Bonn / Berlin (kobinet) Alexander Ahrens weiß wovon er redet, wenn er fordert, dass die Barrierefreiheit am Spielplatz anfangen muss. Der Geschäftsführer der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland nutzt nicht nur selbst einen Rollstuhl, sondern auch sein Sohn. Das Problem sind aber hauptsächlich die Barrieren, auf die sie beispielsweise an Spielplätzen immer stoßen. Heute, am 26. April, haben die Bundestagsabgeordneten noch 61 Tage Zeit, um ein gutes Barrierefreiheitsrecht in dieser Legislaturperiode zu verabschieden. In Sachen inklusive Spielplätze führte die Aktion Mensch derzeit auch eine aktuelle Umfrage zu Ideen hierfür durch.
Markus Ertl vom Verein UNgehindert hat sehr treffend beschrieben, was es für das Leben konkret bedeutet, ständig auf Barrieren stoßen zu müssen und durch diese behindert zu werden. Alexander Ahrens kann seine Liste noch dahingehend ergänzen: „Barrieren bedeuten einen erschwerten Start ins Leben“. Denn am Spielplatz fängt vieles an und werden viele gemeinsame Erfahrungen für das spätere Leben gemacht – oder auch nicht, wenn diese nicht barrierefrei gestaltet sind.
Seien es Spielgeräte, die von vielen behinderten Menschen nicht oder nur erschwert bzw. mit Gefahren genutzt werden können oder gar der Zugang zu bestimmten Bereichen des Spielplatzes, weil es keine befahrbaren Wege durch Sand und Kies für Rollstuhlnutzer*innen gibt. Diese Barrieren wirken doppelt: Einerseits für Kinder mit Behinderungen, denen das gleichberechtigte und unbefangene Spielen mit anderen Kindern durch die Barrieren verwehrt wird. Andererseits entstehen durch diese Barrieren für behinderte Eltern unnötige Grenzen und Abhängigkeiten, wenn sie nicht zu ihren spielenden Kindern herankommen. So entsteht zum Teil unnötige und kostspielige Abhängigkeit durch Elternassistenz, die erst einmal beantragt und bewilligt werden will. Das kostet Energie und Zeit, die man viel lieber mit seinen Kindern verbringen will – und das barrierefrei.
Die Aktion Mensch nutzt die Aktiviitäten zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, die vom 24. April bis zum 9. Mai stattfinden und fragt nach: „Was darf auf einem inklusiven Spielplatz nicht fehlen, damit Kinder mit und ohne Behinderung zusammen toben können?“ Sie fordert dazu auf: „Schreibt uns eure Ideen. Wir denken da u.a. an jede Menge Spielgeräte, die jedes Kind benutzen kann.“ Und weiter heißt es auf Facebook: „Deshalb setzen wir uns zusammen mit unseren Partnern REWE und P&G überall in Deutschland für barrierefreie Spielplätze ein – damit wirklich alle Kinder gemeinsam spielen können, sobald die Corona-Krise es wieder zulässt“.
Link zu weiteren Infos der Aktion Mensch zur Umfrage auf Facebook
Ein Bündnis von Behindertenorganisationen setzt sich dafür ein, dass noch in dieser Legislaturperiode ein gutes und umfassendes Barrierefreiheitsrecht verabschiedet wird. Die Bundestagsabgeordneten haben dazu die Möglichkeit, denn derzeit stehlt der Gesetzentwurf für ein Barrierefreiheitsstärkungsgesetz zur Beratung im Bundestag an. Der in vielerlei Hinsicht schwache Gesetzentwurf kann wesentlich verbessert werden. Wenn die Abgeordneten dies wollen und ähnlich wie in anderen Ländern wie Österreich oder Großbritannien entsprechende Verpflichtungen zur Barrierefreiheit mit aufnehmen.