Dresden (kobinet) Paula Kuitunen von der Initiative mindcolors setzt sich für Entstigmatisierung von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, für eine tolerantere Gesellschaft, für Chancengleichheit, Inklusion und Akzeptanz der Betroffenen ein. Dabei hat sie selbst mit Herausforderungen und Diskriminierungen in ihrem Studium zu kämpfen.
In einem Beitrag mit der Überschrift „Kinderschuhe der Chancengleichheit“ beschreibt die Finnin ihre eigene Geschichte: „Ich bin eine dreifache Mutter aus Finnland und studiere seit 2003 Psychologie an der TU Dresden. Zum Diplomabschluss fehlen mit nur noch drei Prüfungen und die Abschlussarbeit. Alle Vorleistungen sind längst erbracht. Trotz schwieriger Verhältnisse wie Scheidung, Erziehung von drei Kindern, kein Bafög, Ausländerin und drei Minijobs, kam ich bis hierhin und absolvierte bereits zehn mündliche Prüfungen.“ Neben dem Studium war sie in verschiedenen Forschungsprojekten zu Angststörungen, Alkoholabhängigkeit, Crystalkonsum und Psychotherapie an der TU Dresden und dem Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung Hamburg tätig. Dadurch wurde sie sogar Coautorin bei verschiedenen wissenschaftlichen Publikationen und Kongressbeiträgen. Außerdem unterrichtet sie aktuell Finnisch, war von 2004 bis 2013 Frontfrau der Band Chervil und arbeitet nebenbei noch als Autorin und Illustratorin.
„Das allein ist schon eine große Aufgabe, wäre da nicht noch eine weitere Sache, die das Studium um ein Vielfaches belastender gemacht hat: Ich erkrankte am Anfang des Studiums an einer diagnostizierten Angststörung (spezifische Phobie, ausschließlich in mündlichen Prüfungen) und rezidivierender Depression. Wegen meiner Störungen ist es mir nicht mehr möglich, die letzten mündlichen (!) Prüfungen zu absolvieren und den Diplomabschluss zu bekommen“, berichtet Paula Kuitunen. „Ich beantragte, die letzten drei mündlichen Prüfungen schriftlich durchzuführen, was mir jedoch trotz ärztlichen Attestes nicht vom Prüfungsausschuss Psychologie der TU Dresden gewährt wurde. Meine Widersprüche wurden zwei Mal abgelehnt. Nur einer der Prüfer (im Fach Forschungsmethoden) war auch offiziell bereit, mich doch schriftlich zu prüfen. Nun steht mir der Abbruch des kompletten Studiums ohne jeglichen verwertbaren Abschluss bevor – wegen zwei mündlichen Prüfungen. Im Gegensatz zum aktuellen Master-System gibt es nämlich im Diplomstudium keinen Zwischenabschluss im Sinne eines Bachelors. Nun musste ich vors Gericht ziehen – Ausgang offen.“