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Zero-Projekt Award 2023 an Projekt Begleitete Elternschaft von MOBILE aus Dortmund

Plakat Zero Projekt AWARD WINNER 2023 MOBILE
Plakat Zero Projekt AWARD WINNER 2023 MOBILE
Foto: Tobias Franke

Wien / Dortmund (kobinet) Am 21. Februar beginnt in Wien die Konferenz zum diesjährigen Zero Award mit einer Auftaktveranstaltung im österreichischen Parlament. Zwei Vertreterinnen des Vereins MOBILE - Selbstbestimmtes Leben Behinderter aus Dortmund sind dabei, um das MOBILE-Projekt Begleitete Elternschaft dort als eines von fünf ausgewählten vorzustellen. Zero steht in diesem Fall für "Null Barrieren" und ein Projekt des Dortmunder Vereins, der in diesem Jahr seit 40 Jahren besteht, ist durch das internationale Auswahlverfahren auf die Liste der Zero Award-Preisträger 2023 gelangt. Darauf hat das Team von MOBILE die kobinet-nachrichten aufmerksam gemacht.

„Das Projekt ‚Begleitete Elternschaft‘ von ‚MOBILE – Selbstbestimmtes Leben Behinderter e.V.‘ aus Dortmund erhält den Zero Project Award 2023. Null Barrieren weltweit- das ist das Ziel, das sich die private österreichische Essl-Stiftung gesetzt hat. Wie man dieses Ziel erreichen kann, wird anhand einer Projektdatenbank, in die die international erfolgversprechenden Beispiele aufgenommen werden, dokumentiert: als Inspiration für die ganze Welt. Allerdings bedarf es einer genauen Prüfung, um in diese Datenbank der guten Beispiele aufgenommen zu werden. Jedes Jahr erfolgt im Frühjahr eine globale Einladung durch das Zero-Project-Team, alle Projekte die auf ‚inclusive, innovative and scalable (also inklusive, innovative und übertragbare)‘ Art zum barrierefreien Leben behinderter Menschen beitragen, für den Award einzureichen. Nach einem Mitglieder-Peer-Review wurde die ‚Begleitete Elternschaft‘ in die Shortlist zum Award aufgenommen. Aus dieser Shortlist wiederum wurden weltweit 74 Projekte, insgesamt zwei aus Deutschland, ausgewählt und als ‚Awardees 2023‘ nominiert. Auf dem Informationsportal ‚begleitete-elternschaft-nrw.de‘ haben die Projektakteure ihre Forschungs- und Erfahrungsergebnisse aus einer dreijährigen Modellphase in Form der ‚Leitlinien zu Qualitätsmerkmalen Begleiteter Elternschaft NRW‘ zusammengefasst“, heißt es in einer Presseinformation des ZERO-Projekts.

Die „Begleitete Elternschaft“ ist ein Unterstützungsangebot für Menschen mit Lernschwierigkeiten, alias Menschen mit geistiger Behinderung. Es ist eines von vielen Puzzleteilen, das ihnen dabei hilft, ihr Menschenrecht auf selbstbestimmtes Leben praktisch umzusetzen. Die „Begleitete Elternschaft“ beinhaltet den Aufbau von Strukturen, die Eltern und Kinder darin unterstützen, dass sie zusammenleben können. Lange Zeit war es üblich, Kinder aus diesen Familien herauszureißen und sie in Pflegefamilien oder anderen Institutionen unterzubringen, weil man den leiblichen Eltern die Fähigkeit, ihren Kindern ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen, absprach. Es war ein Tabu, Menschen mit Lernschwierigkeiten im Hinblick auf Sexualität, Fortpflanzung und familiäres Leben als gleichberechtigt anzuerkennen. Die „Begleitete Elternschaft“ zeigt Wege in die Normalisierung. Sowohl die Bedürfnisse der Eltern wie die der Kinder werden ernst genommen und durch Vernetzung, Information und Unterstützung werden Barrieren für ein gutes Familienleben abgebaut, heißt es vonseiten des ZERO-Projekts.

Das sei es, was die Jury des Zero-Award am 23. Februar in Wien auszeichnet und somit dem weltweiten Netzwerk präsentiert und zur weiteren Verbreitung und Entwicklung zur Verfügung stellt. Außerdem wurde das Dortmunder Projekt als eines von fünfen zur Auftaktveranstaltung des Zero-Awards am 21. Februar in das österreichische Parlament eingeladen. Fünf Abgeordnete haben zu dieser Gelegenheit jeweils ein Zero-Award-Projekt ausgewählt, das sie bei dieser Auftaktveranstaltung im Parlament vorstellen möchten, weil sie es besonders interessant finden. Das Motto der Auftaktveranstaltung lautet: „Politische Teilhabe von Menschen mit Behinderung“ – Fünf internationale Lösungen und fünf Abgeordnete. Die „Begleitete Elternschaft“ ist von der Abgeordneten Kira Grünberg (ÖVP) in den Nationalratssaal eingeladen worden. Für die Begleitete Elternschaft des Vereins MOBILE Selbstbestimmtes Leben Behinderter e.V. werden Ulla Riesberg vom Unterstützungsangebot und Birgit Rothenberg vom Vereinsvorstand an der Auftaktveranstaltung teilnehmen und auch den Preis in Empfang nehmen. Eine schöne Auszeichnung für den Verein, der 2023 auch sein 40-jähriges Bestehen feiert.

„Im Jahr 2023 wird der in Dortmund ansässige Verein „MOBILE – Selbstbestimmtes Leben Behinderter“ 40 Jahre alt. Es war und ist immer noch nicht selbstverständlich, dass Menschen mit Behinderung selbst über ihren Aufenthaltsort, ihre Berufsauswahl, ihre Partnerund Elternschaft entscheiden. Aber seit 40 Jahren ist unser Verein Anlauf- und Netzwerkstelle für Menschen mit Behinderung und versteht sich auch als politische Interessenvertretung. Mit dem von der UNO 1981 ausgerufenen Jahr der Behinderten, das in der Westfalenhalle Dortmund eröffnet, von den Behinderten selbst in ‚Jahr der Behinderer‘ umgetauft und mit dem Motto ‚Jedem Krüppel seinen Knüppel‘ in revolutionäre Dimensionen katapultiert wurde, begann eine wichtige Phase. Diejenigen, denen man zuvor eher eine passive Rolle zugedacht hatte, nutzten die durch die UNO erweckte Aufmerksamkeit, um ihr Recht auf Selbstbestimmung einzufordern. So auch in Dortmund: Andere Voraussetzung im Alltagsleben, die sich aus einer körperlichen Beeinträchtigung oder anderen Lernmöglichkeiten ergeben, durch möglichst barrierefreie öffentliche Räume und stärkende Beratung (Empowerment) auszugleichen, ist seit Vereinsgründung 1983 unser Ziel. Es geht uns um das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben, das inzwischen, seit 2009 in Deutschland als geltendes UN-Recht festgeschrieben ist“, heißt es in einer Presseinformation von MOBILE. .

Schwerpunkte des Vereins liegen auf Beratungsangeboten in den Bereichen Teilhabe, Wohnen und Persönliches Budget jeweils mit der Möglichkeit von Peer-Counseling, also Beratung von Menschen mit Behinderung für Menschen mit Behinderung. MOBILE ist u.a. ein anerkannter Träger einer „EUTB“, einer ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatungsstelle, gefördert vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales.

• Weiterer Arbeitsschwerpunkt ist das „Ambulant unterstützte Wohnen“, das für Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen und Unterstützungsbedarf angeboten wird. Außerdem gibt es den Bereich der „Begleiteten Elternschaft“ für Eltern mit Lernbeeinträchtigungen. Dadurch will MOBILE dazu beitragen, dass Eltern und Kinder nach Möglichkeit selbstständig unter einem gemeinsamen Dach leben können.

Weitere Tätigkeitsfelder des Vereins sind der Bereich der „Persönlichen Assistenz“ und des „Persönlichen Budget“ für Menschen mit Behinderungen, in dem MOBILE vor allem beratend tätig ist, Und dann gibt es noch den Bereich der Inklusion. Hier ist MOBILE in drei Projekten aktiv, dem Künstlerstammtisch von „Chicco – we are one“, der Upcycling – Werkstatt „WERTstatt“ und dem „Kompetenzzentrum Selbstbestimmtes Leben im Regierungsbezirk Arnsberg“, das als Anlaufstelle in allen Belangen von Menschen mit Behinderungen seine Strahlkraft auch aus der Verknüpfung mit den weiteren nordrhein-westfälischen Kompetenzzentren zieht.