrägt, finde ich skandalös und das ist meiner Ansicht nach von grundsätzlicher Tragweite.
Deshalb schilderte ich den Sachverhalt am 19. August 2021 auch Jürgen Dusel, dem Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen und der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Ich bat um Unterstützung in dieser Angelegenheit und um die Einordnung des Geschehens als strukturelle Diskriminierung von Menschen mit Behinderung. Auch bat ich darum, Kontakt zur Deutschen Lufthansa AG aufzunehmen – im Interesse aller Reisenden, die zur Fortbewegung auf die Nutzung einer elektrischen Mobilitätshilfe angewiesen sind.
Da ich befürchte, dass die diskriminierende und skandalöse Vorgehensweise der Lufthansa auch andere Reisende im Rollstuhl treffen kann oder auch schon getroffen hat, informierte ich am 20. August 2021 Redaktionen von Medien.