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STUTTGART (kobinet) In Baden-Württemberg leben deutlich mehr Menschen in Armut, wenn die Wohnkosten berücksichtigt werden, darauf macht der Paritätische Landesverband aufmerksam. Wird das Einkommen um die Wohnkosten bereinigt, fallen in Baden-Württemberg 18,5 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Das sind 2.097.763 Personen und 6,6 Prozent mehr Armutsbetroffene als nach konventioneller Armutsberechnung (11,9 Prozent). Das ergibt die neue Studie des Paritätischen Gesamtverbandes zur Wohnarmut in Deutschland.
Der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg appelliert an die Landesregierung, den sozialen Wohnungsbau im Land voranzutreiben. Dazu müssten bestehende Sozialbindungen entfristet und mehr Sozialwohnungen geschaffen werden. Kommunen sollten ihr Vorkaufsrecht stärker ausüben, Bürokratie abgebaut, die Wohngemeinnützigkeit gestärkt und Investitionsanreize geschaffen werden, so der Verband.
„Hohe Mietkosten sind nicht nur ein Armutsrisiko. Die Höhe der Miete ist entscheidend, wie viel Geld für den täglichen Gebrauch noch zur Verfügung steht. Für Menschen, bei denen das Geld ohnehin knapp ist, bedeutet das massive Einschränkungen bei den Ausgaben für Essen, Kleidung, Freizeitgestaltung, aber auch Energie und Gesundheit. Es braucht mehr bezahlbaren Wohnraum und einen wirksamen Schutz von Mieterinnen und Mietern vor ständig steigenden Mieten und Wohnungskündigungen. Eine Verlängerung der Mietpreisbremse bis Ende 2029 wie vom Bundeskabinett beschlossen, wäre ein wichtiger Schritt“, betont Ulf Hartmann, Vorstand des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Baden-Württemberg. „Gegen Wohnungsnot helfen nur Wohnungen. Ohne neue Wohnungen werden sich die steigende Wohnungsnot und der Wohnungsmangel weiter verschärfen“ so der Vorstand weiter. Laut einer aktuellen vom PESTEL-Institut veröffentlichten Studie fehlten in Baden-Württemberg 260.000 Sozialwohnungen. Deshalb müsse das Land den sozialen Wohnungsbau und Wohnungen für niedrigere Einkommen stärker fördern und bei der Entwicklung von Neubaugebieten berücksichtigen. „Es ist Zeit, die Wohnarmut und den Mangel an bezahlbarem Wohnraum als eine Verantwortungsgemeinschaft aller Akteur*innen anzugehen und für die Menschen im Land tragfähige Lösungen zu entwickeln und umzusetzen“, so Hartmann.