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Berlin (kobinet) Ottmar Miles-Paul wird für seinen wegweisenden, konsequenten und kämpferischen Einsatz mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Arbeits- und Sozialminister Hubertus Heil zeichnete heute mehrere Persönlichkeiten mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus. Der Behindertenrechtler aus Kassel hat mit seinem langjährigen persönlichen Engagement den behindertenpolitischen Paradigmenwechsel von der Fürsorge zur Selbstbestimmung behinderter Menschen in einer inklusiven Gesellschaft vorangetrieben. Jenny Bießmann nahm die Gratulation entgegen, da Ottmar Miles-Paul nicht in Berlin sein kann. Er ist zur Hochzeit seines Sohnes in die USA gereist.
Miles-Paul ist selbst seh- und hörbehindert und hat während eines 15-monatigen Aufenthaltes in Berkeley, San Francisco, die Behindertenpolitik der USA Ende der 1980er Jahre kennengelernt. 1993 bis 1999 baute er als Geschäftsführer die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) auf.
Seit Jahrzehnten setzt er sich für Selbstbestimmung und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen sowie für eine barrierefreie Umweltgestaltung ein. Er versteht Information als Schlüssel zur Teilhabe und betreibt aktiv Öffentlichkeitsarbeit. Als Buchautor, als ehrenamtlich arbeitender Publizist und als Initiator und Vorstand des Online-Informationsportals kobinet-nachrichten.
Seit Inkrafttreten des Bundesbehindertengleichstellungsgesetzes im Jahr 2002 engagiert er sich mit großem persönlichen Einsatz für gemeinsame Ziele privater Unternehmen und Behindertenverbände für mehr Barrierefreiheit. In den ersten Jahren wurden dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales mehr als die Hälfte aller bundesweit vorgelegten Zielvereinbarungen aus Rheinland-Pfalz gemeldet – Dank seiner Hartnäckigkeit und Überzeugungskraft.
Darüber hinaus etablierte er sich als geschätzter Experte, der mehrfach durch sachlich-pragmatische Beiträge zur Problemlösung bei der behindertenpolitischen Gesetzgebung beitrug. Der besondere Einsatz von Ottmar Miles-Paul zeichnet sich durch einen übergreifenden Ansatz aus, bei dem er über die aufgebauten Netzwerke verschiedene Interessen, Akteure und Politikbereiche zu Gunsten von Gleichstellung und Inklusion zusammenbringt.
Von 2001 bis 2008 griff er das Thema Barrierefreiheit im Straßenverkehr als Stadtverordneter in Kassel auf. Auf sein Engagement als Landesbeauftragter für die Belange behinderter Menschen in Rheinland-Pfalz von 2008 bis 2012 ist es zurückzuführen, dass die rheinland-pfälzische Landesregierung als erstes Bundesland einen Aktionsplan zur Umsetzung der Behindertenrechtskonvention der Vereintebn Nationen entwickelte.

Bei dem Festakt heute Abend im Berliner Kleisthaus freuten sich mit Jenny Bießmann weitere Menschen, die mit dem Ordensträger verbunden sind, über die Ehrung von Ottmar Miles-Paul. Die Thüringerin lebt in Berlin, seit 2009 mit 24- Stunden- Assistenz im Arbeitgebermodell.
Link zur Aufzeichnung der Veranstaltung zur Ordensverleihung – ab Minute 14