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Fragensammlungen zur Verbesserung der Mitbestimmung

Logo: Hier bestimme ich mit: Index für Partizipation
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Foto: BeB

Kassel (kobinet) Der Bundesverband evangelische Behindertenhilfe (BeB) hat eine Sammlung von Fragen entwickelt, die ermöglichen sollen, dass Menschen mit Behinderung mehr mitbestimmen können. Damit kann sich jede Einrichtung, jede Kommune oder Institution auf den Weg zur vollen und wirksamen Teilhabe machen, heißt es vonseiten des Verbandes anlässlich der Vorstellung der Zwischenergebnisse des Projektes und der über 300 Fragen bei einer Veranstaltung, die gestern im Haus der Kirche in Kassel stattfand.

Dabei handelt e sich um die Fragensammlungen „Mitbestimmen! Fragensammlung zur Partizipation“ und „Mit-Bestimmen! Fragen-Sammlung in Leichter Sprache“. Nach drei Jahren intensiver Arbeit ist damit ein wichtiger Meilenstein im Projekt „Hier bestimme ich mit! Index für Partizipation“ erreicht, das der BeB seit Juli 2016 in Zusammenarbeit mit dem Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft (IMEW) durchführt. Die Fragensammlungen seien ein wirkungsvolles Instrument zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und sollen helfen zu prüfen, inwieweit Partizipation von Menschen mit Behinderung in einer Organisation oder in der Kommune bereits umgesetzt wird und wie dies noch verbessert werden kann.

Ziel des auf insgesamt fünf Jahre angelegten Projektes, das maßgeblich von der Aktion Mensch Stiftung gefördert und von der Curacon GmbH, dem Ecclesia Versicherungsdienst GmbH und EB Consult GmbH unterstützt wird, ist die Verbesserung der Partizipationsmöglichkeiten und -bedingungen vor allem für Menschen mit Lernschwierigkeiten, psychischer Beeinträchtigung oder hohem Unterstützungsbedarf. Das Projekt und damit die Fragensammlungen richten sich an die genannten Personengruppen, an Interessenvertretungen, Leitungen und Mitarbeitende in Einrichtungen und Diensten der Eingliederungshilfe und Sozialpsychiatrie sowie an Kommunen, die sich für ein Mehr an Partizipation vor Ort einsetzen und Mitbestimmungsmöglichkeiten weiterentwickeln wollen.

Die Fragensammlungen beinhalten je 26 Themen und ca. 330 Fragen, die bewusst offen formuliert sind, um so die Möglichkeit zu schaffen, miteinander ins Gespräch zu kommen. Sie beziehen sich auf drei Dimensionen – Haltungen und Werte, Strukturen und Alltägliches Handeln (in Leichter Sprache: Haltungen, Regeln und Mit-Bestimmung im Alltag) – und bieten dadurch Anregungen für eine Vielzahl möglicher Situationen und Problemstellungen in Organisationen und Kommunen, deren gemeinsame Bearbeitung und Diskussion in inklusiven Arbeitsgruppen oder Sitzungen die Partizipationsbedingungen und -möglichkeiten vor Ort erweitern sollen, heißt es vonseiten des BeB.

Wesentlicher Bestandteil des Projekts war die Zusammenarbeit mit den drei Praxispartnern: dem Bodelschwingh-Haus in Wolmirstedt, dem Gemeindepsychiatrischen Zentrum der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart e.V. in Möhringen und In der Gemeinde Leben gGmbH in Düsseldorf (allesamt Mitgliedseinrichtungen des BeB). Sie bringen im Rahmen des Projekts das Thema Partizipation vor Ort weiter voran. Ihre Erfahrungen und ihr Know-How flossen in die Fragensammlungen ein. Einen ganz besonderen Teil des Projekts machte die einjährige Testphase (von Mai 2018 bis Mai 2019) der ersten Fassung der Fragensammlungen in der Praxis aus. Insgesamt sechs Einrichtungen und Kommunen sowie weitere Personen und Organisationen testeten und prüften die Fragensammlungen in Leichter und schwerer Sprache. Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Testphase konnten weitgehend in die nun vorliegenden Fragensammlungen eingearbeitet werden.

Die Fragensammlungen sind aufeinander abgestimmt und erleichtern so ein gemeinsames Arbeiten. Neben den Versionen in schwerer und Leichter Sprache in Printform gibt es beide auch als barrierefreie PDFs. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, sich im Internet einen individuellen Fragenkatalog zusammenzustellen. Entstanden sind außerdem drei Kurzfilme mit Audiodeskription zum Thema, die unter Beteiligung von Klient*innen und Mitarbeitenden der Praxispartner*innen gedreht wurden und exemplarisch den möglichen Einsatz und Nutzen der Fragensammlungen illustrieren. Zusätzliche Arbeitsmaterialien und Praxisbeispiele werden im ersten Jahr des praktischen Einsatzes der Fragensammlung online ergänzend zusammengestellt. In drei zweitägigen inklusiven Schulungen im kommenden Jahr erhalten Anwender*innen und Multiplikator*innen Unterstützung beim praktischen Einsatz der Fragensammlung und der Weiterentwicklung von partizipativen Haltungen, Strukturen und dem entsprechenden Handeln im Alltag.

Die Fragensammlungen können, solange der Vorrat reicht, über den BeB-Shop bezogen werden. Die barrierefreien PDF-Versionen und die Online-Fragensammlung sind abrufbar unter www.beb-mitbestimmen.de. Dort sind auch die drei Kurzfilme zum Projekt zu finden.