
Foto: Andreas Vega
STRAßBURG/MüNCHEN (KOBINET) Vom 9. - 12. September fanden in Straßburg beim 6. Freedom Drive wieder einmal eine Reihe von Veranstaltungen der europäischen Selbstbestimmt Leben Bewegung mit Abgeordneten des Europäischen Parlaments statt. kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul sprach mit Andreas Vega vom Verbund behinderter ArbeitgeberInnen (VbA) München, der die Aktivitäten der deutschen Delegation koordiniert hat, über seine Eindrücke, die er aus Straßburg vom Freedom Drive mitgebracht hat.
kobinet-nachrichten: Du bist wieder zurück vom Freedom Drive in Straßburg, wie war es?
Andreas Vega: Es war wieder einmal eine tolle Erfahrung in Straßburg. Viele Menschen mit Behinderungen aus ganz Europa haben sich die Mühe gemacht, nach Straßburg zu kommen, um sich für ihre Rechte einzusetzen. In anderen Ländern Europas, vor allem in Südeuropa, aber auch in Ländern wie England, gibt es Kürzungen, die das selbstbestimmte Leben von behinderten Menschen massiv bedrohen.
kobinet-nachrichten: Was waren die wichtigsten Themen, die bei den Veranstaltungen des diesjährigen Freedom Drives diskutiert wurden?
Andreas Vega: Selbstverständlich ging es um die Persönliche Assistenz als Werkzeug für die Führung eines selbstbestimmten Lebens. Eine adäquate Persönliche Assistenz war eine der größten Forderungen des Europäischen Netzwerks für selbstbestimmtes Leben (ENIL), das den Freedom Drive seit zehn Jahren organisiert. Denn nur durch Persönliche Assistenz können behinderte Menschen ihr Leben selbstbestimmt organisieren.
kobinet-nachrichten: Von Deutschland waren einige behinderte Menschen mit dabei. Ihr habt euch dabei auch mit deutschen Abgeordneten des Europäischen Parlaments getroffen, welche Themen standen dabei auf der Tagesordnung?
Andreas Vega: Das Treffen mit den deutschen Europaabgeordneten war ganz erfreulich. Es waren dieses Jahr einige da. Dabei gab es einige sehr engagierte Abgeordnete. Klar geworden ist, dass wir Deutschen uns unbedingt dafür einsetzen müssen, dass Deutschland seine Blockadepolitik gegen die vorgeschlagene EU-Antidiskriminierungsrichtlinie für den gleichberechtigten Zugang zu Dienstleistungen und Produkten aufgibt. Die Richtlinie ist fertig, Deutschland ist das einzige Land in Europa, das verhindert, dass diese in Kraft treten kann. Wenn sich Deutschland weiter weigert, kann es passieren, dass diese Richtlinie für ewig in der Schublade verschwindet.
kobinet-nachrichten: Wenn in zwei Jahren der nächste Freedom Drive wieder stattfindet, wirst du dann wieder mit dabei sein und diesen für die deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer koordinieren?
Andreas Vega: Unbedingt! Wir hatten dieses Mal Neuerungen. Zum Beispiel haben wir versucht, die sprachlichen Barrieren möglichst gering zu halten, in dem wir Dolmetscher für die Konferenz und das Europäische Parlament mitgenommen haben. Der Freedom Drive ist ein ganz tolles Erlebnis, nicht nur politisch, sondern auch kräftemäßig. Man gewinnt neue Kraft, weil man sieht, wie viele wir doch sind, die versuchen, an einem Strang zu ziehen.
kobinet-nachrichten: Vielen Dank für das Interview und erhol dich erst mal von dem Stress.