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Was macht Jürgen Linnemann?

Jürgen Linnemann
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GüTERSLOH (KOBINET) Der Inklusionsbotschafter Jürgen Linnemann plant vom 4. - 6. November eine politische Studienreise, um der Frage nachzugehen, was mit behinderten Menschen geschah, als die Nationalsozialisten an der Macht waren. "Die Menschen müssen wissen, dass sie von rechtsradikalen Parteien nichts Gutes zu erwarten haben", erklärte er im Interview mit Susanne Göbel, die das von der Aktion Mensch Stiftung geförderte Inklusionsbotschafter*innen-Projekt der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) koordiniert. Sie sprach mit Jürgen Linnemann über die geplante Studienreise und die Ziele, die er damit verbindet.

kobinet-nachrichten: Sie sind politisch sehr interessiert und sind zum Beispiel im Aktionsbündnis Inklusion Kreis Gütersloh, als Werkstattrat und als Inklusionsbotschafter aktiv. Vom 4. bis 6. November 2019 bieten Sie zusammen mit Heinz-Jürgen Uffmann eine politische Studienreise nach Sachsen-Anhalt an. Wie lautet das Thema der Reise und zu welchen Orten werden Sie genau fahren?

Jürgen Linnemann: Es geht um eine wichtige Frage: Was geschah mit Menschen mit Behinderungen als die Nationalsozialisten in Deutschland an der Macht waren? Wir wollen die Stiftung Neinstedt besuchen, wo schon damals Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen aller Altersgruppen gelebt haben. Dann verfolgen wir ihren letzten Lebensweg in das psychiatrische Landeskrankenhaus in Bernburg. Im Keller dieser Einrichtung wurden die Menschen mit Gas umgebracht.

kobinet-nachrichten: Sie werden einerseits in der Stiftung Neinstedt sein, andererseits aber auch die Gedenkstätte Bernburg besuchen. Können Sie uns schon einige konkrete Programmpunkte verraten?

Jürgen Linnemann: In Neinstedt hat der Historiker Reinhard Neumann die Geschichte der damaligen Bewohner und Bewohnerinnen erforscht. Er wird mit uns durch die Anlagen von Neinstedt ziehen und von diesen Menschen erzählen. Wir werden dann am nächsten Tag die Gedenkstätte im Keller der Landespsychiatrie besuchen. Dies wird für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sicher nicht einfach sein, deshalb werden wir uns vorher darauf einstellen. Nach dem Besuch wollen wir viel Raum geben, um über das Erlebte zu sprechen und gemeinsam überlegen, welche Aktivitäten notwendig sind, dass dies niemals wieder passiert.

kobinet-nachrichten: Warum ist es Ihnen wichtig, sich im Rahmen dieser politischen Bildungsreise mit dem Thema der sogenannten „Euthanasie-Morde“ während des Nationalsozialismus zu beschäftigen?

Jürgen Linnemann: Mir ist das Thema so wichtig, weil in den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen darüber gesprochen werden muss. Die Menschen müssen wissen, dass sie von rechtsradikalen Parteien nichts Gutes zu erwarten haben.

kobinet-nachrichten: Ihre Reise ist für Werkstätträte und behinderte Menschen gedacht. Viele Menschen denken nach wie vor: dieses Thema ist viel zu schwierig und zu emotional. Was entgegnen Sie solchen skeptischen Stimmen? Wie werden Sie das Thema für die Mitreisenden verständlich und nachvollziehbar aufbereiten und sie gut begleiten?

Jürgen Linnemann: Wir werden das Thema gut aufbereiten. Wir wollen, dass historische Fakten zur Sprache kommen. Wir wollen Raum geben, sich diesem Thema gemeinsam zu stellen und es nicht zu einem Tabu werden zu lassen. Wir wollen keine Angst machen. Wir wollen sogar Selbstvertrauen stärken und zeigen, dass wir durch gemeinsame Aktivitäten etwas bewegen können. In unserer Gesellschaft sind wir, die menschlich miteinander umgehen wollen, die Mehrheit. Wir lassen uns das nicht von wenigen kaputt machen.

kobinet-nachrichten: Mitte Januar 2019 berichtete die Süddeutsche Zeitung unter der Überschrift „Gleich hau’n wir dir aufs Maul“ von einem Angriff Jugendlicher auf Dr. Gregor Schlicksbier, den Behindertenbeauftragten der bayerischen Gemeinde Zorneding. Behinderte Menschen werden immer wieder angepöbelt und angegriffen; sie erleben in ihrem Alltag durch die Gesellschaft und das System Aussonderung, Diskriminierungen und Menschenrechtsverletzungen. Was löst das bei Ihnen aus?

Jürgen Linnemann: Das ist traurig und eine Menschenrechtsverletzung. Eine Ursache dafür ist, wenn Hass gepredigt wird, wenn andere Gruppen von Menschen abgewertet werden, wenn Solidarität verloren geht. Das gilt nicht nur für Menschen mit Behinderung, sondern auch für andere Gruppen wie Flüchtlinge, Menschen ohne Arbeit oder alte Menschen.

kobinet-nachrichten: Welches Signal wollen Sie mit Ihrer Bildungsreise setzen?

Jürgen Linnemann: Wir wollen, dass sich Menschen für diese Gesellschaft einsetzen und dass wir mit all unseren Unterschieden hier gut und friedlich zusammenleben. Auch Menschen mit Behinderungen können dafür einen wichtigen Beitrag leisten.

kobinet-nachrichten: Ihre Reise startet in Bielefeld und führt Sie nach Sachsen-Anhalt. An wen kann man sich wenden, wenn man sich für die Reise interessiert? Muss man selbst behindert und Werkstattrat oder -rätin sein, um mitfahren zu dürfen?

Jürgen Linnemann: Die Reise ist offen für alle. Wir kooperieren mit Bildung und Beratung Bethel. Dort kann sich jeder und jede anmelden unter https://www.bildung-beratung-bethel.de/.cms/238-1-2097

kobinet-nachrichten: Vielen Dank für das Interview.

 

Links zu weiteren Berichten über Inklusionsbotschafter*innen unter dem Motto „Was macht …?

Was macht Tina Jahns? – kobinet-nachrichten vom 14. März 2019

Was macht Lut Autenrieb? – kobinet-nachrichten vom 12. März 2019

Was macht Felicitas Duijnisveld? – kobinet-nachrichten vom 28. Februar 2019

Was macht Graf Fidi? – kobinet-nachrichten vom 13. Januar 2019

Was macht Birger Höhn – kobinet-nachrichten vom 10. Januar 2019

Armin Rist: Viel unterwegs für Inklusion – kobinet-nachrichten vom 20. November 2018