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Stuttgart (kobinet) Andreas Lapp-Zens aus Stuttgart ist schon seit vielen Jahren in der Umweltbewegung aktiv und setzt sich dabei auch für die Inklusion bei Protestaktionen ein. Bereits im Sommer war er bei einem Protestcamp von Ende Gelände dabei und berichtete darüber, dass dort auch ein inklusiver Finger bei den Protesten organisiert wurde. Im Vorfeld der vom 29. November bis 1. Dezember im Lausitzer Kohlerevier von der Initiative Ende Gelände angekündigten Proteste sprach kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul mit dem Aktivisten über Pläne für ähnliche inklusive oder bunte Protestgruppen.
kobinet-nachrichten: Was ist bei den nun für Ende November geplanten Protesten anders als bei den Aktionstagen von Ende Gelände im Juni?
Andreas Lapp-Zens: Bei den Aktionstagen im Juni im rheinischen Braunkohlerevier hatte sich der Bunte Finger spontan vor Ort gebildet. Aus dem Grund konnte es keine präzise Planung und kein angepasstes Aktionstraining wie bei den anderen Fingern geben.
Einerseits war das angemessen für die sehr vielfältige Zusammensetzung der etwa 90 Personen umfassenden Gruppe. Andererseits kam es zu kritischen Situationen während der Blockade einer zur Kohlegrube führenden Straße bzw, mangelte es an der Kenntnis von möglichen, die Sicherheit der Teilnehmer*innen nicht gefährdenden Reaktionen auf martialisch auftretende Polizist*innen und rabiate Autofahrer.
Anders als im Rheinischen Braunkohlerevier werden die Aktionen diesmal zudem von drei Orten losgehen, nämlich aus Berlin, Dresden und Leipzig.
Nähere Informationen gibt’s unter www.ende-gelaende.org
kobinet-nachrichten: Was unterscheidet den Bunten Finger von dem Pinken, Roten, Grünen und Goldenen Finger?
Andreas Lapp-Zens: Im Bunten Finger beteiligen sich Menschen, die nicht kilometerweit über Felder, Straßen, Grubenkanten und durch Polizeiketten laufen können oder wollen, weil sie mobilitätseingeschränkt, mit kleinen Kindern unterwegs sind oder bei anderen Aktionen eine Unterlassungserklärung unterschrieben haben (nämlich das Betriebsgelände der LEAG nie mehr zu betreten).
kobinet-nachrichten: Warum sollten sich mehr Menschen mit Behinderung an Aktionen des zivilen Ungehorsams beteiligen?
Andreas Lapp-Zens: Ich bin der Meinung, dass die Verhinderung des drohenden Klimakollapses alle Menschen angeht und es deshalb auch den Einsatz aller Menschen braucht. Bisher waren Menschen mit sichtbaren Behinderungen eher unterrepräsentiert bei politischen Aktionen und Demonstrationen. Das hat sich verändert seit Fridays for Future und Ende Gelände. Deren Aktionen spiegeln in immer stärkerem Maße die vielfältige Zusammensetzung der Gesellschaft wider. Ich behaupte frech, dass gelebte Inklusion in keinem Bereich des Zusammenlebens so sichtbar ist. Aber auch hier ist noch viel Luft nach oben!
kobinet-nachrichten: An wen kann man sich wenden, wenn man sich für die Mitwirkung an dieser oder anderen Aktionen interessiert?
Andreas Lapp-Zens: Gern dürfen mich Interessierte über meine E-Mail [email protected] kontaktieren, um mehr über meine persönlichen Erfahrungen mit dem 1. Bunten Finger zu erfahren.
kobinet-nachrichten: Vielen Dank für das Interview