
Foto: SPD Schwaben
Berlin (kobinet) Mit Platz 14 auf der bayerischen Landesliste hat Heike Heubach gute Chancen, wieder in den Deutschen Bundestag einzuziehen. Der Wahlkampf selbst macht der ersten gehörlosen Bundestagsabgeordneten bisher viel Spaß, auch wenn es ziemlich kalt ist. Dabei erfährt die SPD-Abgeordnete von ihren Genossinnen und Genossen viel Unterstützung. Dies und einiges mehr erfuhr kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul im Interview mit Heike Heubach gut zwei Wochen vor der Bundestagswahl am 23. Februar 2025.
kobinet-nachrichten: Sie sind nun schon seit fast einem Jahr Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Wie war für Sie diese Zeit und welches Highlight gab es dabei für Sie?
Heike Heubach: Die vergangenen Monate im Bundestag waren sehr bereichernd für mich. Besonders herausragend waren meine erste Rede im Oktober und die Auszeichnung, die ich dafür erhalten habe: Die beste Rede des Jahres 2024. Diese Ereignisse waren für mich natürlich besondere Highlights. Noch viel wertvoller waren die vielen tollen Eindrücke, Gespräche und Erfahrungen, die ich sammeln konnte. Es war ein Jahr voller positiver Begegnungen und Erlebnisse, die mich sowohl persönlich als auch politisch weitergebracht haben.
kobinet-nachrichten: Nun sind Sie voll in den Wahlkampf eingebunden, um diese Arbeit im Bundestag auch in der nächsten Legislaturperiode fortzuführen. Wie sind Ihre Chancen, wieder in den Bundestag gewählt zu werden und wie gestaltet sich für Sie der Wahlkampf?
Heike Heubach: Mit Platz 14 auf der bayerischen Landesliste sehe ich gute Chancen, wieder in den Bundestag einzuziehen. Der Wahlkampf selbst macht sehr viel Spaß. Ich treffe bei den Tür-zu-Tür-Wahlkämpfen, an den Infoständen der SPD und in den Ortsvereinen auf viele freundliche Menschen, mit denen ich sehr gute Gespräche über die Ziele der SPD für die nächste Legislatur führen kann. Besonders freue ich mich über die tolle Unterstützung, die ich von meinen Genossinnen und Genossen erhalte. All das macht den Wahlkampf zu einer sehr wertvollen und motivierenden Erfahrung – auch wenn es manchmal sehr kalt ist.
kobinet-nachrichten: Als gehörlose Frau Wahlkampf zu betreiben – wie klappt das? Und was müsste dabei besser sein?
Heike Heubach: Der Wahlkampf klappt sehr gut, da ich großartige Unterstützung durch Dolmetschende habe, die mich stets begleiten. Das ist ein riesiger Unterschied zum Wahlkampf im Jahr 2020 bei der Kommunalwahl, in dem ich mit einem Tablet unterwegs war, auf dem ein Vorstellungsvideo von mir aufgenommen war. Bei dem Bundestagswahlkampf 2021 hatten wir, wegen Corona keinen Haustürwahlkampf gemacht. Die Unterstützung durch Dolmetscherinnen erleichtert den Austausch zwischen den Bürger*innen und mir enorm und ermöglicht eine barrierefreie Kommunikation.
kobinet-nachrichten: Die meisten Initiativen zur Behindertenpolitik blieben in den Auseinandersetzungen der Ampelkoalition stecken. Was ist Ihnen in Sachen Behindertenpolitik besonders wichtig, bzw. wofür treten Sie ein?
Heike Heubach: In der Politik für Menschen mit Behinderung möchte ich mich besonders für eine gerechte Bezahlung der Mitarbeitenden in den Werkstätten einsetzen. Sie leisten wertvolle Arbeit und die muss vernünftig entlohnt werden. Ebenso wichtig ist es mir, dass taube Menschen in allen Bereichen des Lebens Dolmetschende an ihrer Seite haben können. Die Kostenübernahme für Dolmetscher*innen im privaten Bereich sollte nicht nur einkommensunabhängig, sondern auch unbürokratisch und einfach zugänglich sein. Oft erlebe ich ein verwirrendes Durcheinander von Zuständigkeiten. Es ist wichtig, dass Menschen mit Behinderung ihre Teilhabe an der Gesellschaft, etwa im politischen Engagement, genauso selbstverständlich gestalten können wie alle anderen. Natürlich ist mir bewusst, dass die Politik oft in kleinen Schritten voranschreitet, und dass es unrealistisch wäre zu erwarten, dass alle Ungerechtigkeiten sofort beseitigt werden. Ich werde weiterhin dafür kämpfen, dass diese Themen nicht vergessen werden.
kobinet-nachrichten: Wenn Sie einen Wunsch für eine Sprecher*innenfunktion in der neuen Legislaturperiode bzw. für einen Ausschuss frei hätten, wo würden Sie sich gerne im nächsten Bundestag engagieren?
Heike Heubach: Ich glaube, dass ich im Ausschuss für Arbeit und Soziales besonders positiv wirken kann. Darüber hinaus könnte ich mir gut vorstellen, die Sprecherin für Menschen mit Behinderung der SPD-Bundestagsfraktion zu werden. Diese Verantwortung würde ich sehr gerne übernehmen. Das ist allerdings Zukunftsmusik, wir werden sehen, was passiert. Auch der Bauausschuss ist für mich von großer Bedeutung, weil der Mangel an bezahlbarem und nachhaltigem Wohnraum in Deutschland eines der drängendsten Probleme ist. Ich denke, in beiden Bereichen gibt es viel zu tun, und ich möchte aktiv dazu beitragen, Lösungen zu finden.
kobinet-nachrichten: Vielen Dank für das Interview.