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„Ich bin nicht so behindert wie ihr mich macht“

Alter Bahnwaggon, mit Gebüsch überwachsen
Alter Bahnwaggon, mit Gebüsch überwachsen
Foto: Hands off my tags! Michael Gaida

München (kobinet) Ein Instagram Post von vor sechs Tagen macht derzeit die Runde im Netz. Die Musikerin Panah, wegen einer Behinderung Rollstuhlnutzend, ist sehr viel unterwegs und nutzt dabei die Deutsche Bahn bzw. sie möchte das gern. Aber immer wieder legt der Konzern ihr Barrieren in den Weg. In dem Post macht sie sich ihrer Verzweiflung Luft und beschreibt, wie sie eben nicht ohne Bedingungen mobil ist.

Deutsche Bahn – you keep breaking my heart. Die Mitarbeiter, die mir wehtun sehe ich meistens nie mehr, aber ihre Handlungen brennen sich seit Jahren in meine Seele“ schreibt die Musikerin Panah auf Instagram. Ihrer Verzweiflung und ihrem Schmerz macht sie in einem Video Luft. Es geht um einen Vorfall am Münchner Hauptbahnhof, bei der sie wegen einer fehlenden Anmeldung bei der Servicehotline fast keine Einstiegshilfe bekommen hat. Die Deutsche Bahn, bei der es nicht möglich ist, als Rollstuhlfahrer*in spontan zu reisen, verletzt Menschen in ihrer Seele. Immer noch müssen Kund*innen mit Behinderung bei der Servicehotline mindestens 24 Stunden vorher anrufen, um entsprechende Hilfen zu buchen. Tatsächlich bewirken die ständigen „Betteleien“ um Unterstützung psychischen Schmerz. Das wird beim Betrachten dieses Videos sehr deutlich.

Aber auch bei hart gesottenen Aktivisten, wie Raul Krauthausen, liegen die Nerven mittlerweile blank. Hier ein Auszug aus seiner letzten Rundmail:

„Ich bin in einem Dilemma. Einerseits möchte ich kein unnötiges Bahn-Bashing betreiben, als wäre die Bahn ein grundböses Ziel, auf das ich mich eingeschossen habe. Denn ich mag die Bahn, ich mag Bahnfahren und ich finde es gerade heutzutage enorm wichtig, dass wir innerhalb Deutschlands auch für weite Strecken eine attraktive Alternative zum Flugzeug und Auto haben. Deutsche Bahn, Prima!“

Aber warum können (dürfen) Menschen mit Behinderung immer noch nicht (im Jahre 2022) spontan Reisen? Auch das neun Euro Ticket hat gezeigt, dass es mit der Barrierefreiheit überhaupt nicht gut bestellt ist. Viele Menschen mit Behinderung mussten auf dem Bahnsteig stehen bleiben.

Ich selber nutze die Deutsche Bahn nicht, aber ich würde ebenso verzweifeln, wenn ich wohin fahren wollte.

Lesermeinungen

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2 Lesermeinungen
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Marion
06.09.2022 06:45

Die Probleme sind ja bekannt. Abstellen kann das nur die Deutsche Bahn selbst, oder indem betroffene sich mehr dafür engagieren. Gut wären Protestaktionen, bundesweit, beispielsweise vor jedem Hauptbahnhof. Nur darf das eben nicht nur mit 2-3 betroffenen geschehen, hier müssten pro Ort mindestens mehrere 100 Personen organisiert werden. Auch darauf aufmerksam gemacht werden, dass es ein Recht auf Teilhabe gibt und dieses Recht nicht durch zeitliche Willkür eingeschränkt werden darf

Daniela Blomeyer, Diplom Juristin
01.09.2022 18:02

Ich habe mir gestern das Video von der Musikerin Panah auf Instagram angesehen. Musste meine Tränen zurückhalten, da sie es sehr eindringlich unter Tränen geschildert hat, was ihr durch die Bahn widerfahren ist. Ist mEn das Erleben von vielen Menschen mit Behinderung.
P.S.: Bin selber durch meine MS behindert GdB 100 mit aG und G und kann es komplett nachvollziehen, da ich ähnliches schon erlebt habe.