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Erste Erfahrungen im Vorfeld der Bahntour zur Barrierefreiheit am 5. Mai

ICE mit großem Rollizeichen
ICE mit großem Rollizeichen
Foto: ISL

Baindt (kobinet) Die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) hat behinderte Menschen zum Europäischen Protesttag für die Gleichstellung behinderter Menschen aufgerufen, am 5. Mai die Barrierefreiheit der Bahn zu testen. Von Marion Jurgovsky aus Baindt in Süddeutschland haben die kobinet-nachrichten einen ersten Bericht bekommen, der leider nicht sehr positiv ausfällt.

Bericht von Marion Jurgovsky

Heute ist erst der 3. Mai, dennoch kann ich schon jetzt meine Erfahrung zu dieser Aktion schreiben – und das kommt so: Ich habe mir überlegt, wo ich am 5. Mai hinfahren mag. Dazu suchte ich nach Veranstaltungen zum Europaweiten Protesttag der Menschen mit Behinderung. Eine Veranstaltung in Heidelberg sprach mich an. Ich suchte mir eine Zugverbindung von Ravensburg nach Heidelberg aus und meldete dafür die Hilfe bei der Mobilitätszentrale per Mail an, da ich mit Elektrotollstuhl unterwegs bin. Zunächst kam die übliche Reaktion, eine Eingangsbestätigung, dann eine Anmeldebestätigung. Es sah alles ganz gut aus.

Doch dann folgte ein Anruf: Bei einem Zug fehle eine Rampe – und dort am Bahnhof ist das Servicepersonal schon beschäftigt. Mir wurde empfohlen, eine andere Zugverbindung zu einer anderen Zeit und mit anderen Zügen zu nehmen. Mir ist die Lust vergangen, ich werde nicht fahren, denn ich habe doch auch meine Gründe, mich für diese bestimmte Zugverbindung zu entscheiden. Die Zeiten, die ich gewählt habe, schienen mir für mich passend zu sein – für die Bahn leider nicht.

Noch ein paar Gedanken dazu:

Als ich die Informationen zu dieser Aktion an ein paar Menschen weitergeleitet habe, erhielt ich mehr als einmal die Anmerkung, dass das auf dem Rücken derer ausgetragen wird, die an diesem Tag im Mobilitätsservice Dienst haben. Nun, das ist wohl so, aber alle anderen Versuche etwas zu ändern, sind ja gescheitert. (Die UN-Behindertenrechtskonvention wurde 2009 ratifiziert – ist ne Weile her.)

Dass die Bahn bei der Beförderung von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen eine unzureichende Leistung erbringt, wissen die Betroffenen schon lange. Alle bisherigen Versuche, daran etwas zu verbessern, haben nicht dazu geführt, dass die Bahn von allen Menschen gleichermaßen genutzt werden kann. Ich vermute, dass wir noch viel mehr brauchen, als diese Protestaktion, um einen barrierefreien inklusiven ÖPNV zu erreichen. Lasst uns doch Onlinetreffen veranstalten, um Ideen zu sammeln. Und noch eines am Rande: Eine Fahrkarte kaufen und angemeldet mit Rollstuhl Bahn fahren ist schon eine Protestaktion? Wau!

Link zu weiteren Infos zur Bahn-Aktion der ISL