
Foto: Mensch zuerst
KASSEL (KOBINET) Mit einem neuen, von der Aktion Mensch für drei Jahre geförderten, Projekt will Mensch zuerst Mut zur Inklusion machen. Dies schreibt der Verein von Menschen mit Lernschwierigkeiten in seinem neuesten Rundbrief. "In dem Projekt wollen wir Menschen mit Lernschwierigkeiten stark machen. Damit Menschen mit Lernschwierigkeiten besser über ihre Rechte Bescheid wissen. Und damit sie sich für ihre Rechte einsetzen können."
Mit dem neuen Projekt will Mensch zuerst Menschen mit Lernschwierigkeiten schulen. Sie sollen dabei lernen, sich in die Diskussionen zur Inklusion einzumischen. Die Meinung von Menschen mit Lernschwierigkeiten darf nämlich nach Ansicht von Mensch zuerst nicht zu kurz kommen, wenn es um die Inklusion geht. Erste Erfahrungen hat das Projekt bereits bei Veranstaltungen gesammelt. So zum Beispiel beim Treffen von Selbst Aktiv von Menschen mit Behinderungen in der SPD in Nordhessen. Anita Kühnel hat hierfür eine Reihe von Forderungen vorgetragen.
Neben dem Recht auf eine Leichte Sprache hat Anita Kühnel klar gemacht: „Wir wollen nicht ‚geistig behindert‘ genannt werden. Das ist diskriminierend. Wir wollen ‚Menschen mit Lernschwierigkeiten‘ genannt werden. Und Menschen mit Lernschwierigkeiten sollen das Recht haben, selbst entscheiden zu können“, erklärte Anita Kühnel von Mensch zuerst.
Menschen mit Lernschwierigkeiten sollen selbst entscheiden, wo und mit wem sie ihre Freizeit verbringen. Menschen mit Lernschwierigkeiten wollen sich ihren Arzt selbst aussuchen können und Menschen mit Lernschwierigkeiten haben das Recht, eine Beziehung zu haben. Sie wollen selbst entscheiden, ob sie Kinder haben möchten.
Für den Bereich des Wohnens fordert die Selbstvertretungsorganisation, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten selbst bestimmen können, wo, wie und mit wem sie wohnen. Menschen mit Lernschwierigkeiten müssen alle Unterstützung bekommen, die sie brauchen, um nicht im Heim leben zu müssen.
Menschen mit Lernschwierigkeiten sollen aber auch selbst bestimmen dürfen, welchen Beruf sie lernen. Sie müssen selbst bestimmen können, wo sie den Beruf lernen. Auch Menschen in Werkstätten müssen eine Ausbildung bekommen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt anerkannt wird. Es muss genug Lohn geben. Menschen mit Lernschwierigkeiten wollen nicht von der Sozialhilfe abhängig sein.
Und warum soll es nicht auch Behindertenbeauftragte geben, die selbst Lernschwierigkeiten haben. Auf jeden Fall müssen sie selbst eine Behinderung haben, da sie wissen, wie es ist mit einer Behinderung zu leben. Sie verstehen uns besser. Sie sollen hauptamtlich arbeiten und per Gesetz sollen Behindertenbeauftragte vorgeschrieben werden. Diese Forderung richtet sich besonders an das Land Hessen, wo die Landesbehindertenbeauftragte ihr Amt immer noch ehrenamtlich ausübt.
Letztendlich geht es Mensch zuerst darum, dass behinderte Menschen die Unterstützung bekommen, die sie brauchen: beim Wohnen, beim Arbeiten, in der Freizeit und bei der Erziehung.