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STUTTGART (kobinet) Der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg und der Verband alleinerziehender Mütter und Väter VAMV-Landesverband Baden-Württemberg fordern anlässlich des morgigen Weltfrauentags von der neuen Bundesregierung mutige Reformen. Als konkrete Maßnahmen schlagen die Verbände gleichen Lohn für gleiche Arbeit, eine armutsfeste Rente, den Ausbau flexibler Kinderbetreuungs- und Arbeitszeitmodelle, die Reform des Ehegattensplittings und die Aufwertung von frauendominierten Berufen vor.
„Die mitunter auch finanziell prekäre Lage, in der sich Frauen spätestens im Alter befinden, ist weniger das Resultat individueller Entscheidungen, als vielmehr die Folge eines strukturellen Problems, das die Politik und Unternehmen endlich lösen müssen“, betont Sabine Wild, Referentin für Armut beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg. Die Referentin verweist darauf, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten, überproportional in schlecht bezahlten sozialen und Pflegeberufen tätig sind und längere Brüche in ihrer Erwerbsbiografie aufgrund von Ausfallzeiten durch unbezahlte Care-Arbeit für Kinder und zu pflegende Familienangehörige haben. „Dabei ist die Gleichstellung nicht nur ein „Frauenthema“, sondern geht uns alle an. Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen steht im Grundgesetz. Wenn wir in Deutschland echte Gleichberechtigung und Gleichstellung erreichen wollen, muss auch die wirtschaftliche Unabhängigkeit und Sicherheit von Frauen sichergestellt werden“, so Wild weiter. Mehr als jede zweite Frau in Deutschland könne langfristig nicht alleine von ihrem Einkommen leben. Diese Ungleichheit setze sich bis ins Alter fort, indem die Rentenansprüche wesentlich geringer seien. Die Rentenlücke zwischen Männern und Frauen betrug in Baden-Württemberg laut Statistischem Landesamt im Jahr 2023 rund 46,6 Prozent.
„Alleinerziehende sorgen sich um ihre Rente, denn sie sind besonders gefährdet, im Alter in Armut zu leben. Für eine ausreichende private Vorsorge reicht das Einkommen oft nicht aus. Durch familienbedingte Erwerbsunterbrechungen und Teilzeitphasen verfügen Mütter nur über geringe Anwartschaften in der sinkenden gesetzlichen Rente. Im Gegensatz zu verheirateten Müttern können Alleinerziehende sich im Alter nicht auf die höhere Rente eines Partners verlassen oder nach dessen Tod von einer Witwenrente profitieren“, erklärt Brigitte Rösiger, Geschäftsführerin des Verbands alleinerziehender Mütter und Väter VAMV-Landesverband Baden-Württemberg e.V. Alleinerziehende brauchten gute Jobs mit denen sie auch die Betreuung der Kinder vereinbaren könnten sowie flexible Hilfen, wenn die Arbeitszeiten mal länger seien oder jemand krank werde. „Auch dafür sind gute Ideen notwendig, die die Bedarfe der Eltern, Kinder und Jugendlichen berücksichtigen“, so Rösiger.