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Jean Maggi will ins All fliegen

Ausschnitt aus Berliner Zeitung vom 28.12.22
Abenteurer in der Berliner Zeitung
Foto: sch

Berlin (kobinet) Jean Maggi bezwang mit seinem Handbike einen Himalaja-Gipfel. Jetzt will er ins All fliegen und erneut zeigen, dass Menschen mit Behinderung Großes schaffen können. Über eine Begegnung mit dem 60-jährigen Argentinier berichtet heute die Berliner Zeitung: Auf einmal war alles ganz leicht, der Körper schwerelos. Für einen Moment empfand Jean Maggi dieses herrliche Gefühl, als vorne der Pilot die Boeing 727 erst nach oben steigen und dann abkippen ließ. Als die Flugbahn eine Parabel beschrieb und hinten im leer geräumten Teil der Maschine die angehenden Raumfahrer zu schweben begannen.

Auch Maggi in seinem blauen Overall. Seine Gehhilfen schob er beiseite, er benötigte sie nicht. Für einen kurzen Augenblick nur, doch der brachte ihn der Ewigkeit ein großes Stück näher, dem Eintrag in die Geschichtsbücher: erster Mensch mit Behinderung im Weltall.

Im diesem Frühjahr soll es so weit sein. „Wenn die zuständige US-Behörde FAA die Genehmigung erteilt, wovon ich ausgehe.“ Dann wird das Raumschiff des privaten Unternehmens Virgin Galactic abheben, mit zwei professionellen Astronauten und Maggi als Gast an Bord. Das Raumschiff wird zunächst huckepack auf einem Flugzeug in viereinhalb Kilometer Höhe transportiert, wo es abkoppelt und aus eigener Kraft weiterfliegt. Es durchstößt die Exosphäre, die äußerste Luftschicht, bleibt einige Minuten im Orbit und kehrt schließlich zur Erde zurück.

Drei Jahre lang bereitet sich Jean Maggi nun schon auf diese abenteuerliche Reise vor. Christian Schwager traf Maggi in einem Raum der ehemaligen Bötzow-Brauerei in Prenzlauer Berg, wo das Orthopädie-Unternehmen Otto Bock seine Berliner Sitz hat. Er wartet auf einen neuen Rollstuhl, den Techniker gerade an seinen Körper anpassen.

Er wuchs mit der Behinderung auf, machte Karriere als Geschäftsmann, wurde in seiner Heimatregion Cordoba Repräsentant des IT-Konzerns IBM. „Ich habe Computersysteme an verschiedene große Unternehmen verkauft.“ Autobranche, Softwarebranche, Big Business. Er führte ein hochtouriges Leben. „Ich habe 16 Stunden am Tag gearbeitet, mich von ungesunden Sachen ernährt. Zu viel Fett, zu viel Zucker, zu viel Salz. Ich rauchte, trank Alkohol. Eines Tages bin ich explodiert.“

Nach einem Herzinfarkt mit 37 Jahren war für ihn der Sport die Lösung. Er trainierte mit dem Handbike für sein erstes ehrgeiziges ZIel, den New-York-Marathon 2003. Maggi ist in der komfortablen Situation, dass seine Familie mehrere Mietshäuser besitzt. „Aber es bleibt dabei: Ich habe nur die Profession gewechselt. Früher arbeitete ich mit meinem Körper auf ungesunde Art. Jetzt arbeite ich damit, auf eine gesunde Weise.“

„Durch die Sache mit dem Himalaja hat die Öffentlichkeit von meiner Geschichte erfahren. Viele Leute interessierten sich dafür“, sagt Maggi dem Journalisten. Er wollte die Aufmerksamkeit nutzen und gründete mit seiner Frau die Jean Maggi Foundation. Sie vermittelt Rollstühle an Menschen, die sich solch ein Hilfsmittel nicht leisten können. „Mein Gedanke war, dass Sport anderen helfen soll, wie er mir geholfen hat.“

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Uwe Heineker
28.12.2022 13:58

Drücke alle Daumen, dass dieses Vorhaben gelingt und der Genuss der Schwerelosigkeit voll zum tragen kommt!