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Kritik an medizinischer Unterversorgung auf dem Land

Diana Hömmen
Diana Hömmen
Foto: privat

Löhningen (kobinet) Die Inklusionsbotschafterin Diana Hömmen kennt den Gesundheitsbereich gut und engagiert sich vor allem für eine adäquate gesundheitliche Versorgung im ländlichen Bereich. Hier sieht sie eher Verschlechterungen als die von der Politik immer wieder propagierten Verbesserungen. Und der Klimawandel fordert zunehmend auch die Gesundheitsversorgung heraus, wie sie in einem Kommentar mit ihren praktischen Erfahrungen vor Ort schildert.



Kommentar von Diana Hömmen

„Von der niedersächsischen Landesregierung angekündigte Projekte wie zuletzt ein Telemedizin- und Pflegeprojekt in Gifhorn machen mich eher wütend, weil wir das schon haben und wissen, dass solche Projekte gut sind. Es wird Geld ausgeben, was sinnvoller für die Patientenversorgung vor Ort eingesetzt werden sollte. Hier im Landkreis Cloppenburg erlebe ich, dass es keinen ambulanten Termin für eine Magenspiegelung gibt. Diese sind erst wieder ab dem 1. Januar 2020 möglich. Das heißt bis zu 50 km und mehr für einen solch wichtigen Termin fahren.

Es dürfen nur zwei Praxen im Landkreis Cloppenburg diese Untersuchung durchführen, da gehen bei mir die Nackenhaare hoch. Das ist die wirklich schlechte Versorgung in Niedersachsen. Das reiche Deutschland entwickelt sich bei der gesundheitlichen Versorgung auf dem Land zu einen Entwicklungsland, Funklöcher erschweren eine moderne Telemedizin und viele Mediziner*innen stehen Ihr auch skeptisch gegenüber. Wir erreichen hier ja noch nicht einmal den G4 Standard.

Und dann ist da noch der Klimawandel, der die Gesundheitsversorgung noch zusätzlich belastet, deshalb plädiere ich für eine Bewegung unter dem Motto „Health for Future“

Mutter Erde weint, denn ihre Kinder sind voller Gier. Der Klimawandel und die Umweltverschmutzung gehen uns alle an, schon heute hat es Auswirkungen auf die Gesundheit. Die Luftverschmutzung ist eines der größten Gesundheitsprobleme unserer Zeit und verursacht etwa 13 Millionen Todesfälle weltweit pro Jahr. Seit den extremen Wetterlagen wie Hitzewellen steigt das Risiko für Überhitzung, Herzinfarkte und Infektionen – auch in Europa, wie das deutsche Ärzteblatt erst kürzlich schrieb. Dürren und der Verlust von Biodiversität führen zudem zu Ernteausfällen und Nahrungsmittelknappheit, um nur einige direkte und indirekte gesundheitsbezogenen Folgen des Klimawandels zu benennen.

Ich wohne in einem Gebiet, wo Massentierhaltung und Überdüngung an der Tagesordnung sind. Ein Landkreis mit Skandalen in diesem Bereich und trotzdem schaut die Kommunalpolitik weg. Im Sommer 2019 hatten wir hier Probleme mit dem Grundwasser, weil im Sommer zu viel Wasser von der Landwirtschaft entzogen wird. Wir müssen lernen, unser Wasser besser zu schützen und Wert zu schätzen. Aus Überzeugung habe ich mich der Bewegung „Heath for Future“ angeschlossen. Bei der Diskussion ums Klima denk kaum jemand an die Gesundheit. Ohne Gesundheit kann die Wirtschaft keine Arbeitskraft requirieren. Doch wie in der Gesundheitsförderung und Prävention fallen Verhaltens- und Verhältnisänderungen auch im Umgang mit dem Klimawandel offenbar nicht leicht. Ein Verbot allein reicht natürlich nicht aus. Es bedarf alternativer Lösungen und politische Strategien.