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Oldenburg in Holstein (kobinet) Die Inklusionsbotschafterin und Behindertenbeauftragte der Stadt Oldenburg in Holstein Martina Scheel meldet sich in einem Kommentar für die kobinet-nachrichten zu Wort. Gerade im Hinblick auf die am Mittwoch verkündeten Beschlüsse für die weiteren Maßnahmen während der Corona-Pandemie mahnt sie Inklusion und verständliche und damit auch barrierefreie Informationen für alle an.
Kommentar von Martina Scheel
Wir schreiben das Jahr 2020, 11 Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention. Mittwoch, den 15. April – alle Menschen in Deutschland warten den ganzen Tag gespannt auf die Ansprachen der Kanzlerin sowie der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten in den einzelnen Bundesländern. Die Politik hat zum Wohle des Volkes weitere Corona-Maßnahmen entschieden und alle sollen sich an die Entscheidungen halten. Soweit, so gut…
Stell Dir vor, Du gehörst zu den Menschen, die nicht mit einem funktionierenden Gehör oder nicht mit deutsch als Muttersprache leben: weißt Du, an welche Vorgaben Du Dich halten sollst – warum und wie lange?
Ich selbst habe jedes Wort gehört und die allermeisten auch verstanden. Aber geht das wirklich Jedem so? Bereits am Anfang dieser Krise wurden viele Stimmen laut, dass GebärdensprachdolmetscherInnen und Übersetzung in Leichte Sprache kein Luxus, sondern unabdingbar sind, um allen Menschen wichtige Informationen zukommen zu lassen. Dieser Pressekonferenz wird seit Tagen entgegen gefiebert, ALLE wollen wissen, wie es weitergeht und doch werden wieder so viele Menschen außen vor gelassen.
In Deutschland zeigt sich in der Krise der Zusammenhalt, es werden von heute auf morgen Milliarden von Euro für die Bewältigung der Krise zur Verfügung gestellt, auch in den einzelnen Bundesländern gibt es Millionen von Euro dafür. Ich finde das gut und richtig, aber beim Thema Inklusion hieß es immer, es ist kein Geld da. Müssen wir jetzt weiter an der Barrierefreiheit, an der Information und Teilhabe für ALLE sparen, damit die Wirtschaft überlebt?
11 Jahre und vielleicht einen Schritt geschafft, das geht doch besser und andere Länder machen uns das vor! Ich fordere deshalb nochmals eindringlich, Gebärden- und Leichte Sprache mitzudenken. Sie sind kein Luxus, sondern für viele Menschen – gerade jetzt in der Krise – wichtig!