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Foto: Uwe Frevert
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Foto: Uwe Frevert
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Foto: Uwe Frevert
KASSEL (KOBINET) Die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) hat eine neue Aktion gestartet: "AssistentIn des Monats". Dabei sollen Menschen vorgestellt werden, die schon seit vielen Jahren in der Assistenz arbeiten. Gunther Neumann stellt nicht nur Tamara Stober als Assistentin des Monats Oktober vor, sondern beschreibt auch das gespaltene Verhältnis behinderter ArbeitgeberInnen mit den Gewerkschaften.
Bericht von Gunther Neumann
Wie sich die Zeiten ändern! Als Johannes Messerschmid und Uwe Frehse, heute Frevert, 1990 den Verbund behinderter ArbeitgeberInnen – VbA, in München gründeten, gab es keinerlei Anhaltspunkte, wie viel Persönliche AssistentInnen verdienen sollten. Als vergleichbare Tätigkeit zogen Frevert und Messerschmid die ungelernten Krankenpflegekräfte heran. Doch wie viel verdienten die? Heute könnte man es „googlen“, damals war physische Forschung angesagt. Kein Mausklick, sondern mit Menschen richtig reden.
Uwe Frevert und Johannes Messerschmid wandten sich im guten Glauben, dass Gewerkschaften daran interessiert sind, dass ArbeitnehmerInnen vernünftig entlohnt werden, an die Gewerkschaft ÖTV, heute: ver.di. Die mussten es doch wissen. Immerhin steht heute auf ihrer Homepage: „Gewerkschaft? Ist was Gutes!“ Es stellte sich aber bald heraus, dass die Gewerkschaft eher etwas in überkommenen Freund-Feind-Bildern Verharrendes war. Als die ÖTV nämlich erkannte, dass es Johannes Messerschmid und Uwe Frevert darum ging, ein gerechtes Entlohnungsmodell für Persönliche Assistenten und Assistentinnen zu erarbeiten, die sie auch selbst einstellen wollten, ging den alten Gewerkschaftsfüchsen ein Licht auf: Der Klassenfeind schläft nicht! Hier wollten fiese Arbeitgeber, die Feinde der Arbeiterklasse, Zigarre rauchende Bonzen mit Monokel in rollenden Sesseln, den gerechten Kampf der organisierten Arbeiterschaft unterminieren! Nichts da! Lohnhöhen würden Arbeitgebern nicht mitgeteilt, ließ die ÖTV verlauten. Hinweg mit der Bonzenbrut!
Heute, ja heute ist alles anders! Na, jedenfalls fast alles. Ein behinderter Mensch hat eine Menge Möglichkeiten, Assistenz zu erhalten. Der lästige und auch einschränkende Weg ist der über die Pflegedienste, mit den bekannten Haken und Ösen: Es wird Pflegepersonal geschickt, das weiß, wo es lang geht, und schon ist die behinderte Person nicht länger Herr in der eigenen Wohnung. Der Königsweg ist dagegen die Persönliche Assistenz, auf welchen behinderte Menschen den Weg als ArbeitgeberInnen beschreiten.
Ein Privathaushalt, der sozialversicherungspflichtige Angestellte einstellt, benötigt aber eine Software, mit der die Lohnbuchhaltung geregelt werden kann. Und wenn schon der behinderte Mensch das nicht selbst macht, so braucht wenigstens sein Steuerberater/Lohnbuchhalter eine solche Software. Die gibt es aber nicht! Würde sich die Gewerkschaft („Ist was Gutes!“) um die Belange aller ArbeitnehmerInnen kümmern, würde sie wohl an der Entwicklung einer solchen Software mitarbeiten. Offenbar besteht kein Interesse. Der Verdacht liegt ziemlich nahe, dass gerade die Institution, die sich die Abschaffung der Klassenschranken auf ihre Fahnen geschrieben hat, die ArbeitnehmerInnen in zwei Klassen teilt: Beitragzahlende und Uninteressante. Im Jahr 2013 wettert ver.di immer noch gegen die behinderten ArbeitgeberInnen und verkennt, dass 82 Prozent der ArbeitnehmerInnen nach einer Forsa-Umfrage in diesem Jahr hoch zufrieden mit ihrem legalen Anstellungsverhältnis im Privathaushalt sind.
Mittlerweile kommt die Zeit, da die ersten „Urgesteine“ der Persönlichen AssistentInnen aus diesem Arbeitsleben im Privathaushalt berentet werden, und wenn schon sonst keiner was macht, machen es die behinderten ArbeitgeberInnen eben – wie sonst auch – selbst und stellen an dieser Stelle den Persönlichen Assistenten bzw. die Persönliche Assistentin des Monats vor:
Den Anfang machen wir mit Tamara Stober, geboren im Oktober 1942 und seit Juli 1996 als Persönliche Assistentin von Uwe Frevert in seiner Familie in Kassel tätig.
Tamara Stober ist eine Russlanddeutsche aus Kasachstan, wo sie zehn Jahre lang in der Gasindustrie des Landes arbeitete. Durch diese schwere und schadstoffbelastete Arbeit ohne die in der EU gängigen Sicherheitsbestimmungen erlitt Tamara Stober Gesundheitsschäden, die ihr bis heute Probleme bereiten.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion siedelte sie mit ihrer Familie nach Deutschland über und fand eine Anstellung als Persönliche Assistentin im Haushalt von Uwe Frevert. Dabei leistete sie diskret und dezent dem rollstuhlfahrenden Vater im Jahr 1996 Beistand beim Einfangen von kleinen, krabbelnden Jungs, denen auch mal frische Windeln verpasst werden mussten. Uwe Frevert ist Berater in Fragen der Assistenz und des Persönlichen Budgets beim Verein zur Förderung der Autonomie Behinderter – fab in Kassel und konnte Tamara Stober neben ihrer Arbeit als Persönliche Assistentin noch einen zweiten Job als Reinigungskraft beim fab verschaffen.
Tamara Stober übte diese Tätigkeit fünf Jahre aus. Seit 2002 ist sie nur noch im Haushalt von Uwe Frevert tätig. „Bei Uwe weiß ich, was ich habe“, erklärte sie. Uwe Frevert schätzt an ihr, dass sie sich sehr schnell in den Haushalt einer Familie eingefügt hat und sehr diskret als „Guter Geist“ im Hintergrund ihre Arbeit verrichtet. „Frau Stober sieht, was zu machen ist, ohne dass ich erst darauf hinweisen müsste“, lobt Uwe Frevert sie, der auf die Zusammenarbeit mit seiner Persönlichen Assistentin nicht mehr verzichten möchte. So wird Tamara Stober bei ihm so lange es irgendwie geht arbeiten können.