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Wir haben Recht(e) – seid unbequem

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Foto: omp

Ludwigsburg (kobinet) Über 120 behinderte und nichtbehinderte Menschen haben am 8. Mai an der Online-Konferenz von Selbstvertreterinnen und Selbstvertretern und ihren Verbündeten mit dem Titel "Wir haben Recht(e)" teilgenommen. Die Veranstaltung, zu der der Verein Selbstbestimmt Leben im Landkreis Ludwigsburg, die Evangelische Hochschule Ludwigsburg und die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) geladen hatte, fand im Rahmen des Europäischen Protesttags zur Gleichstellung behinderter Menschen statt.



Nach den Begrüßungsworten der Veranstalter*innen referierten Ottmar Miles-Paul, Stefan Göthling, Raul Krauthausen und Ellen Keune über die verschiedenen Aspekte, wie behinderte Menschen für bessere Rechte kämpfen bzw. diese einfordern können. Antonio Florio, der die regelmäßig in Ludwigsburg stattfindenden Veranstaltungen vor vielen Jahren initiiert hat, konnte an diesem Tag nicht nur seinen Geburtstag feiern, sondern appellierte, dass wir und gerade auch die kommunalen Behindertenbeauftragten unbequem sein müssen, um unsere Rechte zu bekommen und durchzusetzen. Aufgelockert und bereichert wurde die Veranstaltung von den beiden Akteur*innen des Theater Q-Rage.

Während der Veranstaltung wurden verschiedene Aspekte beleuchtet. Einerseits ging es darum, wie Inklusion konkret und auch mit Hilfe des Bundesteilhabegesetzes umgesetzt werden kann. Hier gibt es eine Reihe von Instrumenten, die von der Gesamt- bzw. Teilhabeplanung, über die Beratung der ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatungsstellen (EUTB), bis zur Verantwortung der Akteur*innen für personenzentrierte Hilfen reichen. Hier sei vieles noch nicht ausgeschöpft und gelte es, die Rechte einzufordern und umzusetzen. Die EUTBs und andere Beratungsangebote könnte hier wichtige Anlaufstellen sein. Es komme darauf an, dass die Selbstbestimmung und Inklusion ganz konkret ermöglicht werde und endlich auch in der Praxis für die Betroffenen ankomme.

Andererseits zeige gerade der Kampf für ein gutes Barrierefreiheitsrecht, wie wichtig die Verbesserung der Gesetzeslage für behinderte Menschen auch noch 12 Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland ist. Ein klein-klein helfe hier nicht viel weiter, es gelte, ähnlich wie in anderen Ländern auch, endlich auch Unternehmen zur Barrierefreiheit zu verpflichten.

Wichtig ist aber auch ein sehr kritischer Blick darauf, wie über behinderte Menschen kommuniziert wird. Das habe u.a. die Berichterstattung über die Tötung behinderter Menschen in Potsdam gezeigt. Generell sei in Frage zu stellen, was die vielen Aktivitäten zur Bewusstseinsbildung konkret bringen, es käme darauf an, dass diese Bewusstseinsbildung endlich auch im Leben der Betroffenen ankomme. Eine wichtige Funktion haben die Behindertenbeauftragten vor Ort, die gerade in Zeiten der Inklusion und UN-Behindertenrechtskonvention mutiger und lauter werden müssten, so einige Aspekte der dreistündigen Online-Veranstaltung.

Link zur Veranstaltungsankündigung