
Foto: H. Smikac
BERLIN (kobinet) Im Rahmen der Internationalen Tourismus Messe ITB hatte am 6. März in Berlin der 12. Tag des Barrierefreien Tourismus stattgefunden. Eigentlich wollten wir von der kobinet-Redaktion schon viel früher an diese Veranstaltung erinnern, aber wir wollten das auch mit der Möglichkeit verbinden, die Materialien des Tages des Barrierefreien Tourismus selbst nachlesen zu können. Und das ist erst jetzt möglich geworden.
Der „Tag des barrierefreien Tourismus“ wurde durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. Die Umsetzung erfolgt mit der Unterstützung durch den Länderarbeitskreis „Tourismus für Alle“, der Arbeitsgemeinschaft „Leichter Reisen – Barrierefreie Urlaubsziele in Deutschland“ und der AG Tourismus des Deutschen Behindertenrats (DBR).
An dieser interessanten Veranstaltung haben rund 350 Personen in Präsenz oder Online direkt teilgenommen, wozu die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) auf ihrer Homepage eine Möglichkeit geschaffen hatte.
Mit breiter und gründlicher Vorbereitung war es gelungen, einen interessanten Meinungs- und Erfahrungsaustausch zur Entwicklung der Reiseziele und ihrer zielgruppengerechte Produktgestaltung, zur Wissensvermittlung in Wissenschaft und Tourismuspraxis und zu den Möglichkeiten digitaler Barrierefreiheit mit Informationen für Alle sowie mit umfangreichen Informationen zu Leichte Sprache im Tourismus zu gestalten.
Großes Interesse fanden ebenso die Erfahrungen dazu wie jene aus Kehlheim, dem Saarland, der Welterberegion Anhalt-Dessau-Wittenberg und im Europa-Park, wo aktuell Barrierefreiheit umgesetzt wird.
Eine wirkliche Bereicherung für die Veranstaltung waren die Ausführungen von Eric Thill, dem Beigeordneten Minister für Tourismus und Minister für Kultur im Großherzogtum Luxemburg sowie des Leiters der Abteilung für Zugänglichkeit und Inklusion beim Tourismusbüro Englands, Ross Calladine. Beide konnten eindrucksvoll deutlich machen wie man mit zielstrebiger Arbeit und Ausdauer Barrierefreiheit und ein Tourismus für Alle erreichbar macht. Dazu zählten ebenso die Diskussion nationaler und internationaler Experten über die Wege zur Wissensvermittlung zur Barrierefreiheit in Wissenschaft und Praxis.
Nach einer längeren Zeit, da Veranstaltungen nur online stattfinden konnten sowie unter Berücksichtigung der Tatsache, dass sich das System „Reisen für Alle“ zur Zeit in einer Phase der Neuausrichtung befindet war dieser „Tag des barrierefreien Tourismus“ eine gute und wichtige Veranstaltung, von welcher allerdings unübersehbar in den Ausstellungen der Messe insgesamt, außer dem kleinen Stand von „Leichter Reisen“ nichts zu sehen war..
Sie zeigte jedoch ebenso und unübersehbar, dass bis dahin, wenn barrierefreie Angebote zur Normalität des Reiselandes Deutschland gehören, noch viel zu tun ist. So musste André Nowak, der Sprecher der AG „Tourismus“ beim Deutschen Behindertenrat, in seinem Grußwort darauf verweisen, dass er auf dem Messegelände zum LGBTQ-Tourismus, gebündelt in Halle 4.1 einen großen Themenpark mit vielen Ausstellern gesehen habe und es dort ergänzend von früh bis in den Abend attraktive Veranstaltungen gibt, die auch reichlich von der Messe Berlin beworben wurden. „Ja, queere Tourismus-Angebote sind wichtig“, so Nowak in seinem Grußwort „aber ich meine, der barrierefreie Tourismus ebenso“. Den barrierefreien Tourismus hatte er nur in Halle 27 im Bereich der DZT am Stand der AG Leichter Reisen gesehen.
Augenfällig war bei dieser Messe zudem, dass Menschen mit Behinderungen, entgegen den Bildern in den Städten, nicht gerade, na, sagen wir mal: „das Bild dominierten“. Genau genommen: Sie waren nur ausnahmsweise zu sehen. So gab es auch kaum Möglichkeiten der Aufnahme von Kontakten zu den potentiellen Kunden für ein Reisen ohne Behinderungen und auch der Funke der Erfahrungen von Behinderungen und Barrieren Betroffenen konnte kaum überspringen.
Daraus ergibt sich dann auch die im Namen der AG „Tourismus“ des DBR von André Nowak ausgesprochenen und an den Koordinator der Bundesregierung für Maritime Wirtschaft und Tourismus gerichteten Wunsch:“ Lieber Herr Janecek, ich würde ich mich freuen, wenn Sie gemeinsam mit der Deutschen Zentrale für Tourismus und der Messe Berlin dafür sorgen, dass im kommenden Jahr das Thema barrierefreies Reisen in den Messehallen und auf dem Messe-Kongress deutlich sichtbarer wird.“
Ein Wunsch, den man wohl einfach unterstützen sollte.
An Reisen und Tourismus interessierte Menschen, zu deren Lebenserfahrung Barrieren gehören, dürften den „Tag des barrierefreien Tourismus 2024“ vor allem online verfolgt haben. Für alle, die am 6. März dazu keine Zeit hatten, gibt es jetzt die Möglichkeit, dies nachzuholen und alle Debatten mit den vorgestellten Präsentationen auf den Seiten der DZT nachträglich zu sehen.