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Kritik an desaströser Versorgungslage von Menschen im Autismus-Spektrum

drei rote Ausrufezeichen
Drei rote Ausrufezeichen
Foto: ht

Berlin (kobinet) Auf die desaströse Versorgungslage von Menschen im Autismus-Spektrum weist der Verein Aspies angesichts der bevorstehenden Wahl zum Deutschen Bundestag hin. "Tausende autistische Menschen werden durch den Mangel an angemessener Unterstützung und Dienstleistungen im Stich gelassen", beklagt die bundesweit tätige Interessenvereinigung mit Sitz in Berlin. Dies umfasse alle Lebensbereiche: von Bildung und Beschäftigung bis hin zu psychischer Gesundheit, sozialer Betreuung und Zugang zu Diagnostik. Zusammen mit dem *Europäischen Rat der autistischen Menschen*(EUCAP) hat Aspies e.V. auf seiner Homepage deshalb ein Manifest mit zehn Forderungen veröffentlicht.

Im Manifest wird die künftige Regierung aufgefordert, endlich die Lebenssituation autistischer Menschen zu verbessern. „Als autistische Menschen sehen wir uns Diskriminierung ausgesetzt, weil unsere Stimme ungehört bleibt“, heißt es darin. Zu den Forderungen von Aspies e.V. an die künftigen Abgeordneten des Bundestages zählen das Recht auf Selbstbestimmung für alle autistischen Menschen gemäß der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen sowie die Wahlfreiheit für autistische Menschen und ihre Familien bei Therapien, Bildung und den Formen der Unterstützung. Schädliche Therapien müssten hinterfragt werden, statt diese auch noch als Norm vorzugeben, heißt es in dem Manifest.

Gefordert werden außerdem mehr Investitionen in wissenschaftliche Forschung über Autismus, die sich auf die Prioritäten der Mehrheit der autistischen Menschen konzentriert. Ein weiterer Schwerpunkt ist das unabhängige Wohnen der Betroffenen, wofür Mittel zur Verfügung gestellt werden müssten. Für Außenstehende unvorstellbar ist es, dass Autisten allein auf Grund ihrer Eigenheiten mitunter bestraft oder entwürdigend behandelt werden. Dem müsse mit politischen Initiativen und Gesetzen entgegengewirkt werden, heißt es in dem Manifest weiter, in dem „eine nationale Strategie zur psychischen Gesundheit“ einschließlich der spezifischen Bedürfnisse autistischer Menschen ein zentraler Punkt ist.

Außerdem wird gefordert, dass Organisationen autistischer Menschen vom Staat finanziell unterstützt werden müssen, damit sie auf allen politischen Ebenen aktiv werden können. „Es ist uns auch wichtig, dass autistische Menschen Politik aktiv mitgestalten“, betont Rainer Döhle, Vorstandsmitglied von Aspies e.V. Nach dem Vorbild der National Autistic Society in Großbritannien stelle der Verein deshalb auf seiner Homepage Hinweise zur Verfügung, wie autistische Menschen ihre Anliegen gegenüber Kandidat*innen und Abgeordneten zum Ausdruck bringen oder auch selbst Wahlkampf führen können. „Im Übrigen denken wir, dass eine autismusfreundliche Welt eine freundlichere Welt für alle ist“, fasst Rainer Döhle das Anliegen zusammen.

Link zum Toolkit:
https://aspies.de/wp-content/uploads/2025/01/Toolkit-fuer-die-Bundestagswahl-2025.pdf