
Foto: Andy Vogelsang
DRESDEN (kobinet) Ende September trafen sich dreißig politisch engagierte Menschen mit Behinderung aus Sachsen im barrierefreien Stadtteilzentrum EMMERS und haben darüber beraten wie sie ihre Wirksamkeit in den verschiedenen politischen Zusammenhängen und Gremien auf Landes- und kommunaler Ebene erhöhen und aktiv Politik mitgestalten können. Als Rahmen dafür wurden die Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe Sachsen, die Liga Selbstvertretung oder im Sächsischen Landesbeirat für die Belange von Menschen mit Behinderung gesehen. Auch eine ganz neu zu gründende Organisation wurde in Betracht gezogen.
Einig waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in ihrem Verständnis darüber, dass Selbstvertretung bedeutet, nicht Menschen ohne Behinderungen entscheiden über oder für Menschen mit Behinderung, sondern sie kämpfen selbst dafür, dass sich ihr Leben verbessert und sie gleichberechtigt an allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens teilnehmen und mitentscheiden – getreu dem Grundprinzip der internationalen Behindertenbewegung „Nichts über uns – ohne uns!“.
Intensiv diskutierten die Teilnehmenden darüber, wie Selbstvertretung und Interessensvertretung konkret ausgestaltet werden können.
Anschließend konkretisierten die Versammelten ihre Zielstellungen in drei Arbeitsgruppen. So berieten sie zum einen darüber, wie ein entsprechendes Konzept für eine Selbstvertretung beziehungsweise Vertretung von Interessen von Menschen mit Behinderung in Sachsen aussehen kann.
Die Teilnehmer des Workshops entwickelten Ideen, wie das Ehrenamt durch das Hauptamt unterstützt werden und die Teilhabe von Menschen mit Behinderung durch Öffentlichkeitsarbeit eine größere Lobby in der Politik erhalten kann.
Eine große Bedeutung wurde dabei Empowerment-Schulungen zur Stärkung von Kompetenz, Motivation und Eigenverantwortung der Expertinnen und Experten in eigener Sache beigemessen.
Aber auch die Veränderung von bestehenden Strukturen, so wurde herausgearbeitet, sei wichtig. Als Möglichkeiten wurde auf die Ausstattung von kommunalen Behindertenbeiräten mit Rede-, Antrags- und gegebenenfalls Vetorecht, etwa bei nicht barrierefreien Baumaßnahmen im öffentlichen Raum, verwiesen. Ebenso müsste der Sächsische Landesbeirat für die Belange von Menschen mit Behinderung seine Wirksamkeit erhöhen. Neben dem dringenden Wunsch, bestehende Selbstvertretungsorganisationen zu stärken, gab es auch die Idee, ein Zentrum Selbstbestimmt Leben in Sachsen zu gründen.