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Telemedizin- und Pflegeprojekt in Gifhorn gestartet

Wappen Bundesland Niedersachsen
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Foto: Gemeinfrei, public domain

HANNOVER (kobinet) Den Blutdruck und Blutzucker messen, ein EKG schreiben oder eine Wunde versorgen ─ das alles sind grundsätzlich medizinische Leistungen, die ein Hausarzt im Rahmen seiner Hausbesuche erbringt. Im Landkreis Gifhorn übernimmt dies für einen Teil der Patientinnen und Patienten einer Hausarztpraxis seit Mitte dieses Jahres ein Pflegedienst.



Das Projekt ist für das Flächenland Niedersachsen ein wichtiges zukunftsweisendes Pilotprojekt, betont Sozialministerin Carola Reimann anlässlich ihres heutigen Besuchs der Hausarztpraxis: „Unser Ziel ist es, die ambulante medizinische Versorgung gerade in den ländlichen Regionen zu verbessern. Wir verknüpfen hier hausärztliche und ambulante pflegerische Leistungen sektorenübergreifend. Das ist ein Modell mit Zukunftscharakter, denn Patientinnen und Patienten profitieren von diesem Angebot genauso wie die Arztpraxen.“

Das Kooperationsprojekt der AOK Niedersachsen, der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen und des Sozialministeriums wird vom Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) unterstützt und läuft bis Ende 2020. Laufe das Modellprojekt gut, so Ministerin Reimann, strebe die Landesregierung ab 2021 eine Ausweitung des Projekts an.

Per Rucksack gefüllt mit einem Tablet-Computer, Blutdruck- und Blutzuckermessgerät, Pulsoximeter und 3-Punkt-EKG machen sich nach täglicher Auftragserteilung durch Dr. Armin Saak täglich bis zu fünf extra geschulte examinierte Pflegekräfte auf den Weg zu Patientinnen und Patienten des Hausarztes. Für den Allgemeinmediziner eine große Entlastung im Praxisalltag: „Die Herausforderung für den Hausarzt in der heutigen Zeit ist es, der Vielzahl an Patienten bei immer schwierigerer werdender ärztlicher Versorgung vor allem auf dem Lande und den zunehmenden Anforderungen von älter werdenden Patienten mit vielfältigen chronischen Krankheitsbildern gerecht zu werden. Den Hausarzt, der die älteren Menschen zuhause ohne Zeitdruck bei Kaffee und Kuchen besuchen konnte, gibt es leider nicht mehr. Der Hausbesuch des Hausarztes wird häufig zum Akutbesuch bei Problemen, die aus dem Ruder laufen. Bei immer knapperen personellen Ressourcen kann eine Zusammenarbeit der Fachkräfte zwischen Arzt, Medizinischen Fachangestellten in der Praxis und auch Pflegekräften vor Ort helfen, die Anforderungen der modernen Medizin im Alter zu sichern. Das Projekt ist ein Baustein, um neue Ideen für die häusliche Versorgung zu verfolgen und möglich zu machen.“

Ist die Behandlung abgeschlossen werden die erhobenen Daten automatisch über das Tablet an die Arztpraxis übermittelt. Der Arzt hat so die individuelle gesundheitliche Verfassung der Patientinnen und Patienten im Blick. Braucht die Pflegekraft vor Ort einen fachmedizinischen Rat, erfolgt die sofortige Kommunikation mit der Praxis.

Für den Landkreis Gifhorn ist das Kooperationsprojekt ein wichtiger Baustein für die medizinische Versorgung der Bürgerinnen und Bürger.