HANNOVER (kobinet) Den Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai nimmt der Sozialverband Deutschland (SoVD) in Niedersachsen zum Anlass, die lizensierten Postagenturen auf Barrierefreiheit zu überprüfen. In vielen Regionen gibt es keine offiziellen Postfilialen mehr. Der Service wurde inzwischen häufig an private Unternehmen vergeben, wobei die Barrierefreiheit oftmals nicht berücksichtigt wurde.
Das Motto des diesjährigen Protesttags lautet „Teilhabe-Barrieren für Menschen mit Behinderung im Alltag“. Aus diesem Grund hat der SoVD unter anderem in den Landkreisen Celle, Diepholz, Hannover, Leer, Lüneburg, Göttingen und im Emsland überprüft, ob private Poststellen für Betroffene zugänglich sind. Dabei standen in den über 80 Agenturen vor allem die Schwerpunkte Anfahrt, Eingang, Orientierung und die Ausstattung im Mittelpunkt. Das Ergebnis: Es besteht erheblicher Nachbesserungsbedarf.
Das gilt insbesondere für taktile Leitsysteme, die die Orientierung für blinde Menschen und Betroffene mit einer Sehbehinderung erleichtern. Lediglich in etwas über sieben Prozent der überprüften Räumlichkeiten waren diese vorhanden. Auch der barrierefreie Zugang für Rollstuhlfahrer*innen lässt zu wünschen übrig: Ihnen ist zwar in den meisten Fällen das Betreten der Räumlichkeiten möglich, abgesenkte Verkaufstresen oder unterfahrbare Beratungsplätze sind jedoch meistens Mangelware.
„Unsere Ergebnisse zeigen ganz deutlich, wo die Probleme liegen: Es fehlt an einer gesetzlichen Verpflichtung. Das Barrierefreiheitsgesetz bezieht sich nur auf digitale Dienstleistungen und ist hier entsprechend nicht wirksam“, erläutert Bernhard Sackarendt, Vorsitzender des SoVD in Niedersachsen. Das führe dazu, dass Menschen mit Behinderung von der gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft ausgeschlossen werden.