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Wie geht’s Katrin Gensecke?

Katrin Gensecke
Katrin Gensecke
Foto: privat

Gersdorf (kobinet) Die Inklusionsbotschafterin Katrin Gensecke lebt in Gersdorf, einem Ortsteil von Dahlenwarsleben im Landkreis Börde in Sachsen-Anhalt. "Dort ist es total still und gibt's kein Netz", wie sie kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul mitteilte. Er fragte Katrin Gensecke, die sich u.a. in verschiedenen Bereichen der Behindertenpolitik und im Landesvorstand der SPD in Sachsen-Anhalt engagiert, wie es ihr in diesen Zeiten geht.



kobinet-nachrichten: Wie geht es Ihnen in Zeiten der Corona-Pandemie und wie hat sich Ihr Leben in den letzten Wochen verändert?

Katrin Gensecke: Nach einer gelungenen Operation spricht man häufig von „den Umständen entsprechend“ und so möchte ich meine Gefühlslage einschätzen. Von Tag zu Tag erlebe ich die verordnete Ruhe etwas gelassener. Es fällt mir sichtlich schwer, den Drang, mich gern unter das Volk zu mischen, einzuschränken und hierbei meine Aktivitäten auf ein Mindestmaß zu beschränken.

kobinet-nachrichten: Was beschäftigt Sie in diesen Krisenzeiten besonders?

Katrin Gensecke: Meine klassische Parteiarbeit ruht. Mitgliederversammlungen, Veranstaltungen und Aktionen sind abgesagt. Wie kann ich trotzdem mit unseren Mitgliedern im Kontakt bleiben? Wie geht es meinen Mitstreiter*innen in diesen Zeiten, die meist zur sogenannten Risikogruppe gehören? Welche Möglichkeiten habe ich derzeitig, sie zu motivieren? Werden Vorerkrankte und ältere Menschen mit weiteren Einschränkungen leben müssen und droht ihnen sogar eine Isolation? Das sprengt nach meinem Dafürhalten die soziale Teilhabe. Auch ich gehöre als an MS-Erkrankte zu dieser Gruppe. Wir sind alle dabei, für eine inklusive Gesellschaft zu kämpfen. Verstehe ich hier gerade etwas verkehrt? Eine Menge ungeklärte Fragen, die mich umtreiben und meine Gedanken durcheinander wirbeln lassen.

Desweiteren bringen die derzeitigen Ausgangsbeschränkungen in Sachsen-Anhalt meine Stimmung nicht auf Hochtouren. Am meisten vermisse ich die alltägliche Interaktion und dabei das so lieb gewonnene „Käffchen“ in der Gemeinschaft! Natürlich bringe ich für diese erforderlichen Maßnahmen Verständnis auf, in der Hoffnung, diese Krise gemeinsam und rasch bewältigen zu können.

kobinet-nachrichten: Gibt es etwas Positives, das Sie dieser Zeit bzw. dieser Krise abgewinnen können?

Katrin Gensecke: Ja natürlich, aus jeder Krise kann man lernen. Oft reise ich in die Landeshauptstadt Magdeburg. Sie hat ein wenig an Leben verloren, wie überall im Lande, aber inzwischen kann man hier bessere Luft atmen, es ist weniger Verkehr zu beobachten, das ist ein positiver Effekt für die gebeutelte Umwelt! Tja und wie schnell man Gesetze durch das Parlament prügelt und Pressemitteilungen endlich und schon lange gefordert von Gebärdensprachdolmetscher*innen begleitet werden. Viele beginnen, sich wieder auf einfache Sachen zu besinnen, wir leben in einer schnelllebigen Zeit. In den letzten Wochen habe ich beinahe jeden Morgen ein ausgiebiges Frühstück mit süßen Leckereien geschlemmt. Dabei konnte ich die Natur in ihrem Frühlingserwachen begleiten. Einfach nur schön! Und auf meinem Schreibtisch hinterlässt das Chaos beinahe eine Ordnung, naja der Anfang ist getan.

Weiter ist mir aufgefallen, Hilfsbereitschaft, Empathie, sie werden in diesen Zeiten sehr groß geschrieben. Viele Menschen bummeln ruhiger durch die Supermärkte und haben dabei auch ein Lächeln im Gesicht, das ist etwas Wunderbares und hilft über diese schwere Zeit einfacher hinweg. Auch in den Zeiten nach Coronoa wünsche ich mir, dass diese Solidarität weitergelebt wird, das bringt Menschen zusammen und macht unsere Gesellschaft stark.

kobinet-nachrichten: Welche Pläne haben Sie für die Zeit nach der Krise?

Katrin Gensecke: Eine Reise in den Thüringer Wald zu meiner Familie, wobei ich zuerst wieder alle fest in die Arme schließe und die herzhafte Thüringer Küche meiner Mama genieße werde. Wichtig erscheint mir auch, meine ausgefallenen und auf spätere Zeitpunkte gesetzte Seminare wieder neu zu bewerben. Auch in diesen Zeiten haben wir von: www.inklusionsseminare.de mit Detlev Jähnert das Programm für das 2. Halbjahr entwickelt, um bereit zu sein, wenn die Normalität nach dem Corona-Virus ihren Einzug hält und wir nicht erst mit der Planung anfangen können, wenn es losgeht. Was nicht geht, werden wir halt verschieben.

kobinet-nachrichten: Wenn Sie zwei Wünsche frei hätten, wie wären die derzeit?

Katrin Gensecke: Ganz aktuell natürlich, die schnelle Rückkehr in ein normales Leben mit einer weiter gelebten Solidarität, die wir gerade als starke Säule in unserer Gesellschaft erleben. Sogenannte Risikogruppen müssen die öffentliche Aufmerksamkeit erhalten, wie gerade in diesen Zeiten. Allerdings mit der Ansage, dass ihre Rechte für ein selbstbestimmtes Leben in Gesetze gegossen werden, die dies ermöglichen und nicht mit exklusiven Inhalten Chancengleichheit verhindern.

kobinet-nachrichten: Vielen Dank für das Interview.