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Foto: DIE LINKE Meiningen
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Foto: DIE LINKE Meiningen
MEININGEN (KOBINET) Jürgen Schmidt sitzt seit kurzem als Rollstuhlnutzer für DIE LINKEN im Kreistag von Schmalkalden-Meiningen und hat dort bereits erste Erfahrungen in Sachen Inklusion gemacht. kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul sprach mit dem behindertenpolitisch engagierten Thüringer, der auch an der am Wochenende in Erfurt stattfindenden Empowerment Schulung "Stärker werden und etwas verändern!" teilnimmt, über seine bisherigen Erfahrungen als Kreistagsmitglied.
kobinet-nachrichten: Wie sind Sie mittlerweile im Kreistagsgeschehen angekommen und in welchen Gremien sind Sie vertreten?
Jürgen Schmidt: Ich habe bereits mehrfach an Kreistagssitzungen teilgenommen und arbeite im Kreisentwicklungs- und Bauausschuss mit. Ebenso bin ich im Stiftungsrat der Meininger Kliniken vertreten. Als Quereinsteiger, und somit unerfahren in den Abläufen und Strukturen der Arbeit im Kreistag, musste ich mich erst einmal mit den Gegebenheiten vertraut machen und meinen Platz finden. Ich bin aber sehr froh darüber, im Kreisentwicklungs- und Bauausschuss mitwirken zu können, da dort Entscheidungen getroffen werden, die sich stark mit der Barrierefreiheit auseinandersetzen. So zum Beispiel, wenn es um den Ausbau und die Sanierung von Schulgebäuden geht. Leider hat es die Vergangenheit gezeigt, dass gerade im Punkt Barrierefreiheit eingespart wurde, um im Kostenrahmen zu bleiben. Dabei wurde aber vergessen, dass ein Schulbesuch zum Beispiel für Rollstuhlfahrer nur möglich ist, wenn die baulichen Gegebenheiten vorhanden sind. Abgesehen davon fordert es die UN-Behindertenrechtskonvention, dass bei allen Um- und Neubauten an öffentlichen Gebäuden die Rechte der Menschen mit Behinderung beachtet werden müssen. Nämlich: Die uneingeschränkte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft! Dazu gehört nun einmal auch das Recht auf Bildung. Mir ist bewusst geworden, dass wir nicht nur die baulichen Barrieren, sondern auch die Barrieren in den Köpfen der Menschen beseitigen müssen.
kobinet-nachrichten: Welche Erfahrungen machen Sie als jemand, der in einem sehr ländlichen Landkreis als rollstuhlnutzender Kreistagsabgeordneter unterwegs ist und welche Reaktionen ernten Sie dabei?
Jürgen Schmidt: Zuerst einmal möchte ich sagen, dass es ein landschaftlich sehr schöner Landkreis ist, in dem ich wohne und tätig bin. Aber die ländliche Region hat auch ihre Nachteile. So sind die betroffenen Personen nur schwer zu erreichen, da der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) noch nicht vollständig barrierefrei ist. Besonders Menschen mit einer Behinderung haben es daher schwer, sich zu treffen und auszutauschen. Als Vorsitzender des Behindertenverbandes des Landkreises Schmalkalden-Meiningen bieten wir regelmäßig Veranstaltungen an, die informieren und den Kontakt untereinander fördern sollen. Da sind auch die Betroffenen selber gefragt, Fahrgemeinschaften zu bilden oder eine Beförderung zu organisieren. Leider hält das viele davon ab und sie bleiben dann lieber zu Hause.
kobinet-nachrichten: Welche drei Punkte wollen Sie konkret in Ihrem Landkreis verändern?
Jürgen Schmidt: Wie ich anfangs bereits erwähnte, spielt die Bewusstseinsbildung eine große Rolle. Wir haben im vergangenen Jahr im Rahmen des Gesundheitstages eine Veranstaltung mit einer Podiumsdiskussion organisiert, in der wir auf die UN-Behindertenrechtskonvention eingegangen sind. Inklusion darf nicht nur eine Worthülse bleiben und es ist wichtig aufzuzeigen, dass sie sich nicht nur auf den gemeinsamen Unterricht bezieht, sondern in allen Bereichen des Lebens eine Rolle spielt. Dazu gehört auch, dass Maßnahme- oder Aktionspläne erstellt werden müssen, in denen die Schwerpunkte zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention enthalten sind. Abgesehen davon ist die Barrierefreiheit nach wie vor ein großes Thema. Leider ist es im 21. Jahrhundert noch nicht angekommen, dass bei Neu- und Umbauten darauf geachtet wird, dass diese Gebäude von allen Menschen genutzt werden können. Es sollte inzwischen Standard sein, barrierefrei zu bauen, zumal die Menschen immer älter werden und ein barrierefreies Umfeld allen zugute kommt.
Ein weiteres wichtiges Anliegen ist es mir, dass die Menschen mit einer Behinderung nicht auf ihre Defizite reduziert werden, sondern als individuelle Persönlichkeiten mit ihren Stärken und Fähigkeiten gesehen werden. Es muss ein Umdenken erfolgen, damit auch Menschen mit einer Behinderung in der Lage sind, sich selber zu verwirklichen und somit ihren Teil dazu beitragen können, sich in die Gesellschaft einzubringen.
kobinet-nachrichten: Sie nehmen ja auch an der Empowerment-Schulung der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland teil. Was müssen Sie denn selbst noch in Sachen Empowerment lernen und was kann Ihrer Ansicht nach anderen behinderten Menschen weitergegeben werden, damit sich diese für die Inklusion einsetzen können?
Jürgen Schmidt: Ich habe mich für die Empowerment-Schulung angemeldet, weil ich es noch lernen muss, meine Forderungen und Rechte zu formulieren und durchzusetzen. Es fällt mir immer noch schwer, in der Öffentlichkeit aufzutreten. Deshalb war es anfangs für mich nicht selbstverständlich, für den Kreistag zu kandidieren. Inzwischen muss ich für mich feststellen, dass es die richtige Entscheidung gewesen ist. Ich sehe, dass ich etwas bewirken und verändern kann. Das ist aber nur möglich, indem ich die Mittel nutze, die mir zur Verfügung stehen. In einer Demokratie ist es nun einmal die politische Ebene, die mich dazu befähigt, mich für die Interessen von Menschen mit Behinderungen einzusetzen. An dieser Stelle möchte ich allen Betroffenen Mut machen, sich politisch zu engagieren und mich somit in meinen Anliegen zu unterstützen. Ich denke noch oft an die Zeit zurück, als sich die Behindertenverbände gegründet haben. Wie viele Ideen sind da entstanden und was für ein Enthusiasmus war da zu erleben. Es gab große Ziele und Visionen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass nicht mehr viel davon übrig geblieben ist. Dabei möchte ich nicht die Arbeit und das Engagement der vielen Aktiven schmälern, die sich tagtäglich in der Behindertenpolitik einbringen. Ihnen gehört meine Anerkennung. Ich denke vielmehr an diejenigen, die zu Hause sitzen und über alles schimpfen, was nicht in Ordnung ist. Oder schlimmer noch, die sich aus allem raushalten. Nach dem Motto: Was gehen mich die anderen an? Es ändert sich ja sowieso nichts. Ihnen möchte ich sagen, dass wir schon viel erreicht haben und noch viel mehr erreichen könnten, wenn wir geschlossen auftreten und unsere Forderungen gemeinsam formulieren. Dabei muss man schon einmal über seinen eigenen Tellerrand hinaussehen. Ich kann über die Dunkelheit schimpfen – ich kann aber auch ein Licht anzünden. Und wie hell könnte es sein, wenn jeder an seiner Stelle und an seinem Platz im Rahmen seiner Möglichkeiten „ein Licht anzündet“.
kobinet-nachrichten: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg im Kreistag.
Jürgen Schmidt ist Mitglied im Kreistag Schmalkalden-Meiningen, er ist Vorsitzender des Behindertenverbandes des Landkreises Schmalkalden-Meiningen und stellvertretender Vorsitzender des Behindertenbeirates des Landkreises Schmalkalden-Meiningen. Als Mitglied in der Landesarbeitsgemeinschaft „Selbstbestimmte Behindertenpolitik“ der LINKEN in Thüringen setzt er sich auch über die Grenzen seines Landkreises hinaus für die Inklusion und Selbstbestimmung ein.