BRANDEBURG an der Havel (kobinet) Mit dem Frühling beginnt nun auch wieder die Zeit der Ausflüge und des Reisens in den Urlaub. Viele unserer Leserinnen und Leser haben ihre Ziele für Reisen in diesem Jahr vermutlich bereits ausgewählt und die Reisen gebucht. Andere vielleicht noch nicht. Gemensam mit Partnern des Internetportals "Barrierefreier Tourismus Info" möchten wir deshalb in einer kurzen Serie auch in diesem Frühjahr wieder Anregungen geben, wohin man Ausflüge unternehmen und Reisen könnte. Bei diesen Empfehlungen haben wir uns auf ausgewählte Reiseziele konzentriert, die weitgehend barrierefrei sind oder zumindest gut über noch bestehende Barrieren informiern. Heute geht es dann also gedanklich in die Stadt Brandenburg an der Havel.
Mit ihren mehr als 70.000 Einwohner gehört die Stadt Brandenburg an der Havel zu den größeren Städten des Bundeslandes Brandenburg. Wegen ihrer nachgewiesenen langen Geschichte, die bis in das Jahr 928 zurückreicht und, weil sie bereits im Heiligen Römischen Reich als Mark Brandenburg bekannt und so namensgebend für eine ganze Region war, wird sie häufig auch als „Wiege der Mark“ bezeichnet. Ihren Namen hat Brandenburg an der Havel von einer slawischen Burg auf jener Havelinsel, auf welcher heutzutage unter anderem die Kirche Sankt Petri und der Dom Sankt Peter und Paul stehen.
Wer nach Brandenburg an der Havel kommt, findet eine Stadt mit viel Geschichte vor, deren Straßen eigentlich immer bald wieder zu einem Ufer des Flusses, der Kanäle oder Seen führen. Wer hier bummeln möchte, sollte daran denken, dass die Stadt selbst eigentlich aus drei Teilen besteht, aus der Dominsel sowie den früheren selbstständigen Orten, welche heutzutage die Altstadt und die Neustadt bilden, die einst zwei voneinander getrennte Städte waren.
Es ist günstig, in der Neustadt damit zu beginnen, die Stadt kennen zu lernen. Hier befindet sich am Neustädtischen Markt die Touristinformation und so kann man sich hier alle weiteren Auskünfte für einen interessanten Besuch holen. Auf dem Neustädtischen Markt gibt es zudem ein Tastmodell der Stadt – eine gute Möglichkeit, die individuellen Erkundungsrouten durch die Stadt festzulegen. Hilfreich könnte ebenso ein Besuch im Kundenbüro der Verkehrsbetriebe Brandenburg an der Havel in der nahegelegenen Steinstraße sein. In den angrenzenden Straßen, vor allem der Hauptstraße und der Steinstraße bietet sich zugleich ein Bummel durch die Geschäfte an. Auf dem Weg auf der Hauptstraße zur Jahrtausend-Brücke (vom Markt weg) sollte man dabei den Bollmann-Brunnen nicht verpassen. Dieser Brunnen erinnert an das vermutlich bekannteste Original der Stadt, den aus der Nähe von Magdeburg stammenden Fritz Bollmann, der vermutlich seit 1875 in Brandenburg an der Havel wohnte, als Barbier sein Geld verdiente und beim Angeln auf dem Beetzsee ertrunken war. Auf dem Rand des Brunnens gibt es die acht Strophen jenes bekannten Liedes nachzulesen, das daran erinnert.
Für alle, die sich für „ganz alte Geschichte“ interessieren, lohnt sich ein Spaziergang in die andere Richtung vom Markt weg: Durch die Sankt Annen-Straße zum Paulinenkloster, welches das Archäologische Landesmuseum beherbergt. 10.000 ausgewählte Exponate geben hier einen Überblick zur mehr als 130.000 Kulturgeschichte dieser Region. Dieses Museum wurde in die Datenbank der Tourismus Marketing Gesellschaft Brandenburg aufgenommen und so gibt es hier zuverlässige Angaben zur Zugänglichkeit dieses Museums.
In dem man eine der beiden Brücken die Havel überquert gelangt man von der Neustadt auf die andere Seite des Flusses in die Altstadt. Neben drei Kirchen und zwei alten Stadttoren wartet hier sicher auch das Altstädtische Rathaus mit dem Roland auf einen Besuch. Dieser Spaziergang lässt sich mit dem Erkunden des Slawendorfes verbinden. Entlang der Havel (Am Salzhof) ist dieser Erlebnisort bequem zu erreichen. Dabei handelt es sich um eine slawische Siedlung, welche einer Siedlung im 11. Jahrhundert nachgestaltet wurde und das Leben in dieser Zeit zeigt. Die Wege zwischen den Häusern sind naturbelassen und führen teilweise über Wiesenflächen. Fast alle der dort gezeigten Häuser sind jedoch ebenerdig zugänglich. Neben der Möglichkeit, das Dorf zu besichtigen, gibt es ebenso Angebote, dieses frühere Leben nachzuempfinden, einmal selbst mit dem Bogen zu schießen, die Lanze zu werfen, selbst Brot im Steinofen zu backen oder zu töpfern. Detaillierte Information zur Zugänglichkeit des Slawendorfes gibt es auf Internetseiten von „Brandenburg barrierefrei“.
Das älteste Bauwerk der Stadt ist Dom aus dem Jahre 1165, welcher den Aposteln Petrus und Paulus geweiht wurde. Beim Haupteingang des Domes gibt es ein Tastmodell, das einen guten Überblick der gesamten Anlage vermittelt. Das Innere des Domes ist gegenwärtig für gehfähige Personen ohne Schwierigkeiten zu besuchen. Sowohl der Haupteingang wie auch ein hinterer Eingang sind nur über Treppen zu passieren. Allerdings gibt es für alle Dom-Freunde auch eine gute Nachricht: In Teilen des Doms finden Rekonstruktionsarbeiten statt in deren Verlauf soll dann auch ein barrierefreier Zugang entstehen. Dann wird ein barrierefreier Zugang für alle möglich. Bis dahin kann sich erst einmal jeder über dieses interessante Bauwerk informieren.
Für Besucher, die mit einem Rollstuhl in Brandenburg an der Havel unterwegs sind können davon ausgehen, dass es an Kreuzungen und Straßeneinmündungen überwiegend abgesenkte Bordsteine gibt. Auf dem Gelände der Stadt gibt es kaum größere Steigungen – außer an den Brücken, welche über die Havel führen. Die Straßen sind in diesen Fällen stets mit Steigungsabschnitten von 100 bis 200 Meter Länge verbunden. Der Belag der Fußwege ist jedoch sehr verschieden – manchmal gut zu befahren, meistens jedoch recht holprig. Gut befahrbare Wegoberflächen bieten jedoch jene Strecken, welche in Verbindung zur Bundesgartenschau 2015 angelegt worden waren. Sie sind auf dem Innenstadtplan verzeichnet.
Neben vielen Sehenswürdigkeiten gibt es in Brandenburg an der Havel auch etwas ganz eigenartiges: Waldmöpse. Das sind mehr als 20 possierliche Tierchen, die von dem Brandenburger Humorist und Ehrenbürger Vicco von Bülow alias Loriot präsentiert wurden und nun an ihn erinnern. Diese Waldmöpse lassen sich in den drei historischen Teilen der Stadt finden. Wer mehr über die Waldmöpse erfahren möchte, kann sich einer Stadtführung zu diesem Thema anschließen, auf einem individuellen Rundgang nach ihnen suchen oder hier nachlesen.
Bei so viel Wasser der Havel und der Havelseen möchte dieser oder jener gern eine Schiffsreise unternehmen. Für mobilitätseingeschränkte Passagiere ist das unter bestimmten Bedingungen möglich. Also individuell nachfragen.
Brandenburg an der Havel hat noch weitere Sehenswürdigkeiten zu bieten. Es gibt mehr zu entdecken als hier beschrieben werden konnte. Nach den umfangreichen Touren durch die Stadt, muss sich jeder auch einmal stärken. Auch dafür steht eine größere Zahl von Angeboten zur Verfügung. Genannt seien hierzu nur das in der Nähe der Jahrtausendbrücke gelegene Restaurant „Werft“ und das Restaurant „Kartoffelkäfer“ in der Steinstraße sowie das Restaurant „Remise“, das sich direkt am Dom befindet. Wer sich für das „Restaurant an der Dominsel“ entscheidet, bekommt zum Essen noch einen unvergesslichen Blick auf den Stadtkanal dazu. Letztlich sollte niemand aus Brandenburg wegfahren, ohne auch die Fischerei am Mühlendamm“ besucht zu haben. Hier gibt es frischen und eben geräucherten Fisch, einen Außenbereich auf einem Ponton, der auch mit Rollstuhl zugänglich ist sowie ebenfalls einen Ausblick auf die Flusslandschaft der Havel.
Für die Vorbereitung des Besuches in Brandenburg an der Havel ist zu empfehlen, bei der Touristinformation der Stadt einen Reiseplaner sowie einen Innenstadtplan herunter zu laden. Sie enthalten auch Hinweise zur Zugänglichkeit von Sehenswürdigkeiten sowie zur Lage von Parkplätzen und mit Rollstuhl zugänglichen Toiletten.