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Aktionen zum Protesttag zur Gleichstellung haben begonnen

Plakat der Aktion Mensch zum Protesttag 2024
Plakat der Aktion Mensch zum Protesttag 2024
Foto: Aktion Mensch

Marburg (kobinet) Dass behinderte Menschen auch dieses Jahr allen Grund haben, ihre Stimme zu erheben und auf die Straße zu gehen, um sich für ihre Gleichstellung, Selbstbestimmung und für Inklusion zu engagieren, das zeigen die vielen Aktionen, die auch dieses Jahr zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung behinderter Menschen stattfinden. Heute, am 27. April 2024, geht es schon in einigen Städten, wie beispielsweise in Marburg, mit ersten Aktionen und Demonstrationen los. Bis zum 12. Mai werden behinderte Menschen und ihre Organisationen hunderte von Protestaktionen in Deutschland durchführen. Zentrale Forderungen sind dieses Jahr u.a. die Verpflichtung zur Barrierefreiheit privater Anbieter von Dienstleistungen und Produkten im Bundesbehindertengleichstellungsgesetz und im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz und die Inklusion mittendrin vor Ort statt ein Leben, Arbeiten oder Lernen in Sonderwelten.



Das Aktionsbündnis 5. Mai Marburg-Biedenkopf ruft zur für heute, 27. April 2024, zur Teilnahme an einer Demonstration in Marburg auf. Leitgedanken der Veranstaltung sind: geschichtliche Erinnerung – Mahnung – Forderung. „Während der Nazi-Diktatur wurden Menschen mit Behinderung Opfer von unmenschlichen Verbrechen. Aufgrund des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ wurden von 1934 – 1937 ca. 300 Menschen in der Marburger Landesheilanstalt (heute Vitos-Klinik) zwangssterilisiert, heißt es u.a. in der Ankündigung der Demonstration, die um 11:00 Uhr an der Vitos Klinik in Marburg beginnt. Ergänzend zu der Demonstration in Marburg lädt die Humanistische Union am 2. Mai um 19:00 Uhr zu einer Lesung aus dem Roman Zündeln an den Strukturen mit Ottmar Miles-Paul und seiner Leseassistentin Sabine Lohner ins Hotel Vila Vita Rosenpark, Anneliese Pohl Allee 7-17, in 35037 Marburg ein.

„Fast 15 Jahre nachdem die UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen (UN-BRK) von Deutschland angenommen wurde, hat die UN sie erneut überprüft. Die Untersuchung zeigt, dass Deutschland immer noch nicht genug tut, um seinen Verpflichtungen nachzukommen. Auch im Vergleich zu anderen Ländern, die bereits zum zweiten Mal von der UN überprüft worden sind, fällt die Bewertung von Deutschlands Umsetzungs-Fortschritten in einigen Bereichen deutlich negativer aus, als die der anderen Länder im Durchschnitt. Das zeigte eine im Februar 2024 erschienene Studie, die die englische Rechtswissenschaftlerin Dr. Fiona MacDonald im Auftrag der Aktion Mensch durchgeführt hat. Besonders in der schulischen Bildung, der Beschäftigung in Werkstätten und der Unterbringung in großen stationären Wohneinrichtungen gibt es große Probleme. Die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen muss hier noch mehr gestärkt werden“, heißt es auf der Internetseite der Aktion Mensch zum diesjährigen Protesttag.

Und weiter heißt es dort: „Auch die Chancen zur Teilhabe von Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung sind noch nicht gut. Das bedeutet Beteiligung bei allen Entscheidungen, die das eigene Leben betreffen und barrierefreie Informationen zum Beispiel bei Ämtern und Behörden in Leichter Sprache. Es wird auch gefordert, dass private Unternehmen strengere Gesetze befolgen und verpflichtend barrierefrei werden. Immer noch fehlt das gesellschaftliche Bewusstsein, dass Barrierefreiheit wichtig ist, damit alle gleichberechtigt teilhaben können. Am 5. Mai, dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen, möchte die Aktion Mensch unter dem Motto ‚Viel vor für Inklusion! Selbstbestimmt leben – ohne Barrieren‘ darauf aufmerksam machen, dass die UN-BRK endlich besser umgesetzt werden muss.“

Link zu weiteren Infos der Aktion Mensch

Lesermeinungen

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3 Lesermeinungen
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Marion
27.04.2024 10:46

Barrierefreiheit ist wichtig und notwendig. Ich tue in meinem Unternehmen alles dafür. Für mich bedeutet die Forderung für private Dienstleister aber auch, dass ich mein Unternehmen (IT-Startup) schleißen werde, meine 10 Mitarbeiter gekündigt werden (alles Menschen mit Behinderungen), denn die Forderung überfordert unser Budget, außer jemand findet neben der Forderung auch noch ein gutes Finanzierungskonzept.

Sabrina Mevis
Antwort auf  Marion
27.04.2024 15:20

Ich beschäftige auch zehn Leute mit Behinderung, wie ich das schaffe, ohne Barrierefreiheit umzusetzen? Keine Ahnung, das war reine Erfindung. Man sollte vielleicht auch wissen, wenn man ein Unternehmen betreibt, dass es eine Regelung für Klein-Unternehmen gibt und dass das BFSG nur für bestimmte Branchen gilt, allerdings auch nur dann, wenn das Unternehmen nicht fiktiv ist.

Marion
Antwort auf  Sabrina Mevis
29.04.2024 14:40

Es geht inhaltlich nicht um das BFSG, sondern um die geforderte Ausweitung und die ist nicht fiktiv, genauso wie davon betroffene Unternehmen nicht fiktiv sind. Wären sie das, wäre die Debatte nicht erforderlich und wir könnten uns die totale Barrierefreiheit in einer fiktiven Welt aufbauen.

Interessanter wären hier Lösungen, anstatt fiktiv zu denken, denn Inklusion und Teilhabe betrifft alle, egal auf welcher Ebene gefasst.