
Foto: Susanne Göbel
Berlin (kobinet) Mit über 1.400 Aktionen wird heute der bundesweite Digitaltag unter dem Motto "Digitalisierung gemeinsam gestalten" begangen. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat die Bedeutung der Digitalisierung in den Mittelpunkt der Gesellschaft gerückt und deutlich gemacht, wie wichtig dieses Thema gerade auch für die Teilhabe behinderter Menschen ist. Daher haben verschiedene Akteur*innen auch ihre Forderungen für Barrierefreiheit und Inklusion in diesem Bereich bekräftigt. Um 10:00 Uhr empfängt der Bundespräsident Preisträger*innen des Preise für digitales Miteinander. Mit dabei ist u.a. Isabell Schick vom Projekt Rettungs-Ring.de aus Ulm.
Das Projekt Rettungs-Ring.de wurde von krisenerfahrenen Menschen ins Leben gerufen, um durch eine technische Plattform der drohenden Vereinsamung gerade in Corona-Zeiten entgegen zu wirken.
Die Barrierefreiheit muss nach Ansicht der niedersächsischen Landesbehindertenbeauftragten Petra Wontorra von Anfang an mitgedacht werden, denn jede*r würde davon profitieren. „Webbarrieren behindern Teilhabe. Alle Menschen müssen sich selbstbestimmt und gleichberechtigt in der digitalen Welt bewegen können“, betonte Petra Wontorra zum heutigen Digitaltag. Digitale Barrierefreiheit bedeute, dass Menschen mit Behinderungen das Internet genauso handhaben könnten wie alle anderen Menschen auch. Denn laut Studien nutzten Menschen mit Behinderungen – auch mit assistiven Technologien – durchschnittlich deutlich häufiger das Internet. Es diene dabei als Kommunikationsmittel, als Informationsquelle sowie zum Einkauf. Die digitalen Medien ermöglichten auch Zugänge zur öffentlichen Kommunikation und damit auch zur Teilhabe.
Link zur Presseinformation von Petra Wontorra
PRO RETINA Deutschland wies darauf hin, dass die Digitalisierung rasant in alle Lebensbereiche einziehe. „Ein gerechtes digitales Miteinander kann es aber in Zukunft nur geben, wenn Digitalisierung auch inklusiv gestaltet wird. Niemand darf wegen seines Alters oder seiner Behinderung abgehängt werden“, betonte Dario Madani, Leiter des Arbeitskreises Social Media von PRO RETINA. Er sieht die Politik dringend gefordert, sich für digitale Barrierefreiheit stark zu machen. Aber auch Selbsthilfeorganisationen könnten viel dazu beitragen, Ängste gegenüber digitalen Angeboten abzubauen.
Das Bildungs- und Forschungsinstitut zum selbstbestimmten Leben Behinderter (bifos) wies angesichts des heutigen bundesweiten Digitaltages auf die enormen Chancen der Digitalisierung für die Teilhabe hin. Vor zwei Wochen hat das Institut von behinderten Menschen für behinderte Menschen ein kreatives Online-Sommercamp für ein selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen mit Förderung der Aktion Mensch gestartet. „Diese Erfahrungen zeigen nicht nur, dass es mit einer guten Unterstützung vielen Menschen mit ganz unterschiedlichen Behinderungen möglich ist, an Veranstaltungen und Aktivitäten mitzuwirken, sondern auch wie groß die Kreativität unter den Betroffenen ist, die an anderer Stelle noch vermisst wird. Diese Kreativität muss gerade auch in der Behindertenhilfe genutzt werden, um Kontakt- und Teilhabemöglichkeiten zu schaffen. Das Geht-Nicht gilt heutzutage schlichtweg nicht mehr, denn fast immer lassen sich Möglichkeiten für die Teilhabe behinderter Menschen schaffen“, erklärte Susanne Göbel, die das Online-Sommercamp vom 2. Juni bis 15. August mit über 150 Teilnehmer*innen für das bifos koordiniert.
Link zum Liveblog zum Sommercamp
Link zu Infos zum Hintergrund und den Veranstaltungen des heutigen bundesweiten Digitaltages